20. März 2019Breaking News Session 2

EAU 2019: ARCHES – Enzalutamid beim hormonsensitiven Prostatakarzinom

In Kombination mit Androgendeprivation verlängert Enzalutamid bei Patienten mit hormonsensitivem, metastasiertem Prostatakarzinom das progressionsfreie Überleben. Daten zum Gesamtüberleben stehen noch aus.

Die ARCHES-Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit des Androgenrezeptorblockers Enzalutamid in Kombination mit Androgendeprivationstherapie (ADT) bei Männern mit hormonsensitivem metastasiertem Prostatakarzinom. Eine Interimsanalyse der Studie zeigt die Wirksamkeit von Enzalutamid in dieser Indikation mit einer Reduktion des radiographischen Progressionsrisikos um 61 Prozent (HR: 0,39; 95%-KI: 0,30 – 0,50). Daten zum Gesamtüberleben liegen noch nicht vor. ARCHES schloss Patienten vor oder nach Chemotherapie mit Docetaxel ebenso ein wie Patienten mit high oder low volume Erkrankung, unterschiedlicher Tumor-Lokalisation sowie unterschiedlicher Tumor-Malignität. Im Rahmen des EAU 2019 präsentierte Prof. Dr. Antonio Alcaraz von der Hospital Clínic de Barcelona, die ARCHES-Resultate stratifiziert nach Patientengruppen. Sie zeigen eine gleichmäßige Senkung des Progressionsrisikos durch alle Subgruppen mit Risikoreduktionen in der Größenordnung von 60 Prozent im Vergleich zu Placebo oder darüber. So wurde bei neudiagnostizierten Patienten eine Risikoreduktion um 66 Prozent, bei lokal vortherapierten Patienten um 70 Prozent, und nach radikaler Prostatektomie um 82 Prozent erreicht. Der Vorteil für prostatektonierte Patienten dürfe jedoch, so Prof. Dr. Noel Clarke von der University of Manchester im Rahmen der Diskussion, nicht überinterpretiert werden, da mit Sicherheit viele Patienten Strahlentherapie erhalten hatten, weil sie schlicht nicht fit genug für die radikale Prostatektomie waren und damit schlechtere Ausgangsvoraussetzungen hatten.

Die beobachteten unerwünschten Wirkungen sind konsistent mit den aus anderen Studien mit Enzalutamid berichteten Sicherheitsdaten. Kognitive Beeinträchtigung als gefürchtete Nebenwirkung von Enzalutamid wurde bei 4,5 Prozent der Verum- und 2,1 Prozent der Placebo-Patienten gesehen, erreichte aber nur bei vier Patienten Grad 3. Hypertonie trat zu 8,0 Prozent in der Enzalutamid und zu 6,5 Prozent in der Placebo-Gruppe auf. Häufigste unerwünschte Ereignisse waren Hitzewallungen und Fatigue.

Die Stratifizierung in Subgruppen ist insofern potentiell klinisch relevant, als es Hinweise gibt, dass die Kombination von ADT und Chemotherapien bei Patienten mit höherer Tumorlast besser wirkt als bei geringerer Tumorlast (1). Damit könnten sich in Zukunft neue Algorithmen ergeben, wenn für die Kombination von ADT und Enzalutamid auch ein entsprechender Effekt auf das Gesamtüberleben gezeigt werden kann. Clarke unterstrich, dass ein solcher Vorteil für die Kombination von Abirateron und ADT bereits gezeigt werden konnte und angesichts sehr ähnlicher Daten zum progressionsfreien Überleben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Überlebensvorteil durch Enzalutamid zu erwarten ist.

Quelle

Breaking news – ARCHES: Efficacy of androgen deprivation therapy (ADT) with enzalutamide (ENZA) or placebo (PBO) in metastatic hormone-sensitive prostate cancer (mHSPC) by disease characteristics“, präsentiert von Antonio Alcaraz im Rahmen der Breaking News Session des EAU 2019, am 18. März in Barcelona.

1 Kyriakopoulos CE et al. Chemohormonal Therapy in Metastatic Hormone-Sensitive Prostate Cancer: Long-Term Survival Analysis of the Randomized Phase III E3805 CHAARTED Trial. J Clin Oncol. 2018 Apr 10;36(11):1080-1087

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum uro&gyn