10. März 2016

Dr. Stelzl: Meine Oma lässt grüßen

Ich habe meine Oma sehr lieb gehabt. Deshalb sollte es mich eigentlich nicht stören, dass ich ihr immer ähnlicher werde. Und damit meine ich jetzt nicht die X-Beine und die Krampfadern. Und auch nicht, dass meine Nase im Winter, wenn es kalt wird, ein sattes Violettrot bekommt. Oder ähnliche Äußerlichkeiten. Nein, ich meine, dass ich Oma im Verhalten immer ähnlicher werde. Wenn ich mit Pinserl und Fetzerl unter dem uralten Schreibtisch, den sie mir vererbt hat, herumkrieche, jeden geschnitzten Schnörkel einzeln bearbeite und mir dabei meinen Rücken verrenke, denke ich daran, wie ich früher mit ihr geschimpft hatte. Trotz Schmerzen und Bandscheibenvorfällen konnte sie es einfach nicht lassen, immer alles blitzblank zu putzen.

Also habe ich mich damit abgefunden, eines Tages so auszusehen wie Oma. Und auch damit, eines Tages so zwänglerisch ordnungsfanatisch zu sein wie sie. Die Tatsache, dass sie eine großartige Köchin war, hat sie mir leider nicht vererbt. Aber ansonsten entdecke ich immer mehr von ihr an mir und meinem Verhalten.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune