24. März 2017

Dr. Stelzl: Sind das Patienten oder Konsumenten?

Ich hege keinerlei Standesdünkel, Überlegenheitsvorstellungen oder Göttin-in-Weiß-Komplexe. Aber genug ist genug! Ich biete meinen Patienten eine moderne, saubere Ordination mit guten Öffnungszeiten, engagierten und sehr freundlichen Mitarbeitern, Terminvereinbarung mit fast wartezeitenfreiem Drankommen und organisatorische Höchstleistungen. Von der Befundmitteilung über Telefon und sogar E-Mail bis nach Südafrika über das Ausfüllen aller möglichen und unmöglichen Anträge bis zur Vereinbarung von Akutterminen bei den Fachärzten im Bezirk. Und sogar bis zur Vereinbarung von ansonsten unmöglich zu erlangenden Terminen bei irgendwelchen unerreichbaren Spezialisten. Meine Mitarbeiter und ich reißen uns sozusagen die Haxen aus oder, wie man auf Englisch sagen würde, „we bend over backwards“ und machen dann noch einen Salto und drei doppelte Rittberger, um unsere Patienten optimal zu versorgen.

W wie Wunschkonzert

Nur diese machen es einem oft nicht leicht. Gerade sitzt mir eine Lehrerin gegenüber. Sie hat wieder einmal Husten und fühlt sich nicht gut. Außerdem meint sie, dass sie in letzter Zeit manchmal Herzrasen verspüren würde. Ich biete an, sie weiter abzuklären, ein EKG könnten wir machen und Blutbild, Lungenfunktion und Entzündungswerte. Außerdem ist die Vorsorgeuntersuchung überfällig. Würde ich gleich kombinieren. Nein, dafür hat sie jetzt keine Zeit. Das EKG will sie, die Entzündungswerte auch. Außerdem möchte sie noch einen kompletten Vitaminspiegel und was sonst noch für sie von Interesse ist.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune