Typ 1 Diabetiker: Lebensgefahr im Schlaf
Ein Fallbeispiel zur Lebvensgefahr im Schkaf: Zwischen neun Uhr abends und Mitternacht hatte der Glukosesensor des 23-Jährigen noch hohe Blutzuckerspitzen registriert. Daraufhin verabreichte ihm seine Insulinpumpe binnen drei Stunden fünf Boli mit insgesamt knapp 7,5 IE.
Nächtlicher Tod durch zuviel Insulin?
Der Sensor verzeichnete einen steilen Blutzuckerabfall bis unter 30 mg/dl. Dann versagten auch die letzten gegenregulatorischen Mechanismen, der junge Mann starb frühmorgens in der Hypoglykämie.
Der nächtliche Tod aus heiterem Himmel scheint vor allem junge Typ-1-Diabetiker zu treffen, Männer häufiger als Frauen. Wirklich gut untersucht ist das Phänomen nicht, erklärte Professor Dr. Simon Heller, Universität Sheffield, beim Europäischen Diabetes-Kongress.
Verlängerte QT-Zeit plus Elektrolyt-Entgleisung
Es ist aber bekannt, dass Hypoglykämie und Hyperinsulinämie das QT-Intervall verlängern können, indem sie die Repolarisation der Myozyten hinauszögern, was durch die insulininduzierte Hypokaliämie noch verstärkt wird. Inwieweit diabetesbedingte kardiale Neuropathien und abnorme Vagusreaktionen dies noch steigern, ist schlecht untersucht.
Nächtliche EKG-Aufzeichnungen von Typ-1-Diabetikern zeigen jedenfalls, dass es beim Absinken des Blutzuckers unter die Hypo-Schwelle zu Bradykardien, Extrasystolen und ektopen Vorhoferregungen kommen kann. Auch nicht kardiale und nicht vaskuläre Mechanismen könnten die tödliche Gefahr durch Hypoglykämien erhöhen, ergänzte Professor Dr. Brian Frier, Universität Edinburgh. Gemeint sind Unfälle, Stürze, verlängerte komatöse Zustände, Krampfneigung sowie das gesteigerte Risiko für ischämische oder hämorrhagische Schlaganfälle.
Hirntod durch Neuroglykopenie eher selten
Dass akute schwere zerebrale Unterzuckerungen im Sinne einer Neuroglykopenie zu dauerhaften Hirnschäden oder Hirntod führen, hält Prof. Frier jedoch für selten: Dies komme allenfalls infolge einer (oft suizidalen) Insulinüberdosis oder massiven Alkoholintoxikation vor.
Das ZNS kann im Notfall seinen Energieverbrauch über Stunden auf ein Minimum drosseln, so der Referent: Dass ein Patient ins Koma fällt oder den Hirntod erleidet, setze mindestens sechs Stunden Exposition mit sehr niedrigen Blutzuckerspiegeln voraus. Protrahierte Hypoglykämien können aber durchaus Hirnschäden verursachen, vor allem im Kortex und Hippocampus, und dann ausgeprägte intellektuelle Defizite nach sich ziehen.
Quelle: Europäischer Diabeteskongress