12. Juni 2018

Wie antikoaguliert sind Hämophiliepatienten?

Antikoagulation Hämophilie
Foto: TefiM/GettyImages

Menschen mit Hämophilie zeigen generell ein reduziertes Risiko thromboembolischer Ereignisse. Ausgeschlossen sind diese jedoch nicht. Wird beispielsweise eine perkutane Koronarintervention erforderlich, ergibt sich in der Folge bei Hämophiliepatienten eine schwierige Situation.

„Vor zwanzig Jahren war die Lebenserwartung von Patienten mit Hämophilie noch deutlich eingeschränkt“, sagt Priv.-Doz. Dr. Robert Klamroth vom Vivantes Klinikum in Friedrichshain in Berlin. Das hat sich erfreulicherweise geändert. Mit der steigenden Lebenserwartung von Personen mit Hämophilie steigt auch die Zahl der Betroffenen in der Altersgruppe über 65 – und zwar allein in den Jahren 2011 bis 2015 von zwei auf vier Prozent der Hämophiliepopulation. Klamroth: „Wir haben es weltweit mit einer alternden Hämophiliepopulation zu tun.“
Daraus ergibt sich eine Reihe neuer medizinischer Probleme und Fragestellungen. Die klinischen Auswirkungen einer kompletten oder teilweisen Defizienz der Gerinnungsfaktoren VIII oder IX sind bekannt. Unklar ist jedoch, so Klamroth, ob diese Erkrankung nicht im Alter sogar gewisse Vorteile mit sich bringt. So wäre durchaus denkbar, dass die  Gerinnungsstörungen protektiv gegen arterielle oder venöse Thrombosen wirken. Einiges spricht für diese Hypothese.
Kardiovaskuläre Risikofaktoren kommen bei älteren Menschen mit Hämophilie ebenso häufig vor wie in der Normalbevölkerung. Kardiovaskuläre Erkrankungen werden auch bei älteren Menschen mit Hämophilie gefunden. Allerdings liegt die kardiovaskuläre Mortalität in der Hämophiliepopulation unter dem Durchschnitt der Normalbevölkerung. Es scheint also, so Klamroth, dass die Hämophilie das Risiko von Thrombosen, nicht jedoch von Atherosklerose reduziert. Registerdaten zeigen, dass Myokardinfarkte und ischämische Schlaganfälle bei Personen mit schwerer Hämophilie seltener auftreten als in der Normalbevölkerung, eine leichte Hämophilie jedoch zu keiner Risikoreduktion führt. Im großen europäischen EUHASS-Register lagen in den Jahren 2008 bis 2016 kardiovaskuläre Ursachen als Grund für Mortalität weit abgeschlagen hinter Krebs, Leberversagen, Infektionen und intrakraniellen Blutungen.

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