Nierenzellkarzinom längerfristig stabilisieren
Das Nierenzellkarzinom ist vielfach zum Zeitpunkt der Diagnose bereits metastasiert. Die Therapie mit oralen Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Sorafenib und Sunitinib zählt in dieser Situation heute zum Standard. Sorafenib ist dabei zugelassen für solche Patienten mit mRCC, bei denen eine vorherige Zytokin-Therapie versagt hat oder die für eine solche Therapie ungeeignet sind, z.B. weil Kontraindikationen bestehen.
Bei der Wahl der First-line-Therapie sollte auch an die Behandlungsoptionen nach Tumorprogression gedacht werden. Vor diesem Hintergrund wurde die prospektive SWITCH-Studie initiiert. In dieser randomisierten offenen Sequenz-Studie erhalten bisher unbehandelte Patienten mit mRCC entweder die Sequenz Sorafenib gefolgt von Sunitinib oder umgekehrt.
Tyrosinkinase-Inhibitoren: Im Praxisalltag wirksam und gut verträglich
Bei der diesjährigen ASCO-Jahrestagung wurden die Ergebnisse einer prädefinierten Interims-Sicherheitsanalyse der SWITCH-Studie vorgestellt (#4539). Diese Analyse basiert auf den Daten der ersten 100 Patienten, die die Studie abgeschlossen haben. Das Ergebnis: Sorafenib erwies sich in puncto Verträglichkeit dem als „Goldstandard“ geltenden Sunitinib als ebenbürtig.
Jede Substanz zeigte die für sie typischen Nebenwirkungen. Generell traten während der ersten Therapielinie mehr Nebenwirkungen auf als in der zweiten Therapielinie – und zwar unabhhängig davon, in welcher Reihenfolge die beiden Tyrosinkinase-Inhibitoren verabreicht worden waren.
Patienten mit schlechtem Performancestatus profitieren von Sorafenib
Auch im klinischen Alltag erweist sich Sorafenib bei Patienten mit mRCC als wirksam und gut verträglich. Dies gilt auch für Patienten mit schlechtem ECOG-Performancestatus oder für Patienten mit Hirnmetastasen. Dies belegen die Daten der nicht interventionellen Studie PREDICT bei Patienten mit mRCC, die von ihren behandelnden Ärzten Sorafenib verordnet bekommen hatten (#4628).
Nicht interventionelle Studien sind eine unverzichtbare Ergänzung zu randomisierten klinischen Studien, weil sie den Praxisalltag widerspiegeln. Ausgewertet wurden Daten von 1092 asiatischen Patienten. Die Population entsprach den typischen Patienten mit mRCC, wie man sie im klinischen Alltag findet (Kasten).Mehr als 95 % der Patienten waren mit Sorafenib in einer Initialdosis von zweimal täglich 400 mg behandelt worden, bei etwa 88 % war bis zum Therapieende keine Dosisreduktion oder Dosisanpassung nötig. In der Gesamtpopulation betrug die mediane Therapiedauer 9,7 Monate (Zeitspanne 0,2 bis 24,1 Monate).
PREDICT
Patientenmerkmale
- 89 % < 70 Jahre alt
- 89 % ein Klarzellkarzinom
- 78 % nephrektomiert
- 56 % eine systemische Vorbehandlung
- 16 % hoher Risiko-Score nach MSKCC-Kriterien
- 19 % eine Komorbidität (Bluthochdruck oder Diabetes mellitus)
- 35 % ECOG-Performancestatus von ≥ 2
- 5 % Hirnmetastasen
Das galt auch für die 396 Patienten, die Sorafenib als Erstlinientherapie erhalten hatten. Nach zwölf Monaten beurteilten 63 % der Ärzte die Wirksamkeit von Sorafenib als sehr gut oder gut und 59 % die Verträglichkeit als sehr gut oder gut. Schwere Nebenwirkungen wurden bei < 2 % der Patienten beobachtet.
Quelle: 48th ASCO Annual Meeting 2012, Chicago