25. Aug. 2021Covid-19 Update 25.08.2021

Neues Antikörper-Medikament von AstraZenca bietet wirksamen Schutz; 267.000 Babys infolge der Corona-Krise 2020 verstorben

+++ Covid-19: Neues Antikörpermittel von AstraZeneca schützt wirksam – Corona-Krise kostete mehr als 260.000 Babys das Leben – Impfschutz lässt innerhalb von sechs Monaten nach – Forscher an ETH Basel warnt vor neuer "Supervariante" – Valneva startet beschleunigtes Verfahren in UK – Kollaritsch hält 1G-Regel für sinnvoll – Weltweit 5 Mrd. Corona-Impfungen verabreicht, aber Impfstoff-Verteilung weiter ungleich – Kindergarten für Risikofamilien in Wien geplant +++

Coronavirus Warnung
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AstraZeneca: Neue Covid-Arznei schützt wirksam

Ein Antikörper-Medikament des Pharmakonzerns AstraZeneca schützt klinischen Tests zufolge wirksam vor einer Corona-Erkrankung. Das Medikament AZD7442 – eine Kombination zweier langwirksamer Antikörper – ist speziell für Menschen gedacht, für die eine Impfung aus bestimmten Gründen nicht besonders gut geeignet ist. Das Mittel reduzierte in Tests einer klinischen Phase-III-Studie das Risiko, symptomatisch an Covid-19 zu erkranken, um 77 Prozent, wie AstraZeneca mitteilte.

Keiner der Probanden, die das Medikament verabreicht bekamen, erkrankte schwer oder starb. In der Vergleichsgruppe, die ein Placebo erhielt, gab es drei schwere Covid-Fälle und zwei Todesfälle, so der Konzern am Freitag (20.8.) in London. Das Antikörpermittel wird in einer Dosis in den Muskel gespritzt und soll damit leicht zu verabreichen sein. Dem Unternehmen zufolge ist das Medikament das erste präventive Mittel, das kein Impfstoff ist und in klinischen Studien einen wirksamen Schutz vor Covid-19 gezeigt hat. Bei einer Impfung soll der Körper selbst Antikörper herstellen, bei AZD7442 werden diese von außen verabreicht.

Die Schutzwirkung soll bis zu zwölf Monate anhalten und auch gegen die derzeit kursierende Delta-Variante funktionieren. Im Laufe des Jahres sollen weiterführende Daten aus der Phase-III-Studie vorgelegt werden, da weitere Tests noch laufen. Als Nächstes soll bei den Behörden eine Zulassung des Mittels beantragt werden.

Mene Pangalos, Forschungschef bei AstraZeneca, sagte: "Wir brauchen weitere Ansätze für Menschen, die nicht ausreichend durch die Corona-Impfstoffe geschützt werden." Das Antikörpermittel habe das Potenzial, an der Seite der Impfstoffe symptomatische und schwere Erkrankungen zu vermeiden.

An den klinischen Tests des Antikörper-Medikaments nahmen 5.172 erwachsene Probanden in Europa und den USA teil, die zu diesem Zeitpunkt nicht geimpft waren und keine Corona-Infektion aufwiesen. Mehr als 75 Prozent hatten Vorerkrankungen, die zur Folge haben, dass die zugelassenen Impfstoffe für sie eine schlechtere Schutzwirkung haben oder die nicht geimpft werden können. AstraZeneca schätzt, dass dies auf rund zwei Prozent der Weltbevölkerung zutreffen könnte. (APA/dpa)

Weltbank: Corona-Krise kostete mehr als 260.000 Babys das Leben

Der Wirtschaftsabschwung durch die Corona-Krise könnte allein im Vorjahr den Tod von rund 267.000 Babys vor allem in ärmeren Ländern der Welt zur Folge gehabt haben. Zu diesem Schluss kommen Experten der Weltbank in einer im Fachmagazin "BMJ Open" vorgestellten Studie (https://bmjopen.bmj.com/content/11/9/e050551). Ursachen sind demnach schlechtere Pflege und Ernährung, eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsdiensten sowie deren im Zuge der Wirtschaftskrise beeinträchtigte Angebote und schwindende Qualität.

Die Wissenschafter um Gil Shapira hatten für ihre Kalkulation die Auswirkungen von Veränderungen im Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes auf die Sterblichkeit von Kindern bis zu 12 Monaten zugrunde gelegt. Im vergangenen Jahr sei die Weltwirtschaft nach bisherigen Schätzungen um rund fünf Prozent geschrumpft, heißt es in der Analyse. Die Zahl in Armut lebender Menschen sei um rund 120 Millionen gestiegen.

Die direkte Sterblichkeit in der erwachsenen Bevölkerung durch Covid-19-Fälle könne zwar erheblich sein, erläutern die Autoren. Es sei aber auch so, dass bei einem Rückgang des BIP die Sterblichkeit allgemein steige, beispielsweise aufgrund schlechterer medizinischer Versorgung oder zunehmender Armut. Besonders betroffen seien häufig Gruppen wie Kinder und alte Menschen. In den 128 untersuchten Ländern mit mittleren und niedrigen Durchschnittseinkommen seien von solchen Veränderungen überproportional stark Babys betroffen.

Rund 267.000 bis zu 12 Monate alte Kinder starben der Modellierungsstudie nach infolge des coronabedingten Wirtschaftsabschwungs – und damit insgesamt rund 7 Prozent mehr als im Mittel der Vorjahre. Mit mehr als einem Drittel – rund 100.000 – der zusätzlichen Todesfälle entfielen die weitaus meisten auf Indien. Indien habe zum einen die höchste Zahl jährlicher Geburten weltweit und ein besonders großes prognostiziertes Wirtschaftsdefizit für 2020 (etwa minus 17 Prozent), erläutern die Experten der Weltbank.

"Während die Anstrengungen zur Prävention und zur Behandlung von Covid-19 weiter höchste Priorität haben, sollte die weltweite Gemeinschaft auch soziale Sicherheitsnetze stärken und den Fortbestand von wesentlichen Gesundheitsangeboten sicherstellen", empfehlen die Autoren. Sie geben bei ihrer Berechnung zu bedenken, dass die Veränderungen der Bruttoinlandsprodukte (BIP) noch nicht endgültig feststehen und dass es andere Effekte wie Naturkatastrophen und politische Unruhen geben kann, die ebenfalls Einfluss auf die Säuglingssterblichkeit haben. (APA/dpa)

Impfschutz lässt innerhalb von sechs Monaten nach

Der Schutz vor Covid-19 nach einer vollständigen Impfung mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und AstraZeneca lässt einer britischen Studie zufolge innerhalb von sechs Monaten nach. Das unterstreiche die Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen, betonte Tim Spector, Epidemiologe am King's College London und Leiter der ZOE-Covid-Studie am Mittwoch (25.8.). Die Daten basierten auf mehr als 1,2 Millionen Test-Ergebnissen.

"Wir können nicht einfach zusehen, wie der Schutz langsam nachlässt, während die Fälle weiter hoch und auch die Wahrscheinlichkeit einer Infektion noch hoch sind", sagte er der BBC. Der Studie zufolge ließ der Schutz des Biontech/Pfizer-Impfstoffs fünf bis sechs Monate nach der zweiten Dosis von 88 auf 74 Prozent nach. Beim AstraZeneca-Impfstoff sank die Wirksamkeit nach vier bis fünf Monaten von 77 auf 67 Prozent. Im schlimmsten Fall könnte der Schutz nach Einschätzung von Spector für ältere Menschen bis zum Winter unter 50 Prozent sinken. Großbritannien will noch im Laufe dieses Jahres mit einer Kampagne zur Auffrischung der Impfung beginnen, nachdem Experten erklärt hatten, dass diese für ältere und stark gefährdete Personen ab September nötig sein könnte.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht dagegen gegenwärtig keinen Grund für Auffrischungsimpfungen und fordert, dass zunächst Menschen in ärmeren Ländern geimpft werden sollten. Wenn die Impfraten nicht weltweit stiegen, könnten sich neue, gefährlichere Varianten des Coronavirus entwickeln. (APA/ag)

Forscher an ETH Basel warnt vor neuer "Supervariante"

Ein in der Schweiz tätiger Wissenschafter warnt vor einer neuen Corona-Supervariante. Diese könne sich als Kombination der bestehenden Varianten bilden, sagte Sai Reddy, Assistenzprofessor am Department of Biosystem Science and Engineering der ETH in Basel, in einem Interview. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass eine neue Variante auftaucht, bei der wir uns nicht mehr nur auf die Impfung verlassen können", erklärte der 40-jährige US-Amerikaner dem "SonntagsBlick".

Wo auch immer diese entstehe, sie werde mit Sicherheit Mitteleuropa erreichen: "Deshalb müssen wir uns für die nächsten Jahre auf mehrere Impfungen einstellen, die laufend an neue Varianten angepasst werden."

Die Coronavirus-Varianten Beta aus Südafrika und Gamma aus Brasilien hätten Fluchtmutationen entwickelt, sodass sie Antikörpern teilweise ausweichen könnten, erklärte der Immunologe. Delta wiederum sei viel ansteckender, habe aber bis jetzt keine Fluchtmutationen gebildet. Die Entstehung einer Kombination sei "unausweichlich", sagte Reddy.

Es sei die nächste Phase der Pandemie, wenn Beta oder Gamma infektiöser würde oder aber Delta-Fluchtmutationen entwickle. "Das wird das große Problem des kommenden Jahres. Covid-22 könnte noch schlimmer werden als das, was wir jetzt erleben." Die Impfstoffhersteller müssten dann die Vakzine rasch anpassen.

Neueste Daten zeigen laut dem Forscher, dass die Viruslast von Delta so groß sei, dass jeder Ungeimpfte, der sich mit der Variante ansteckt, ein Superspreader sein könne: "Und weil Kinder unter zwölf Jahren sich nicht impfen lassen können, werden sie zu einer großen Gruppe potenzieller Superspreader." Jüngste Berichte aus Israel und den USA würden weiters zeigen, dass nach sechs Monaten die aktuellen mRNA-Vakzine nur noch bis zu 60 Prozent gegen eine symptomatische Delta-Infektion wirksam seien, so Reddy. Sie seien aber immer noch sehr wirksam gegen schwere Symptome. (APA/ag)

Valneva startet beschleunigtes Verfahren in UK

Der österreichisch-französische Impfstoffhersteller Valneva hat am Montag (23.8.) in Großbritannien ein sogenanntes rollierendes Zulassungsverfahren ("Rolling Review") für die Zulassung seines Corona-Impfstoffkandidaten VLA2001 eingeleitet. Fallen die ersten Daten der aktuell laufenden Phase-III-Studie positiv aus, glaubt man an eine Erstzulassung noch vor Ende 2021, so das Unternehmen. Valneva verfolgt mit seinem Covid-19-Vakzin einen klassischen Ansatz mit inaktivierten Viren.

Diese Herangehensweise ist seit vielen Jahrzehnten erprobt. Dabei wird dem Körper das gesamte abgetötete Virus präsentiert. Somit muss sich das Immunsystem mit allen Erreger-Teilen auseinandersetzen.

Im beschleunigten Rolling-Review-Verfahren bewerten die Experten einer Zulassungsstelle die Daten schon, bevor die Versuchsreihe abgeschlossen und ein offizieller Zulassungsantrag gestellt ist. Im Fall des Valneva-Impfstoffes ist dies die britische Gesundheitsbehörde MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency). Das Unternehmen rechnet mit ersten aussagekräftigen Studienergebnissen am Beginn des vierten Quartals.

VLA2001 ist derzeit der einzige inaktivierte, adjuvantierte Ganzvirusimpfstoffkandidat gegen Covid-19 aus Europa, heißt es vonseiten des Unternehmens. Die Produktion des Covid-19-Impstoffs wird in Schottland und die Abfüllung in Schweden stattfinden. Am Wiener Standort betreibt Valneva Forschung und Entwicklung sowie Qualitätssicherung.

Seit September des Vorjahres arbeitet die Firma mit der britischen Regierung zusammen. Die Abmachung beinhaltet die Option für Großbritannien bis 2025 bis zu 190 Millionen Dosen zu kaufen. Bestellt wurden demnach bisher 100 Millionen Dosen für die Jahre 2021 und 2022.

Neben dem Potenzial zur Bekämpfung der aktuellen Pandemie sieht man VLA2001 auch als Kandidaten für spätere Routineimpfungen oder zur Bekämpfung neuer Varianten. Auch als Auffrischungs- oder "Boosterimpfung" könnte der Impfstoff interessant sein, eine klinische Studie dazu laufe aktuell in Großbritannien. (APA)

Kollaritsch hält 1G-Regel für sinnvoll

Der Infektiologe Herwig Kollaritsch sieht "zunehmend weniger Spielraum", in gewissen Bereichen nicht auf die 1G-Regel umzusteigen. Aufgrund zahlreicher Impfskeptiker, die kaum über Aufklärung erreichbar seien, werde es ohne Eingreifen seitens der Politik nicht zu einer Verbesserung der aktuellen Corona-Situation kommen können. Das sagte er gegenüber dem "Ö1"-Morgenjournal am Dienstag (24.8.).

Dennoch solle man weiterhin versuchen, über Aufklärung und Kommunikation die Impfbereitschaft zu erhöhen. Kollaritsch erläuterte auch, dass getestete Personen wesentlich höhere Infektionstreiber seien als geimpfte Personen. "Es gibt kein Argument, dass getestet besser ist als geimpft", so der Experte. Geimpfte würden deutlich seltener infiziert und auch krank als Nicht-Geimpfte. Gerade in Richtung Herbst sei mit einem erhöhten Infektionsdruck zu rechnen, weshalb er durch die Delta-Variante ein "sehr bedrohliches Szenario" ortet. Daher sei es auch wichtig, dass genesene Personen sich möglichst rasch – ab vier Wochen nach der Infektion – impfen lassen, so Kollaritsch. "Wenn Genesene einmal geimpft werden, entwickeln sie einen exorbitant hohen Antikörperspiegel."

Eine 1G-Regel kann laut dem Medizinrechtsexperten Karl Stöger jederzeit per Verordnung eingeführt werden, diese Ermächtigung finde sich im COVID-19-Maßnahmengesetz, wie er gegenüber "Ö1" sagte. Diese Verordnung müsse man allerdings – um vor einer möglichen Prüfung durch den Verfassungsgerichtshof standzuhalten – medizinisch überzeugend begründen können, aber auch die Kosten für die Tests könnten eine Rolle spielen. "Eine mit Augenmaß gemachte 1G-Regel hat meines Erachtens gute Chancen, vor dem Verfassungsgerichtshof zu bestehen."

Auch Verfassungsrechtsexperte Heinz Maier hält eine 1G-Regel für rechtlich möglich und auch geboten, um die Geimpften von Beschränkungen zu befreien. Auch eine Impfpflicht sei verfassungsrechtlich zulässig, wenn es notwendig sei, um eine größere Gefahr für die Gesundheit von Menschen abzuwenden. (APA)

Weltweit 5 Mrd. Corona-Impfungen verabreicht, aber weiter ungleiche Impfstoff-Verteilung

Weltweit sind inzwischen mehr als fünf Milliarden Impfungen gegen das Coronavirus verabreicht worden. Dies geht aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hervor, die dafür alle bis Dienstagnachmittag (24.8.) vorliegenden Angaben offizieller Stellen in den verschiedenen Ländern auswertete. Mit 1,96 Mrd. verabreichten Impfdosen liegt China in Ländervergleich weiterhin vorn. Dahinter folgen mit großem Abstand Indien (589 Mio.) und die USA (363 Mio.).

Insgesamt wird die weltweite Impfkampagne noch von starker Ungleichheit bestimmt. Länder mit einem hohen Einkommen haben im Schnitt 111 Dosen auf 100 Einwohner verimpft. In Ländern mit schwachem Einkommen sind es jedoch nur 2,4 Dosen auf 100 Einwohner. Drei Länder haben noch gar keine Impfkampagne gestartet: Burundi, Eritrea und Nordkorea.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte am Dienstag (24.8.) die "schockierende Ungleichheit" bei der Verteilung der Corona-Impfstoffe. Weltweit hätten 140 Länder mindestens zehn Prozent ihrer Bevölkerung geimpft, so WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. In Afrika hätten bisher jedoch nur vier Länder diese Marke erreicht. Er beklagte einen Mangel an "globaler Solidarität". (APA/AFP)

Ein Kindergarten für Risikofamilien

Die österreichischen Infektionszahlen steigen. Währenddessen scheinen Gesundheits- und Stadtpolitik erst damit anzufangen, sich mit den möglichen Szenarien für den Herbst zu befassen. Viele Familien können oder wollen jedoch ihr Kind dem drohenden hohen Infektionsdruck nicht aussetzen. Das umfasst beispielsweise Kinder mit angeborenen Erkrankungen, die im Falle einer Infektion mit SARS-CoV-2 besonders gefährdet wären.
In Wien versuchen daher derzeit einige Familien, eine Kindergartengruppe zu organisieren. Diese soll durch spezielle Maßnahmen die teilnehmenden Kinder so gut wie möglich vor einer Infektion schützen.

Haben Sie Interesse an einer besser geschützten Betreuung für ein Krippen- oder Kindergartenkind? Dann schreiben Sie für weitere Informationen an redaktion@medonline.at.