Lebenserhaltung auf Intensivstationen

Ventilator monitor ,given oxygen by intubation tube to patient, setting in ICU/Emergency room
Taechit/AdobeStock

In der Ethicus-2-Studie, die in 22 europäischen Intensivstationen in 14 Ländern durchgeführt worden ist, wurde untersucht, ob sich die ärztliche Vorgehensweise bei terminal erkrankten Patienten („End-of-Life Practices“) in einem Beobachtungszeitraum von 1999 bis 2016 geändert hat. Ausgangspunkt für die Datenerhebung an den beteiligten Intensivstationen war ein zwischen ­September 2015 und Oktober 2016 liegender selbstgewählter Zeitraum von sechs Monaten; es wurde erhoben, wie viele Patienten in diesem Zeitraum verstarben oder eine Einschränkung von lebenserhaltenden Maßnahmen erhielten. Jene Patienten, bei denen eine lebenserhaltende Maßnahme eingeschränkt worden war, wurden bis zu ihrem Tod oder bis zu zwei Monate nach der Einschränkung nachbeobachtet. Die daraus erhobenen Daten wurden mit in denselben Intensivstationen zwischen 1999 und 2000 erhobenen Daten (Ethicus-1-Studie) verglichen. Von 13.625 Patienten, die im sechsmonatigen Beobachtungszeitraum 2015/16 in die Intensivstationen aufgenommen wurden, erfüllten 1.785 das Einschlusskriterium. Im Vergleich zu den 2.807 Patienten, die im Zeitraum 1999/2000 diese Einschlusskriterien erfüllten, waren die Patienten aus 2015/16 signifikant älter (mittleres Alter 70 vs. 67 Jahre). Der Anteil der weiblichen Patienten war unverändert (40 vs. 39 %). In der 2015/16-Kohorte kam es zu signifikant mehr Behandlungseinschränkungen (bei 90 vs. 69 %), häufigerem Unterbleiben der Einleitung lebensverlängernder Maßnahmen (50 vs. 41 %) und häufigerem Absetzen lebenserhaltender Maßnahmen (39 vs. 25%), weniger erfolglosen Re­animationen (6 vs. 22 %) und weniger Fällen von aktiver Verkürzung des Sterbeprozesses (1 vs. 3 %).

Sprung CL et al. JAMA 2019; 322: 1692–1704

Für die Praxis
Im Vergleich zweier Beobachtungszeiträume ist es innerhalb von 15 Jahren zu einer deutlichen Veränderung der Einstellung auf europäischen Inten­sivstationen zur ärztlichen Vorgehensweise bei terminal ­erkrankten ­Patienten gekommen. Es wurde dabei deutlich häufiger auf lebensverlängernde Therapien verzichtet.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune