4. Sept. 2012Die Lyme-Borreliose

Bei akuten Neurosymptomen Borreliose ausschließen!

Bestätigt sich der Verdacht, sind Antibiotika an der Reihe. Die Lyme-Borreliose kann sich klinisch auch als akute Enzephalopathie mit vorübergehenden entzündlichen ZNS-Vorgängen präsentieren. Dazu zwei ungewöhnliche Fallbeispiele aus einer Poster-Präsentation während der 38. Jahrestagung der Gesellschaft fur Neuropädiatrie.

Fall 1: Ein gesunder 13-jähriger Junge hatte plötzlich einen generalisierten Krampfanfall. Anschließend klagte er über rechtsseitige Kopfschmerzen. Das EEG zeigte Delta-Wellen über der rechten Hemisphare, der MRT-Befund fiel jedoch normal aus. Daraufhin erhielt der Junge Carbamazepin.

Neuro-Borreliose: linke Seite schwach rechts Kopfschmerz

Vier Wochen später berichtete er über eine linksseitige Schwäche in den oberen Extremitäten und beklagte erneut rechtsseitige Kopfschmerzen. Bei der erneuten MRT-Diagnostik wies man rechts frontal ein abgegrenztes Ödem mit subkortikalen Läsionen in der weißen Substanz nach.

Im Liquor fanden sich 11 mononukleare Zellen/μl, die Glukose- und Proteinkonzentrationen lagen im Normbereich. Die Ergebnisse der Serodiagnostik führten schließlich zur Diagnose einer Lyme-Borreliose: Die Antikörper gegen B. burgdorferi wiesen einen IgG-Index > 1,5 auf.

Borreliose - Mit Ceftriaxon kehrt die Muskelkraft zurück

Bereits während der anschließenden dreiwöchigen Ceftriaxon-Therapie verschwanden alle neurologischen Symptome, so Dr. Harald Schober von der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Landeskrankenhaus Feldkirch, Österreich, und Kollegen. Auch die EEG- und MRT-Kontrollen nach einem Monat waren unauffällig.

Fall 2: Bereits seit zwei Wochen klagte der 12-Jährige über Nackenschmerzen. Außerdem irritierte es den Jungen, dass er in beiden Armen weniger Muskelkraft empfand als gewöhnlich. Der MRT-Befund der Halswirbelsäule ergab Hinweise auf eine transverse Myelitis (s. Abbildung).

Antikörper gegen Borrelia burgdorferi im Liquor

Auch die Liquordiagnostik war auffällig: 294 mononukleare Zellen/μl und erhöhte Proteinkonzentrationen von 121,2 mg/dl. Ausserdem wies man Antikörper gegen Borrelia burgdorferi mit einem IgG-Index > 1,5 nach. Wenige Tage nach dem Beginn der antibiotischen Therapie mit Ceftriaxon war der Junge von seinen Symptomen befreit. Auch die MRT-Kontrolle nach vier Wochen zeigte keine Auffälligkeiten mehr.

Quelle: Grant S. Lipman et al., Annals of Emergency Medicine 2012; online first