17. Juli 2019Frühjahrstagung der OEGGG

Miktionsprobleme nach Entbindung bleiben häufig verborgen

Mädchen, das Toilette im Waschbecken mit Toilettenpapier daneben benutzt
(c) Gettyimages/SircPhoto

Postpartale Blasenentleerungsstörungen sind häufig und treten zu­meist nicht offensichtlich, sondern verdeckt auf. Keinesfalls sollten Miktionsprobleme nach der Entbindung übersehen werden, denn langes Warten verschlechtert die Prognose.

Bei den postpartalen Blasenentleerungsstörungen wird zwischen einer offensichtlichen und einer verborgenen Störung unterschieden. „Offensichtlich“ bedeutet die Un­möglichkeit der Spontanmiktion sechs Stunden nach der Geburt bzw. im Falle einer Sectio sechs Stunden nach der Katheterentfernung. Von einer prolongierten Harnverhal­tung spricht man, wenn dieser Zustand länger als 72 Stunden andauert. Hinsichtlich der Risikofaktoren für postpar­tale Blasenentleerungsstörungen verwies Univ.-Doz. Dr. Hanns Helmer, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Wien, auf eine 2016 publizierte Studie mit mehr als 700 Frauen. Die Studie zeigte eine relativ hohe Restharnmenge bei vielen Frauen nach der Entbindung und identifizierte als Risikofaktoren die Epiduralanästhesie und die Episiotomie.1 Höhere Geburtsgewichte stellen ebenfalls einen Risikofaktor dar, ebenso sind Frauen nach der ersten Entbindung eher gefährdet. Ungünstig ist auch eine lange Eröffnungs- und Austreibungsphase. Daten zur Relevanz der Austreibungsperiode liefert unter anderem eines der großen skandinavischen Geburtenregister, das mehr als 70.000 Frauen umfasst. In dieser Arbeit konnte die Restharnmenge genau mit der Dauer der Austreibungspha­se in Stunden korreliert werden. Weitere Faktoren wie z.B. die Zahl der Geburten in der Vergangenheit spielten in die­sem Kollektiv nur eine untergeordnete Rolle für die Ent­wicklung von Blasenentleerungsstörungen.2

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.
Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum uro&gyn