28. Mai 2015

Kleinstspitäler sind tödlich

In Schladming wurde vor einigen Tagen um 4.55 Uhr ein Mädchen geboren – ohne Herzaktion. Ein Facharzt für Geburtshilfe war nicht anwesend. Der wurde um 5.20 einberufen und traf um 5.45 Uhr ein (sagt das Protokoll). Das Kind wurde noch nach Salzburg geflogen – frustran. Schladming ist eines jener Spitäler, die so niemand braucht, weil die Einzugsgebiete einfach zu klein sind. Etwa 200 Geburten pro Jahr gibt es dort. Weil evidenzbasierte Mindestzahlen politisch nicht umsetzbar waren, wurde festgelegt (ausgemauschelt), dass es mindestens 365 sein sollen, um die Qualität zu sichern; eine symbolische Zahl: Wer weniger als eine Geburt pro Tag macht, soll die Finger davon lassen. Alleine, sie lassen es nicht. In der Statistik wird das tote Kind übrigens in Salzburg zu Buche schlagen und nicht in Schladming; in Kleinstspitälern sterben Kinder eh nicht.

Die Geburtshilfliche Abteilung in Schladming beschäftigt gemeinsam mit der gynäkologischen zwei (!) Fachärzte, die offenbar rund um die Uhr verfügbar sind – per Rufbereitschaft. Wie man so ein Pensum (4380 Stunden pro Jahr und Arzt) abarbeiten kann, ist schleierhaft. In dieser Ecke gibt es aber nicht nur Schladming, das meint, mit einer derartigen Ausstattung auszukommen. So wird die Chirurgie in Bad Aussee von drei Chirurgen inklusive Primar bespielt. Und um nicht nur in der Steiermark zu bleiben.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune