7. Dez. 2018General Session 4

SABCS: Im Fall einer axillären Therapie ist Bestrahlung eine gute Alternative zur OP

Studienautor Emiel J. Rutgers MD, PhD bei der Pressekonferenz ©Todd Buchanan 2018

Langzeitergebnisse zeigen ein vergleichbares rezidivfreies und Gesamtüberleben nach axillärer Bestrahlung vs. Lymphknotendissektion. Die erste Option führte zu mehr Zweittumoren, die zweite zu mehr Lymphödemen.

Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium und positiver Sentinel-Lymphknoten-Biopsie, hatten nach axillärer Radiotherapie oder Lymphknoten-Dissektion vergleichbare 10-Jahres-Rezidiv- und Überlebens-Raten. Das zeigen die Ergebnisse der Phase-III-Studie AMAROS (Rutgers E JT et al., Abstract GS4-01). Von 4.806 eingeschlossenen Patientinnen mit einem klinisch nodal-negativen Mammakarzinom im Frühstadium, hatten 1.425 einen positiven Befund in der Sentinel-Lymphknoten-Biopsie. 681 von ihnen wurden zu einer zu einer axillären Bestrahlung randomisiert und 744 von zu einer axillären Lymphknoten-Dissektion. Nach zehn Jahren hatten 1,82 Prozent (11/681) im Radiotherapie-Arm ein axilläres Rezidiv, verglichen mit 0,93 Prozent (7/744) im Chirurgie-Arm. Darüber hinaus unterschieden sich weder das Metastasen-freie Überleben (78,2 vs. 81,7%) noch das Gesamtüberleben (81,4 vs. 84,6%) signifikant zwischen den Gruppen. Ein signifikant größerer Anteil der Patientinnen in der Radiotherapie-Gruppe entwickelte aber ein zweites primäres Karzinom (11 vs. 7,7%). Das Update der Fünf-Jahres-Daten zur Lebensqualität und Morbidität zeigte erneut, dass die Radiotherapie mit signifikant weniger Lymphödemen assoziiert ist als die Operation.

Diskussion

Studienautorin Dr. Mila Donker, PhD, Amsterdam, Niederlande, erklärt, dass die Differenz bei den zweiten primären Karzinomen hauptsächlich durch die höhere Inzidenz von kontralateralem Brustkrebs bei Patientinnen in der Radiotherapie-Gruppe erklärbar sei. Da die Radiotherapie in der Studie mit zwei tangentialen Feldern durchgeführt wurde, sei die „extra“-Bestrahlung der kontralateralen Brust unter Einschluss eines axillären oder periklavikulären Feldes gering gewesen.
„Wir haben keinen Indikator dafür gefunden, dass die gesteigerte Inzidenz von sekundären Primärkarzinomen durch die Radiotherapie induziert wird“, führt Donker weiter aus.
Erstautor Dr. Emiel J. T. Rutgers, PhD, Amsterdam, Niederlande, ergänzt: „Daten einer anderen rezenten Studie sprechen dafür, dass manche Patientinnen keine axilläre Therapie benötigen – auch dann nicht, wenn sie eine positive Sentinel-Lymphknoten-Biopsie haben. In Zukunft müssen wir die Therapie noch mehr auf die individuelle Patientin zuschneiden. Aber einige werden weiterhin eine axilläre Therapie benötigen und unsere Daten zeigen, dass die Radiotherapie hier eine gute Option ist.“

Conclusio

Donker fasst zusammen: „Unsere neuen 10-Jahres-Daten zeigen, dass axilläre Radiotherapie und axilläre Lymphknotendissektion exzellente und vergleichbare Ergebnisse für das Gesamtüberleben, Fernmetastasen-freie Überleben und die lokoregionäre Kontrolle haben. Wir haben bereits zuvor die Fünf-Jahres-Follow-up-Daten publiziert und konnten zeigen, dass Lymphödeme nach der Dissektion häufiger auftraten als nach der Bestrahlung. Daher glauben wir dass die axilläre Radiotherapie als gute Option anstelle einer kompletten chirurgischen Clearance für Patientinnen mit positiver Sentinel-Lymphknoten-Biopsie erwogen werden sollte.“

Laut den Autoren liegt die Haupt-Limitation der Studie in der Größe des Bestrahlungsfeldes, das größer war als es derzeit für notwendig erachtet wird. Dadurch traten Nebenwirkungen auf, die nun vermieden werden könne. Darüber hinaus gab  es eine Imbalance zwischen den Therapiearmen in der Anzahl der Patientinnen, die eine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie hatten, und die Anzahl an Rezidiven war bei weitem geringer als erwartet, was die statistische Power verringert.

Quelle

SABCS 2018