Tausche Kugelschreiber gegen Verschreibung

Interessenskonflikte sind subtil, es werden meist nur Unsicherheiten in eine bestimmte Richtung gedrängt. Wer ist betroffen und wie groß ist das Problem? (ärztemagazin 3/19)

IM GESPRÄCH: Prof. Gerald Gartlehner (li) ist Direktor von Cochrane Österreich. Dr. Peter Niedermoser (re) ist Pathologe und Präsident des wissenschaftlichen Beirats der für Fortbildungen zuständigen Österreichischen Akademie der Ärzte

ES SCHEINT DAS WESEN von Interessenkonflikten zu sein, dass nur andere sie haben. Das zeigt sich in erster Linie in einem Phänomen namens Resistenzillusion (siehe Grafik). Werden Ärzte befragt, ob sie glauben, von Pharmavertretern beeinflusst zu werden, so glaubt das nur ein Prozent der Ärzte von sich selbst. Aber 51 Prozent glauben, dass die Pharmavertreter sehr starken Einfluss auf ihre Kollegen haben. Es sind in erster Linie solche psychologischen Erkenntnisse, dank denen wir wissen, wie Interessenkonflikte Entscheidungen beeinflussen. Im Zentrum des Problems steht nie das Geld, sondern die menschliche Interaktion – und in der geht es um Reziprozität. „Sobald mir jemand einen Gefallen tut, habe ich das Bedürfnis, diesen Gefallen zu erwidern“, beschreibt Prof. Gerald Gartlehner, Direktor von Cochrane Österreich, den Mechanismus. Deshalb gebe es auch keine finanzielle Untergrenze für Interessenkonflikte. Wie Gartlehner im Videointerview erzählt, wurden die Verschreibungshäufigkeiten in einer Abteilung eines Spitals allein dadurch beeinflusst, dass die ganze Abteilung Kugelschreiber eines Herstellers bekommen hatte.

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