Arzneimittel: So schonen Sie die Nieren
Die medikamentös bedingte Nierenschädigung kann sich an verschiedenen Strukturen des Nephrons abspielen, schreiben Privatdozent Dr. Bernd Krüger und seine Kollegen der Universitätsmedizin Mannheim.
Die Autoren unterscheiden vier Mechanismen der Nephrotoxizität:
- die hämodynamisch induzierte, indirekte Nephrotoxizität (z.B. durch NSAR, ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten oder Calcineurin-Inhibitoren)
- die akute Tubulusnekrose (z.B. durch Aminoglykoside, Cisplatin, Kontrastmittel)
- die intratubuläre Obstruktion (z.B. durch Aciclovir, Methotrexat)
- die tubulointerstitielle Nephritis (durch NSAR, Penicilline, Cephalosporine u.a.)
Schon bei leichter Niereninsuffizienz ist das Risiko für nephrotoxische Wirkungen unter der Einnahme von NSAR und COX-2-Hemmern erhöht. Eine entscheidende Rolle spielen auch Therapiedauer, Menge und Art des eingesetzten Medikaments, wobei Indometacin die höchste Komplikationsrate aufweist, schreiben die Experten in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“. Sie raten, NSAR möglichst niedrig zu dosieren und möglichst nur über einen kurzen Zeitraum einzusetzen.
Nierenfunktion – Blutdruck und Kreatinin überwachen
Ist eine Dauertherapie erforderlich, sollte man das Kreatinin kontrollieren und für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen. Unter der Therapie mit ACE-Hemmern bzw. AT1-Antagonisten kommt es nicht selten zu einem leichten Anstieg des Serumkreatinins, das nach dem Absetzen reversibel ist.
Sicherheitshalber empfehlen die Autoren bei Risikopatienten ein langsames Einschleichen der Dosis und regelmäßige Kontrollen von Blutdruck und Nierenfunktion sowie eine ausreichende Hydrierung. Sollte sich trotzdem eine leichtgradige Nierenfunktionsstörung manifestieren, ist der Nutzen einer fortgesetzten Therapie gegen den potenziellen Schaden abzuwägen.
Nierenschutz bei Cisplatin-Therapie: Täglich 4 Liter trinken
Etwa 10 bis 20 % der Patienten entwickeln unter einer Aminoglykosidtherapie eine Tubulusnekrose in unterschiedlicher Ausprägung. Auch hier hängt es von Risikofaktoren wie Lebensalter, Komedikation und der Therapiedauer ab, ob es zu Nierenschäden kommt. Eine tägliche Einmalgabe mit engmaschiger Blutspiegel- und Nierenfunktionskontrolle und ausreichender Flüssigkeitszufuhr ist zu empfehlen.
Auch bei Cisplatin, einem gängigen Bestandteil vieler Chemotherapie-Protokolle, lässt sich die Gefahr von Nierenproblemen mit Dosisreduktion und ausreichender Bewässerung (mindestens 4 l/Tag) senken. Unter Virustatika wie Aciclovir können unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Flankenschmerz das akute Nierenversagen ankündigen. Die Therapie besteht in sofortigem Absetzen des Medikaments und ausreichender Hydrierung (in schweren Fällen eventuell Dialyse).
Bei Exanthem sofort absetzen
Bei der Hochdosis-Therapie mit Methotrexat (> 1 g/m2) ist die Nephrotoxizität eine klassische Nebenwirkung. Abhilfe schaffen kann eine Urin-Alkalisierung und der Verzicht auf tubulär sezernierte Komedikation (NSAR, Penicilline). Akute tubulointerstitielle Schädigungen werden oft von einem Arzneimittelexanthem begleitet. Hier bedarf es eines sofortigen Absetzens des auslösenden Agens, unterstützend kann eine kurzzeitige Steroidgabe erwogen werden.
Quelle: Bernd Krüger et al., Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 1873-1877