Versöhnt mit Meidling

Ich wohne in einem sogenannten Nobelbezirk und arbeite in einem sogenannten Arbeiterbezirk. Genauer: Ich wohne in Döbling und arbeite in Meidling in Wien. Das erfordert naturgegebenerweise ein gewisses Switchen, um den Culture Clash leben zu können, aber ich muss gestehen, ich bin sehr zufrieden. Ich weiß auch nicht genau, ob ich es mir umgekehrt vorstellen kann – in Wirklichkeit finde ich mich selber ja in keinem von beiden ganz.

Wehe, wenn sie losgelassen. Da wie dort gibt es tolle wie auch verstörende Dinge. Manchmal gibt es Arbeitstage, da kommt man aus dem Staunen nicht heraus. „Bekommt Ihnen das Wetter heute vielleicht nicht?“, wurde meine Kollegin unlängst gefragt, als sie den Kunden nach dem Rezept für eine rezeptpflichtige Arznei fragte. Sie wurde nicht ungehalten – eine notwendige, unerlässliche Übung der Gelassenheit hier im Grätzel. Gut brauchbar auch beim alles übertönenden Geschrei einer Kundin: „Warum rufen Sie mich nicht an? Warum rufen Sie mich nicht an?“ Zur Erklärung: Sie hatte nach einer Information gefragt, ihre Telefonnummer hinterlassen und dann auf unsere Rückfrage hin nicht bestellt. Also haben wir den Zettel mit ihrer Nummer nicht länger aufgehoben. Nach Meinungsänderung erschien sie dann aber persönlich …

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