23. Okt. 2019UEG Week 2019

10% Anstieg bei Pankreaskrebs-Mortalität in den letzten drei Dekaden

Die Ergebnisse einer globalen Studie legen nahe, dass die Mortalitätsrate für das Pankreaskarzinom und die Inzidenz für Kolorektalkarzinom sich zwischen 1990 und 2017 um zehn Prozent gesteigert haben.

Diese Daten einer groß angelegten Studie mit Beteiligung in 195 Ländern wurden gestern bei der United European Gastroenterology Week 2019 in Barcelona vorgestellt. Die Arbeit wurde in „The Lancet Gastroenterology & Hepatology“ publiziert und konnte dank einer Förderung der Bill & Melinda Gates Foundation durchgeführt werden.1,2

Weiters steigerte sich die Zahl der Pankreaskrebsfälle über die 27-jährige Studiendauer um 130 Prozent von 195.000 im Jahr 1990 auf 448.000 im Jahr 2017. Magenkarzinome fielen von Platz zwei der weltweiten Krebstodesursachen auf Platz drei, hinter Lungen- und Kolorektalkarzinom.3 Die Zahl der Fälle an Inflammatory Bowel Disease steigerte sich um 84 Prozent von 3,7 Millionen auf 6,8 Millionen.4

Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg, Vorsitzender des UEG Scientific Committee und Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin I, Innsbruck, kommentiert die Daten: „Diese Analyse bietet das umfassendste Bild der globalen Belastung mit Krankheiten des Verdauungstraktes. Die Untersuchung dieser populationsübergreifenden Trends bietet vitale Informationen über die Veränderungen dieser Krankheiten und hilft bei der sinnvollen Verteilung von Ressourcen um das Überleben der Patienten zu verbessern.“

Tilg: „Diese Analyse bietet das umfassendste Bild der globalen Belastung mit Krankheiten des Verdauungstraktes.“

Pankreaskrebs: Risikofaktor Lebensstil

Neben der Zunahme an Pankreaskrebsfällen, kam es zu einem Anstieg der Todesfälle von 196.000 auf 448.000 zwischen 1990 und 2017. Während ein Teil dieses Anstiegs durch steigende Bevölkerungszahl und Lebensdauer erklärbar ist, so sind – sogar nach Einrechnung der Populations-Änderungen – die altersstandardisierte Inzidenz und auch die Mortalitätsrate für das Pankreaskarzinom um zwölf bzw. zehn Prozent gestiegen. Die höchsten Raten wurden in Staaten mit höherem Einkommen verzeichnet.

Experten zufolge sei der Anstieg mit einer steigenden Prävalenz von Fettleibigkeit und Diabetes assoziiert. Das spiegle sich in den Risikofaktoren eines hohen BMI und Blutglukose-Levels wider, die zu den führenden Risikofaktoren für ein Pankreaskarzinom zählen.

Erstautor Prof. Reza Malekzadeh, Tehran University of Medical Sciences, Iran, kommentiert: „Das Pankreaskarzinom ist eine der weltweit tödlichsten Krebsarten, mit einem Fünf-Jahres-Gesamtüberleben von nur fünf Prozent in Ländern mit hohem, mittlerem und niedrigem Einkommen. Die Haupt-Risikofaktoren für diese Erkrankung, wie Rauchen, Diabetes und Fettleibigkeit, sind veränderbar und bieten gewaltige Chancen für die Prävention.“

Darmkrebs: Screening ist der Schlüssel zur Reduktion

Von 1990 bis 2017 nahmen die altersstandardisierten Inzidenzraten für das Kolorektalkarzinom weltweit um 9,5 Prozent zu, während die altersstandardisierten Mortalitätsraten sich um 13,5 Prozent verringerten. Die Forscher führen das auf die Einführung von Screening-Programmen zurück. In Ländern, wo Screening-Programme vor zwei oder drei Jahrzehnten etabliert wurden, wurden Reduktionen der Mortalitätsraten beobachtet, was die für Screening-Programme postulierten Vorteile unterstreicht.

Die vorliegende Studie legt zudem nahe, dass die Risikofaktoren für Kolorektalkarzinome bei Männern und Frauen unterschiedlich sind und diese Unterschiede in nationalen Präventionsprogrammen berücksichtigt werden sollten. Alkoholkonsum, Rauchen und schlechte (Kalzium- und Ballaststoff-arme) Ernährung stellten eine beachtliche Belastung bei Männern dar. Vergleichbare Faktoren bei Frauen waren Risiken in Bezug auf die Ernährung, aber nicht Alkoholkonsum oder Rauchen.

Magenkarzinom: Experten empfehlen lokale Strategien

Altersstandardisierte Inzidenz und Mortalitätsraten für das Magenkarzinom verringerten sich über die Studiendauer stetig. Allerdings führte dieser Rückgang nicht notwendigerweise zu einer geringeren Belastung der Gesundheitssysteme in Hochrisiko-Ländern. Experten empfehlen spezifische lokale Strategien, die auf das jeweilige Risikoprofil der Staaten zugeschnitten sind.

„Diese Ergebnisse zeigen deutliche geographische Variationen. Das Verstehen dieser unterschiedlichen Trends ist essenziell, um effektive Präventionsstrategien zu formulieren“, sagt Malekzadeh. „Ein weiterer Rückgang der Inzidenz wird nur dann möglich sein, wenn die Krankheitslast in Ostasien verringert wird. Dort treten derzeit fast die Hälfte der Krankheits- und Todesfälle auf.“

Referenzen:

  1. Malekzadeh, R. et al (2019). The global, regional and national burden of pancreatic cancer and its attributable risk factors in 195 countries and territories, 1990-2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. UEG Week 2019. Published in The Lancet Gastroenterology and Hepatology.
  2. Malekzadeh, R. et al (2019). The global, regional and national burden of colorectal cancer and its attributable risk factors in 195 countries and territories, 1990-2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. UEG Week 2019, October 22, 2019. Published in The Lancet Gastroenterology and Hepatology.
  3. Malekzadeh, R. et al (2019). The global, regional and national burden of stomach cancer in 195 countries, 1990-2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. UEG Week 2019. Published in The Lancet Gastroenterology and Hepatology.
  4. Malekzadeh, R. et al (2019). The global, regional and national burden of inflammatory bowel disease in 195 countries and territories, 1990-2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017.  UEG Week 2019. Published in The Lancet Gastroenterology and Hepatology.

Quelle:
UEG Week 2019