24. Feb. 2021Multiple Sklerose

Immuntherapien auch in der Pandemie fortführen

Vorerkrankung plus COVID-19 gleich schwerer Verlauf – diese Rechnung scheint für neurologische Autoimmunerkrankungen nicht immer aufzugehen. Jedenfalls ist die Pandemie kein Grund, voreilig an der Therapieschraube zu drehen.

Gehirn Darstellung aus Tabletten und Pillen vor türkisem Hintergrund
istock.com/Liliia Lysenko

Die Vorstellung, dass Patienten mit Multipler Sklerose oder anderen Autoimmunerkrankungen ein höheres Risiko haben, an COVID-19 zu erkranken, ist durch Studien nicht belegt, erklärte Professor Dr. Sven G. Meuth von der Neurologischen Universitätsklinik Düsseldorf. Jedoch haben diejenigen mit einer primär progredienten MS im Fall einer Infektion ein höheres Risiko, einen schweren oder letalen Verlauf zu erleiden, als solche mit schubförmiger MS – möglicherweise auch deshalb, weil sie im Schnitt älter sind.

Eine ganze Reihe von Immunmodulatoren, die in der neurologischen Praxis zum Einsatz kommen, werden als COVID-19-Therapeutika erprobt, unter anderem der S1P-Modulator Fingolimod, der Komplementinhibitor Eculizumab und das Anti-IL-6 Tocilizumab. Letzteres hat allerdings in einer kürzlich publizierten einarmigen Studie enttäuscht. Insgesamt liegt der Schluss nahe, „dass wir mit unseren Immuntherapien eher protektiv wirken oder zumindest nicht schaden“, meinte Prof. Meuth.

Die Erfahrungen mit SARS-CoV-2 haben zudem gelehrt, dass die zweite Phase der Infektion, in der das Immunsystem auf das Virus reagiert, für die Prognose höhere Relevanz besitzt als die erste Phase, in der das Virus sich ausbreitet und repliziert. Auch das ist nach Auffassung des Kollegen ein Argument, die Immuntherapie weiterlaufen zu lassen trotz Pandemie.

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