6. Juli 2016

Ganz kleine Tafeln Schokolade

Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen ich gerne beamtet wäre und ein paar Monate lang in den Krankenstand ginge. Der Grund dafür? Ein operativer Eingriff bei mir selber steht an, und das habe ich heute Morgen erfahren. In der Patientenrolle bin ich katastrophal, ich weiß vor lauter Angst kaum, wo vorn und hinten ist. Trotzdem habe ich mich vor der Ordinationszeit noch einigermaßen eingekriegt, ein paar Kartoffeln runtergewürgt, um nicht gleich zum ersten Patienten umzufallen und bin in die Ordi gehetzt. Arbeit ist super, Arbeit lenkt ab.

Arbeit ist aber unter manchen Bedingungen auch mühsam. Ich habe mir schon vor langer Zeit abgewöhnt, über die Probleme anderer zu urteilen. Wenn man nicht in derselben Lebenssituation steckt, kann man nicht beurteilen, warum einer bei einer Plantarwarze schon auszuckt und der andere die Ankündigung einer Chemo mit Gelassenheit hinnimmt. Aber heute fällt es mir bei manchen banalen Wehwehchen wirklich schwer, die Nerven zu behalten und liebevoll und verständnisvoll zu bleiben. Und gerade heute haben sie sich wieder mal zusammengerottet. Die Quengler, die Jammerer und die Nörgler. Meine Assistentin meint an solchen Tagen immer: „Du, die haben sich im Gasthaus vorn an der Ecke getroffen, sich abgesprochen und fallen nun alle gemeinsam über uns her.“ Und es waren viele und sie waren mühsam. Und es wurden immer mehr.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune