Häufige Fehlerquellen bei der Inhalation
Druckgas-Dosieraerosole scheinen Studiendaten zufolge nicht unproblematisch zu sein: Es kann zu Fehlern bei der Verabreichung kommen. Nur knapp 80 Prozent der Patienten wenden diese Dosieraerosole richtig an – bei alten Menschen sind es sogar nur 36 Prozent.
Das schreibt Professor Dr. rer. nat. Thomas Beck von der Universität Rostock in der Zeitschrift „Arzneiverordnung in der Praxis“.
Für eine erfolgreiche Inhalation wird von den Patienten auch einiges an Koordination gefordert. Der Sprühstoss muss kurz nach dem Beginn des Einatmens ausgelöst werden, danach muss der Atem fünf bis zehn Sekunden angehalten werden. Da aufgrund des hohen Wirkstoffanteils leicht Ablagerungen auftreten können, sollte das Mundstück mindestens einmal pro Woche abgenommen und gereinigt werden.
Typische Patientenfehler sind: Die Verschlusskappe wird nicht vom Mundstück entfernt, der Sprühstoss geht in die Raumluft oder Sprühstoss und Einatmen sind nicht aufeinander abgestimmt. Oft vergessen Patienten auch das Schütteln vor der Anwendung oder das Gerät ist völlig verklebt und funktionsunfähig.
Mit Spacer landet weniger im Mund
Ein weiteres Problem: Durch die hohe Austrittsgeschwindigkeit lagern sich Wirkstoffpartikel in Mundhöhle und Rachen ab. Dies kann durch eine vorgeschaltete Kammer verhindert werden, ein solcher Spacer hat zudem den Vorteil, dass der Patient Sprühstoss und Einatmung nicht mehr koordinieren muss.
Keine Koordinationsprobleme und dadurch auch weniger Fehlanwendungen gibt es bei den atemzuggesteuerten Inhalatoren. Bei diesen Geräten wird der Sprühstoß durch die Einatmung des Patienten ausgelöst. Voraussetzung für eine erfolgreiche Anwendung ist ein Atemfluss von 25 bis 30 l/min. Damit der Wirkstoff auch tatsächlich sein Ziel erreicht, muss der Patient das Mundstück fest mit den Lippen umschließen.
Atemfluss stark genug für den Pulverinhalator?
Auch bei treibgasfreien Pulverinhalatoren wird die Wirkstoffabgabe durch den Atemzug ausgelöst. Sie haben den Vorteil, dass der Kältereiz durch das Treibgas entfällt und die Austrittsgeschwindigkeit gering ist. Nachteil dieser Systeme ist der hier erforderliche relativ kräftige Atemfluss, der in manchen Geräten bis zu 60 l/min betragen muss. Patienten mit akuter Atemnot oder stark eingeschränkter Lungenfunktion tun sich mit Pulverinhalatoren oft schwer und für Kinder unter sechs Jahren sind sie generell nicht geeignet.
Ein weiterer Nachteil kann die Feuchtigkeitsempfindlichkeit sein. Bei Feuchtigkeit – z.B. wenn aus Versehen in das Gerät hineingeatmet oder die Pulverkapsel mit feuchten Händen eingelegt wird – verklumpt das Pulver leicht. Nach dem „Laden“ mit der Pulverkapsel darf das Gerät ausserdem nicht mehr geschüttelt oder in der Tasche herumgetragen werden, da sonst Dosisverluste auftreten können.
Bei wiederbeladbaren Systemen liegt das Pulver für eine Einzeldosis in Hartkapseln oder Einzelblistern vor, die dann im Gerät durch einen Metalldorn angestochen werden. Durch Geräusche (z.B. ein Klicken) wird dem Patienten das korrekte Laden signalisiert. Hier sollten Sie sichergehen, dass Ihr Patient die Kapseln nicht irrtümlich oral einnimmt – auch das ist in der Praxis schon vorgekommen.
Nicht wiederbeladbare Pulverinhalatoren haben ein Mehrdosisreservoir. Hier beklagen Patienten manchmal, dass sie die Inhalation gar nicht merken. Das liegt daran, dass das Inhalat keine z.B. süsslich schmeckenden Hilfsstoffe, sondern nur den reinen Wirkstoff enthält.
Referenz
Thomas Beck; Arzneiverordnung in der Praxis 2012; 39: 54-56