18. März 2022Die Abnehm-Formula

Auf welche Weise sich am schnellsten Gewicht verlieren lässt

Übergewichtigen Patienten mit Diabetes rät man meist als Erstes zum Abnehmen. Wie das aber am besten gelingt, weiß bisher keiner so recht.

weiße runde Platte und goldene Gabel und Messer mit grünem Maßband auf blauem Hintergrund, Gewichtsverlustkonzept, flache Lage.
iStock/Yaroslav Litun

Beim Typ-2-Diabetes stehen für den Großteil der Patienten Lebensstilveränderungen an erster Stelle der Behandlung. Dazu gehört neben (mehr) Sport auch, das Körpergewicht zu reduzieren. Sollte der Patient dafür lieber auf Fett verzichten oder auf Kohlenhydrate oder sich besser direkt auf eine mediterrane Ernährungsweise umstellen? Dr. Chaitong Churuangsuk von der School of Medicine, Dentistry and Nursing, University of Glasgow, und Kollegen haben versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.

Sie erstellten eine systematische Übersicht aus Metaanalysen randomisierter klinischer Studien, in denen verschiedene Abnehmstrategien geprüft worden waren. Insgesamt 19 Publikationen erfüllten zwar die Auswahlkriterien, allerdings waren nur sieben davon qualitativ hochwertig, den restlichen schrieben die Forscher eine geringe oder sehr geringe Qualität zu. Einige der Metaanalysen hatten bis zu 23 Studien eingeschlossen, andere nur zwei. Insgesamt bestanden die jeweiligen Kohorten aus 100–1587 Patienten.

Art der Ernährung hatte keinen Einfluss

Zur stärksten Gewichtsabnahme kam es bei einer sehr(!) geringen täglichen Energiezufuhr (400–500 kcal/d) über acht bis zwölf Wochen. Diese Patienten verloren im Mittel 6,6 kg mehr als diejenigen, die im Rahmen der Diät 1000–1500 kcal/d zu sich nahmen. Ebenso ließ eine Ernährungsumstellung, bei der für drei bis zwölf Monate einzelne Mahlzeiten durch Formulanahrung ersetzt worden waren, 2,4 kg mehr schmelzen als die moderateren Energierestriktionen.

Diäten mit niedrigem Kohlenhydratgehalt schnitten nicht besser ab als solche mit hohem Kohlenhydrat- und geringem Fettanteil. Insgesamt war kein besonderer Ernährungsstil zu bevorzugen. So schienen Mittelmeerdiät, eine Ernährung mit reichlich einfach ungesättigten Fettsäuren, vegetarisches Essen oder Diäten mit geringem glykämischem Index gar nichts oder nur minimale Effekte (0,3–2 kg) zu bewirken.

In einer zweiten Recherche prüften die Wissenschaftler, wie erfolgreich die Ernährungsumstellungen im Bezug auf eine Diabetesremission waren. Remission bedeutete dabei gemäß den WHO-Kriterien: ein HbA1c unter 6,5% oder eine Nüchternglukose unter 7 mmol/l ohne medikamentöse Unterstützung.

Die 16 Metaanalysen zu dem Thema belegten den größten Erfolg für ein zweistufiges Programm, bei dem in den ersten acht bis zwölf Wochen die normale Ernährung komplett durch eine niederenergetische Formuladiät ersetzt wurde. Danach waren allmählich wieder normale Lebensmittel in einer Menge zulässig, die den erreichten Gewichtserfolg beibehalten ließ. Eine solche Intervention führte nach einem Jahr mit einem Gewichtsverlust von 10–12 kg bei 54% der Teilnehmer zu einer Remission des Diabetes (Kontrollgruppen: 4–12%).

Auch der Ersatz nur einiger Mahlzeiten und die Mittelmeerdiät führten zu Remissionen, aber nur in 11% bzw. 15% der Fälle und mit einer weniger starken Evidenz. Die Remissionsraten von 20% bzw. 22%, die zwei Publikationen für ketogene Diäten bzw. solche mit sehr niedrigem Energiegehalt (ohne Mahlzeitenersatz) berichten, weisen hochgradige Verzerrungseffekte auf und sollten daher mit Vorsicht interpretiert werden. Zudem untersuchten viele Studien die Effekte nur innerhalb eines Jahres oder weniger. Wie es mit dem Langzeiterfolg aussehe, bleibe folglich unklar.

Die Mittelmeerdiät, die Ernährung mit einem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren oder eine vegetarische bringen wenig bis gar nichts, wenn ein rascher Gewichtsverlust das Ziel ist, äußern sich die Autoren in einer Pressemitteilung – so gesund sie auch sonst sein mögen. Nur Diäten mit sehr geringem Energiegehalt und Formulanahrung scheinen tatsächlich zum dauerhaften Abnehmen geeignet, da sie weniger Kalorien liefern.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune