Leistungsharmonisierung – aber richtig

Seit jeher laufen Honorar-Verhandlungen in etwa so ab: Kassen teilen Ärztekammern mit, dass eine soundso hohe Einnahmensteigerung erwartet wird, was soundso viel MEHR für die Honorarsumme bedeutet. Das gilt es aufzuteilen. Zuerst Labor und Bildgebung – die Fächer sind den Kassen wichtig, weil teuer – danach der Rest. Der wird nun aber nicht nach medizinischer Notwendigkeit verteilt, sondern nach Fächern. Also welches Fach soll wie viel vom Kuchen kriegen. Wurde das festgelegt, werden anhand des Honorarkatalogs und der Leistungszahlen (wer erzielt mit welchen Leistungen welche Umsätze) Tarife und Deckelungen so lange angepasst, bis die erwünschte Verteilung eingetreten ist. Honorarkataloge sind abstrakte, patientenferne Verteilungsinstrumente, die konkret oft Absurdes gebären. 2015 bezahlte die StGKK für ein Langzeit-EKG 44,11 Euro, aber nur in 20 % der Behandlungsfälle – die StGKK meint, dass pro 100 Patienten, die zum Internisten gehen, nicht mehr als 20 Langzeit-EKGs nötig sind, um sicherzustellen, dass jedem, der es braucht, eine entsprechende Diagnostik zukommen kann.

Rein statistisch kommen auf einen Vertrags-Internisten in der Steiermark etwa 15.000 Einwohner. Die NÖGKK bezahlte hingegen 87,16 Euro, allerdings nur in maximal 5 % der Fälle. In NÖ kommen auf einen Vertrags-Internisten etwa 26.500 Einwohner. Warum sind in der Steiermark, gerechnet auf das Einzugsgebiet mehr als doppelt so viele Untersuchungen nötig? Gibt es dazu regionale Erklärungen? Wohl nicht! Erstaunlich ist, in einer groben Rechnung werden die Internisten in beiden Bundesländern mit dem Langzeit- EKG in etwa gleich viel Umsatz machen können. Geht es vielleicht nicht darum, sicherzustellen, dass alle Patienten das kriegen, was sie brauchen, sondern dass von beiden Kassen ein bestimmter Prozentsatz des Umsatzes für diese Position fixiert ist? Wenn ja, gibt es dann nicht irgendwo eine Unter- bzw. Überversorgung? Es wird Zeit, dass alle, auch die ärztlichen Leistungs- und Honorarkataloge, harmonisiert werden, um solch dumme, historisch gewachsene Fehlanreize zu beenden.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune