12. Okt. 2012

Konjunktivitis: Welche Antibiotika wirken?

Eine Expertin erläutert, wann der Antibiotika-Einsatz sinnvoll ist. Bei der bakteriellen Konjunktivitis unterscheidet man drei Formen, hyperakut, akut und chronisch.

Hyperakute Konjunktivitis: Bindehautabstrich obligat!

Patienten mit hyperakuter Entzündung klagen typischerweise über Schmerzen und bei ihnen erkennt man viel eitriges Sekret und eine ausgeprägte Enzündung. Weil hinter einem solchen Befund häufig eine Infektion mit Neisseria gonorrhoeae steckt, sind Bindehautabstriche für Kultur und Gramfärbung obligat.

Therapeutisch werden bei hyperakuter Entzündung immer Antibiotika eingesetzt, die Auswahl richtet sich nach der mikrobiologischen Untersuchung (bei GO Cephalosporine der 3. Generation oder Gyrasehemmer). Bei der weniger fulminanten, akuten Konjunktivitis ist eine Erregerbestimmung dagegen meist überflüssig. Eine wichtige Ausnahme bilden Patienten mit erhöhtem Risiko für MRSA, wie Heimbewohner oder Pflegebedürftige, bei denen auf jeden Fall ein Abstrich zur Erreger- und Resistenzanalyse entnommen werden sollte.

Keimkiller beschleunigt die Abheilung

Für Neugeborene und Immunsupprimierte wird ebenfalls ein Bindehautabstrich empfohlen – bei jeder Form von Konjunktivitis. Die akute bakterielle Konjunktivitis hat eine exzellente Prognose und heilt in der Regel ohne Antibiotikagabe aus. Studien zeigen allerdings, dass der Krankheitsverlauf durch die antiinfektive Therapie verkürzt wird (klinisch und mikrobiologisch).

Aus diesem Grund gilt die lokale Antibiotika-Applikation nach wie vor als Standard, schreibt Privatdozentin Dr. Elisabeth M. Messmer von der Augenklinik der LMU München in den „Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde“. Besonders anwenderfreundlich ist Azithromycin 1 % (zweimalige Gabe für drei Tage). Es zeigt eine gute Wirksamkeit gegen H. influenzae, S. pneumoniae und Staph. aureus – nicht jedoch gegen MRSA. Erythromycin wird wegen seines zu schmalen Wirkspektrums nur noch selten eingesetzt.

Bei chronischer Bindehautentzündung immer nach Chlamydien fahnden!

Wenn die Symptome der Konjunktivitis länger als vier Wochen anhalten, spricht man von einer chronischen Form, sie wird oft von Staphylokokken ausgelöstDie chronisch rezidivierende follikuläre Einschlusskörperchenkonjunktivitis ist dagegen typisch für eine Chlamydieninfektion. Um diese intrazellulären Keime nachzuweisen, muss der Bindehautabstrich so gewonnen werden, dass es zu Punktblutungen im Bereich der Entnahmestelle kommt. Patienten mit Chlamydienkonjunktivitis müssen systemisch behandelt werden. Als Standardtherapie gilt Azythromycin oral 500 mg/d über drei Tage. Das Medikament ist als Einmalgabe von 1 g ebenso wirksam wir eine zehntägige Doxycyclintherapie mit 100 mg zweimal täglich. Eine erneute mikrobiologische Testung nach Therapieende wird nicht generell empfohlen. Wichtig ist aber, die Sexualpartner der Patienten parallel zu behandeln (zusätzlich Überweisung an Gynäkologen/Urologen wegen des oft asymptomatischen Genitalbefunds).

 

Die Aminoglykoside Gentamicin, Tobramycin und Neomycin zeigen einen guten Effekt gegen gramnegative Bakterien wie P. aeroginosea. Aminoglykosid-Augentropfen müssen sieben bis zehn Tage lang alle drei bis vier Stunden verabreicht werden. Während Chloramphenicol besonders in Großbritannien verschrieben wird, hat sich bei uns Trimethoprim in Kombination mit Polymyxin B bewährt. Letzteres zeigt nur Aktivität gegen gramnegative Keime und sollte daher zusammen mit anderen Wirkstoffen verordnet werden, neben Trimethoprim kommen als Kombipartner auch Bacitracin und Neomycin infrage.

Fluorchinolone nur für schwere Fälle

Im Kampf gegen methicillinsensitive Staphylokokken ist auch eine Therapie mit Fluorchinolonen Erfolg versprechend, diese sollten jedoch schweren Verläufen der Konjunktivitis und Keratiden vorbehalten bleiben. Ansonsten richtet sich die Behandlung auch nach dem Lebensalter, bei Erwachsenen hält die Autorin Gentamycin, Tobramycin und Azithromycin für sinnvoll, Letzteres ist bereits ab dem 2. Lebensjahr zugelassen. Auch Levofloxacin und Besifloxacin kommen für Kinder infrage, Moxifloxacin sogar schon für Neugeborene.

Quelle:
„Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde“;Privatdozentin Dr. Elisabeth M. Messmer, Augenklinik LMU München