1. Sep. 2022ESC 2022

Kardiovaskuläres Screening mittels CT: Die Diskussion kann beginnen

Kardiovaskuläres Screening inklusive eines Herz-CT könnte die Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse reduzieren. Das legen die im Rahmen des ESC 2022 vorgestellten Ergebnisse der dänischen DANCAVAS-Studie nahe. Allerdings mit einem erheblichen Fragezeichen. Denn die Studie ergab nur für jüngere Teilnehmer positive Resultate, womit der primäre Endpunkt verfehlt wurde.

Medizinische Bildgebung
Springsky/GettyImages

Der Aufwand war beispiellos. Für die Studie DANCAVAS wurden mehr als 45.000 Männer zwischen 65 und 74 Jahren randomisiert entweder zu einer Screening-Untersuchung eingeladen, die auch eine Computertomographie des Herzens mit Bestimmung des Kalzium-Scores inkludierte, oder blieben, wie in Dänemark üblich, in der Versorgung ihrer Allgemeinmediziner ohne geplante Screening-Maßnahmen. Neben der Bildgebung wurden im Rahmen der Untersuchung Blutdruckmessungen an allen vier Extremitäten durchgeführt sowie Cholesterin und HbA1c bestimmt. Im Falle von Auffälligkeiten wurden den Patienten medikamentöse Therapien, insbesondere Statine und Aspirin, sowie im Falle eines Aortenaneurysmas eine chirurgische Intervention angeboten. Informationen zu den Outcomes inklusive Medikamentenverschreibungen wurden aus den sehr genauen dänischen Registern bezogen. Wurde im CT ein erhöhter Kalziumscore gefunden, so wurde dem Betroffenen die präventive Einnahme eines hochwirksamen Statins sowie von Aspirin empfohlen, sofern sie diese nicht bereits einnahmen. Primärer Endpunkt war die Gesamtmortalität. Sekundäre Endpunkte waren Schlaganfälle, Myokardinfarkte, Amputationen wegen Gefäßerkrankungen sowie Aortenruptur.

Ergebnis der Studie war nach einem medianen Follow-up von 5,6 Jahren eine numerische Reduktion der Todesfälle in der Screening-Gruppe, die jedoch Signifikanz verfehlte. Damit kann die Studie rein technisch gesehen nur noch als hypothesengenerierend betrachtet werden, wie Prof. Dr. Axel Diederichsen vom Odense Universitätsspital betonte. Dennoch wurden die präspezifizierten Subgruppenanalysen durchgeführt. Sie zeigten bei Studienteilnehmern unter 70 Jahren eine signifikante Reduktion der Mortalität um 11 Prozent (HR 0,89; 95% CI 0,83–0,96; p=0,004). Eine Post-hoc-Analyse zeigte, dass ein Komposit-Endpunkt aus Tod, Schlaganfall oder Myokardinfarkt in der Gesamtpopulation der Studie um sieben und in der Altersgruppe unter 70 um elf Prozent gesenkt wurde. Hinsichtlich der sekundären Endpunkte wurde in der Gesamtpopulation eine geringfügige, aber signifikante Reduktion des Schlaganfallrisikos gefunden.

Die häufigsten Maßnahmen, die durch das Screening getriggert wurden, waren Verschreibungen von Statinen und Aspirin aufgrund eines erhöhten Kalziumscores. Zuweisungen an die Herzchirurgie wegen eines Aortenaneurysmas oder interventionelle Kardiologie zur PCI kamen ebenfalls vor und waren unter Umständen lebensrettend, dabei jedoch so selten, dass sie die Mortalität in der Gesamtpopulation quantitativ nicht beeinflusst haben können. Aortenaneurysmen wurden bei 1,5 Prozent der Patienten in der Screening- und 1,2 Prozent in der Kontrollgruppe saniert (HR 1,29; 95% CI 1,07–1,48; p=0,006).

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