Patientensicherheit: Reden ist Gold

FOTO: ARCHIVÄrzte und Patienten sollen ihre Bedenken äußern, wenn sie Sicherheitsprobleme vermuten – nicht nur am 17. September 2017. (Medical Tribune 36/2017)

Die Österreichische Plattform Patientensicherheit hat sich 2008 die Förderung der Patienten- und Mitarbeitersicherheit durch Forschung, Koordination von Projekten, Vernetzung und Information auf die Fahnen geschrieben. Am 17. September fällt nun der Startschuss zu einer Aktionswoche, die mit dem 3. Internationalen Tag der Patientensicherheit beginnt – ein Gemeinschaftsprojekt mit dem deutschen Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. und der schweizerischen Stiftung für Patientensicherheit. „Speak up!“ lautet das heurige Motto – soll heißen: Machen Sie sich bemerkbar, wenn Sie Zweifel haben. Angesprochen sind Ärzte und ihre Teams sowie Patienten.

Einmischen, aber richtig

Doch wie mischt man sich am besten ein, wenn einen Zeifel beschleichen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht? Die Organisatoren haben dafür zehn Tipps formuliert:

  • Beschreiben Sie die Situation, wie Sie sie wahrnehmen („Es wurde das linke Knie angezeichnet, in der Krankengeschichte steht aber das rechte.“)
  • Sprechen Sie den Gesprächspartner mit Namen an und stellen Sie Blickkontakt her
  • Verwenden Sie Ich-Aussagen, keine Du-Formulierungen und bringen Sie die eigene Sorge zum Ausdruck („Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt.“)
  • Bieten Sie einen konkreten Plan oder Lösungsvorschläge an und beziehen Sie das Gegenüber mit ein („Ich schlage vor, dass wir das überprüfen.“)
  • Fragen Sie nach, ob Ihr Einwand Gehör findet („Haben Sie meinen Einwand gehört?“)
  • Nutzen Sie im Team abgesprochene Formulierungen („Codewörter“). Welche Codewörter und Gesten, wie und wann benutzt werden, muss von allen Beteiligten verstanden werden
  • Reagieren Sie situationsbezogen: Das direkte Reichen des Desinfektionsmittels
  • Bleiben Sie hartnäckig, sollte auf Ihren Einwand nicht eingegangen werden
  • Regen Sie eine Nachbesprechung der Situation an
  • Geben Sie als Führungskraft Ihrem Team Rückendeckung. „Speak Up“! ist gelebte Sicherheitskultur und betrifft alle Gesundheitsberufe.

Plakate und Folder in verschiedenen Größen, auf denen die oben genannten Tipps nachzulesen sind, können als PDF heruntergeladen werden unter: www.patientensicherheitstag.at/de/infothek.htm

Mitmachen

Alle Gesundheitseinrichtungen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz sind aufgerufen, sich an dem Aktionstag zu beteiligen. Sie sollen zeigen, was sie bereits tun, um die „Speak Up!“-Kultur im Gesundheitswesen zu verbessern. Geplant sind Aktionen wie Tage der offenen Tür, Podiumsdiskussionen, Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen. Die Organisatoren erhoffen sich dadurch eine Verbesserung der Kommunikation in Gesundheitseinrichtungen, sodass Sicherheitsbedenken leichter geäußert werden können und die Patientensicherheit erhöht wird. Wer vorhat, zwischen dem 17. und dem 22. September 2017 eine besondere Aktion zu setzen, wird gebeten, dies vorab per E-Mail kundzutun. Auf der Website werden die Ankündigungen gesammelt und veröffentlicht.

Info
Informationen und Material zur Aktionswoche: www.patientensicherheitstag.at

Eigene Veranstaltung melden:
Mag. Nicole Norwood: nicole.norwood@univie.ac.at

PH

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune