Anlegen mit gutem Gewissen

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Immer mehr Privatanleger wollen ihr Geld nicht nur ertragreich, sondern auch ethisch-moralisch korrekt anlegen. Eine Wiener Bank mit katholischem Background zeigt, wie das geht. (Medical Tribune 29/2017)

„Was der eine gewinnt, muss der andere verlieren. Das Ganze ist ein Nullsummenspiel.“ Oder: „Gier ist gut. Gier ist richtig. (…) Gier hat das Beste im Menschen hervorgebracht.“ Derartige Lebensweisheiten gab seinerzeit die Filmfigur des Gordon Gekko, kongenial gespielt von Michael Douglas, im Film „Wall Street“ von sich – jener Charakter, den bis heute viele im Hinterkopf haben, wenn sie an Aktien, Börsenhaie und Spekulanten denken.

Keine Rüstung, kein Tabak

Man muss allerdings kein klassischer Spekulant sein, um dieser Tage Aktien zu besitzen. In Anbetracht historisch niedriger Zinsen, wo man am Sparbuch de facto, nach Abzug der Inflation, Verluste erleidet, kommt man an Aktien als Anlageform kaum vorbei. Noch dazu befinden sich die Börsen in guter Verfassung, Leitindizes wie der Dax oder der Dow Jones notieren auf Re­kordniveaus. Wer sich nicht selbst um die Verwaltung eines Wertpapierdepots kümmern will, kann Investmentfonds kaufen. Bleibt mitunter ein Problem: die ethisch-moralische Komponente. Nicht jeder will von dubiosen Geschäften à la Gordon Gekko profitieren oder an Erfolgsgeschichten teilhaben, die ihren Preis haben. Etwa am steigenden Bedarf an Waffen, der die Kassen von Rüstungskonzernen klingeln lässt. Oder am steigenden Tabak-Konsum in Schwellenländern.

Genau hier kommen Fonds ins Spiel, die sich ethische und nachhaltige Geldanlage auf ihre Fahnen heften. Ein Pionier in dem Bereich ist Schelhammer & Schattera. Wiens älteste Privatbank (wurde bereits 1832 gegründet) hat schon vor Jahrzehnten mit dem Aufbau einer Palette an ethisch-nachhaltigen Produkten begonnen – bevor das überhaupt modern geworden ist. Grund hierfür ist, dass die Bank eine gemeinsame Geschichte mit Institutionen der katholischen Kirche hat, in deren Mehrheitseigentum sie jahrzehntelang stand. Seit 2015 ist das Bankhaus Teil der GRAWE Bankengruppe, der Fokus auf ethisch-nachhaltiger Bankdienstleistungen ist aber geblieben.

Gelder der Stifte und Orden (Schelhammer & Schattera verwaltet auch den Pensionsvorsorge-Fonds der Orden) werden nach ethischen und kirchlichen Prinzipien angelegt. „Wer bei uns investiert, bekommt doppelte Dividenden – die eigentlichen Dividenden plus die Nachhaltigkeit, also das gute Gefühl, einen Beitrag zu leisten, um die Welt zu verbessern“, erklärt Schelhammer & Schattera-Vorstand Peter Böhler. Investments in Branchen wie Rüstung oder Tabak sind tabu, Konzerne mit Kinderarbeit ebenso.

Ethikbeirat mit Mediziner

Darüber, welche Aktien nun gekauft werden dürfen, entscheidet ein Ethikbeirat, der sich aus zwölf ehrenamtlich agierenden Persönlichkeiten aus Kirche, Wissenschaft und Wirtschaft zusammensetzt. Ein Mitglied dieses Gremiums ist Prim. Univ.-Prof. Dr. Johannes Meran, Facharzt für Innere Medizin und Hämato-Onkologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien. Der Beirat trifft sich zwei Mal im Jahr und erstellt einen Kriterienkatalog, aufgrund dessen ein Anlageuniversum an Aktien erstellt wird, die grundsätzlich gekauft werden dürften. „Von 3500 Aktien bleiben etwa 600 übrig“, so Böhler. Aus denen können die Fondsmanager der Bank dann ihre Favoriten auswählen. Bei Staatsanleihen sind Papiere von Ländern ausgeschlossen, in denen es die Todesstrafe gibt, und somit allen voran die USA.

Pharma-Aktien sind grundsätzlich willkommen, im Portfolio befinden sich auch mehrere Konzerne aus der Branche. Einschränkungen gibt es freilich: Firmen mit embryoverbrauchender Forschung sowie solche, die im Bereich Abtreibung aktiv sind, sind außen vor. Verhütung ist indes kein Ausschlusskriterium. Böhler: „Bis zu einem gewissen Grad muss man pragmatisch sein.“ Auch Alkohol ist – im Gegensatz zu Tabak – erlaubt. „Ein Bier ist nicht schädlich, eine Zigarette schon“, erklärt Böhler: „Wir wollen keine Prohibition betreiben.“

Das Schöne an der Sache ist, dass auch die Rendite stimmt: Seit Fondsbeginn im Jahr 1991 hat etwa der Mischfonds des Hauses pro Jahr im Schnitt 5,34 Prozent Rendite erwirtschaftet – nach Gebühren, wohlgemerkt. „Das ist ähnlich wie bei nicht-nachhaltigen Fonds, längerfristig gibt es hier keinen signifikanten Unterschied“, so Böhler, der auch Ärzte zu seinen Kunden zählt. Diesen bescheinigt er eine besondere Affinität zu dem Thema der ethisch-nachhaltigen Anlage.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune