28. Nov. 2018

Angststörungen/Depression: Autoimmunthyreoiditis beachten

Arzt mit menschlichem Schilddrüsen-Anatomiemodell.
Jo Panuwat D/AdobeStock

Die Autoimmunthyreoiditis (AIT) ist ein häufiges Gesundheitsproblem: Weltweit soll die Inzidenz 0,3 bis 1,5 pro 1.000 Personen betragen, in den USA liegt die geschätzte Prävalenz bei vier bis 13 Prozent, in Österreich wird die Zahl der Personen mit Vorliegen entsprechender Antikörper auf rund 500.000 geschätzt. Frauen sind zehn- bis 15-mal öfter betroffen als Männer. Häufig (in rund 25% der Fälle) liegt gleichzeitig eine andere Autoimmunerkrankung wie Diabetes mellitus oder Vitiligo vor; neben den somatischen Komplikationen können bei AIT-Patienten auch psychiatrische Störungen auftreten. In welchem Ausmaß AIT-Patienten von organischen psychiatrischen Erkrankungen betroffen sind, ist allerdings noch unklar. Ziel der vorliegenden Metaanalyse war die Verbesserung der Datenlage in diesem Bereich.

Methoden. Die Autoren durchsuchten die Datenquellen Google Scholar, EBSCO Host Datenbasen, „Web of Knowledge“ und PubMed. Eingeschlossen wurden Fall-Kontroll-Studien, die eine Assoziation zwischen AIT und entweder Depression, Angststörungen oder beiden Erkrankungen evaluierten. Die Odds Ratios (OR) von AIT-Patienten und Personen mit Angststörungen/Depression wurden jeweils mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen.

Ergebnisse. 19 Studien mit insgesamt 36.174 Teilnehmern flossen in die Datenanalyse ein. Patienten mit AIT oder subklinischer beziehungsweise klinischer Hypothyreose hatten signifikant höhere Werte auf Skalen zur Messung der Depression (OR 3,56; 95% CI 2,14–5,94; l2=92,1%). Für Angststörungen zeigte sich für Patienten mit AIT oder subklinischer beziehungsweise klinischer Hypothyreose eine OR von 2,32 (95% CI 1,40–3,85; l2=89,8%). Die Analyse der Studienqualität mithilfe der Newcastle-Ottawa Scale für Fall-Kontroll-Analysen ergab im Mittel einen Wert von rund sechs von maximal neun Punkten sowohl für Untersuchungen zur Depression als auch für Arbeiten zu Angststörungen.

Fazit. Die vorliegende Metaanalyse verweist auf eine Assoziation zwischen Autoimmunthyreoiditis und Angststörungen bzw. Depression. Patienten mit AIT haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, Symptome einer Depression oder einer Angststörung zu entwickeln, und sie haben ein erhöhtes Risiko für die Diagnose einer solchen psychiatrischen Erkrankung. Diese Erkenntnis hat wichtige Implikationen für Patienten und sollte dazu führen, psychiatrische Erkrankungen früher (und nicht nur psychotherapeutisch) zu behandeln, fordern die Autoren.

Siegmann EM et al.: Association of Depression and Anxiety Disorders With Autoimmune Thyroiditis: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Psychiatry 2018; 75(6):577–584

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum neuropsy