2. Jan. 2013

Strahlentherapie hilft bei schmerzhafter Kalkschulter

Wenn degenerative Veränderungen im Schultergelenk nicht auf konservative Maßnahmen ansprechen, muss nicht gleich operiert werden. Auch eine Radiotherapie kann die Schmerzen lindern.

Kalkschulter: OP, Ruhigstellung oder Strahlentherapie?

Mechanische Irritationen von Band- und Sehnenstrukturen des Schultergelenks können zu Knochenauswüchsen führen – und damit zu Reizungen. Es folgen Entzündung, Verkalkung und Verletzungen der Rotatorensehnenmanschette. Letztendlich entwickeln sich Krankheitsbilder wie das Rotatorensehnen- und Impingementsyndrom oder die Tendinosis calcarea.

Betroffene Patienten klagen vor allem über schmerzhafte Bewegungseinschränkungen der Schulter. Nicht immer führen einfache konservative Maßnahmen, z.B. Ruhigstellung und NSAR, zum Ziel. Verschiedene Operationen sind mit einer Schmerzlinderungsrate von bis 85 % zwar relativ erfolgreich – doch nicht allen Patienten möchte man solch einen Eingriff zumuten.

Frühe Strahlentherapie nach Schmerzbeginn am besten!

Doch es scheint eine effektive und zugleich nebenwirkungsarme Alternative zu geben: eine niedrig dosierte Strahlentherapie. Dies schreibt Professor Dr. Marcus Niewald von der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Klinikums Fulda in Bad Hersfeld. Appliziert werden in der Regel Gesamtdosen zwischen 3 und 6 Gy (zwei- bis fünfmal wöchentlich appliziert in Einzeldosen von 0,5–1 Gy).

In den ersten drei Monaten nach Beginn der Schmerzsymptomatik sind die Ergebnisse der Strahlentherapie am besten. Man sollte diese Methode also nicht erst als „Ultima ratio“ nach langdauernden frustranen Vorbehandlungen einsetzen, betonte der Strahlentherapeut. Der Effekt der Strahlentherapie wurde bisher in zahlreichen retrospektiven Studien gezeigt; verlässliche randomisierte Daten fehlen dagegen noch weitgehend.

Tumorrisiko bei jungen Patienten erhöht?

Den bisherigen Untersuchungen zufolge sprechen zarte Verkalkungen besser auf die Radiotherapie an als ausgedehnte Veränderungen, und höhere Dosen wirken ebenfalls stärker. Akute Strahlennebenwirkungen, z.B. an der Haut, sind bei den verwendeten Dosierungen nicht zu befürchten. Das Risiko für die Induktion von Tumoren lässt sich allerdings nicht ganz von der Hand weisen – auch wenn es wahrscheinlich im Promillebereich liegt. Insbesondere jüngere Patienten unter 40 Jahren sollte man über diese mögliche Gefahr aufklären, so der Referent.

Quelle: Marcus Niewald et al., internist. prax. 2012; 52: 789-795