31. Aug. 2022

Sport reduziert Covid-Sterblichkeit; Paxlovid senkt Todesrate bei Älteren deutlich

+++ 43% geringere Covid-19-Sterblichkeit durch Sport – Paxlovid verhindert 80% der Covid-Tode bei Über-65-Jährigen – Deutscher Intensivmediziner für stärkere Nutzung von Paxlovid – Empfehlung für vierte Corona-Impfung für alle ab zwölf – Kein erhöhtes Schlaganfallrisiko durch Corona-Impfung – Valneva gab zusätzliche Studienergebnisse bekannt – Biontech vervollständigt Antrag für aktualisierten Impfstoff – Rückgang auf 1.073 Covid-Spitalspatienten bei 5.360 Neuinfektionen – Laut WHO über eine Million Covid-19-Tote in diesem Jahr +++

Coronavirus Warnung
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43% geringere Covid-19-Sterblichkeit durch Sport

Regelmäßiger moderater Sport von 150 Minuten pro Woche oder 75 Minuten intensives körperliches Training in diesem Zeitraum senken das Covid-19-Risiko bedeutend. Das gilt für die Infektionen genauso wie für schwere Krankheitsverläufe und eine um 43 Prozent geringere Sterblichkeit durch die Erkrankung. Das haben spanische Wissenschafter aus 16 Studien mit mehr als 1,8 Millionen erwachsenen Teilnehmern weltweit herausgefiltert.

Yasmin Ezzatvar von der Universität Valencia und ihre Co-Autoren haben ihre wissenschaftliche Arbeit vor kurzem im British Journal of Sports Medicine (http://dx.doi.org/10.1136/bjsports-2022-105733) veröffentlicht. Sie analysierten Studien mit 1.853.610 Teilnehmern im Durchschnittsalter von 53 Jahren zu Covid-19 noch einmal: unter dem Aspekt der körperlichen Betätigung der Teilnehmer. Die Studien stammten aus Südkorea, Großbritannien, Spanien, Brasilien, Palästina, Südafrika und Schweden.

Regelmäßige körperliche Aktivität hat demnach offenbar einen deutlich positiven Effekt bezüglich Covid-19, wie die Wissenschafter schrieben: "Unsere Resultate beleuchten die schützende Wirkung ausreichender physischer Aktivität als Gesundheitsstrategie. Das kann helfen, schwere Covid-19-Krankheitsverläufe zu verhindern."

Insgesamt zeigte sich bei den Hobby-Sportlern eine um elf Prozent reduzierte Infektionsrate (Studien vom November 2019 bis März 2022 ausgewertet) durch SARS-CoV-2. Weiters kam es unter körperlich aktiven Personen zu um 36 Prozent weniger Spitalsaufnahmen wegen Covid-19. Die Häufigkeit von schweren Krankheitsverläufen nahm im Vergleich zu "Couch Potatoes" um 34 Prozent ab. Es kam zu 43 Prozent weniger Todesfällen.

Die Wissenschafter unterschieden auch nach der Intensität des ausgeübten Sports. Demnach wurde der größte Effekt mit den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Aktivitäten erzielt: pro Woche 150 Minuten moderate physische Belastung durch Sport oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität. Mehr brachte in Sachen Covid-19 nichts mehr. (APA)

Paxlovid verhindert 80% der Covid-Tode bei Über-65-Jährigen

Israel ist wegen seines digitalisierten Gesundheitswesens immer sehr schnell mit neuen Beobachtungsstudien bei Covid-19. Jetzt haben Forscher der größten israelischen Krankenversicherung "Clalit" mit Real-World-Daten nachgewiesen, dass eine Paxlovid-Behandlung bei Über-65-Jährigen die Todesrate in der Routinepraxis um knapp 80 Prozent reduziert. Auch viele Spitalsaufnahmen werden verhindert.

Ronen Arbel und seine Co-Autoren haben ihre Studie vor wenigen Tagen (24. August) im New England Journal of Medicine (Boston/USA) publiziert (http://dx.doi.org/10.1056/NEJMoa2204919). Dabei untersuchten sie die Auswirkungen einer frühen und adäquaten Behandlung von SARS-CoV-2-positiven Personen mit Paxlovid (Wirkstoffe Nirmatrelvir/Ritonavir) in der Routinepraxis während der Omikron-Welle.

In Israel wurde wegen des Aufflammens dieser Virusvariante bereits um die Jahreswende zu 2022 ein "vierter Stich" propagiert. Hinzu kam ab 9. Jänner der breite Einsatz des Virustatikums mit den beiden Wirkstoffen. Erst vor wenigen Tagen hat der Wiener Pneumologe Arschang Valipour bei einer Online-Ärztefortbildung ebenfalls vehement für den frühzeitigen Einsatz der antiviralen Mittel gegen SARS-CoV-2 plädiert. Mit Anfang September wird in Österreich demnach neben Paxlovid auch Molnupiravir auf normalem Arztrezept verschreibbar und in den Apotheken erhältlich sein.

In Israel setzte man zunächst auf die Lieferung von Paxlovid direkt zu den infrage kommenden Patienten nach Hause, ganz ähnlich wie in den vergangenen Monaten auch in Wien. Paxlovid und Molnupiravir müssen möglichst frühzeitig (binnen der ersten fünf Tage nach positivem Test) eingenommen werden. Die Behandlungsdauer liegt ebenfalls bei fünf Tagen. In Israel wurde die regelmäßige Einnahme durch Personal der lokalen "Clalit"-Büros kontrolliert.

"Von den 109.254 mit SARS-CoV-2 infizierten Versicherten (....) wurden 3.902 (vier Prozent) mit Nirmatrelvir/Ritonavir behandelt. Unter den Senioren (ab 65 Jahre) betrug der Anteil sogar sechs Prozent (2.484 von 42.821 Infizierten). Die Behandlung erfolgte wie vorgesehen in den ersten fünf Tagen nach dem positiven Test, median bereits nach zwei Tagen. Die Adhärenz der Einnahme lag bei 97 Prozent", schrieb jetzt das Deutsche Ärzteblatt in einem Bericht.

Nur elf der 2.484 Senioren, die Paxlovid einnahmen, mussten im Krankenhaus behandelt werden. Es gab zwei Todesfälle. Nach den Berechnungen von Arbel betrug die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen bei den behandelten Senioren 14,7 Fälle pro 100.000 Personentage. Bei den nicht behandelten Personen über 65 Jahren lag die Häufigkeit von Krankenhausaufnahmen bei 58,9 Fällen pro 100.000 Personentage. Somit waren die mit Paxlovid Behandelten zu 73 Prozent vor Hospitalisierungen geschützt. Das Sterberisiko ging sogar um 79 Prozent zurück.

Bei Unter-65-Jährigen war hingegen kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen mit Paxlovid Behandelten und Nicht-Behandelten zu bemerken. In der Routinepraxis sind somit ähnliche positive Effekte der Behandlung von Covid-19 zu sehen wie in den klinischen Studien. Da hatte sich schon in der ersten Zwischenauswertung mit 774 Patienten eine Reduktion der Häufigkeit einer Spitalsaufnahme oder des Todes durch Covid-19 unter Anwendung von Paxlovid um 89,1 Prozent gezeigt. Diese Wirksamkeit blieb auch in der Endauswertung mit 1.379 Patienten mit einer Risikoverminderung um 88,9 Prozent erhalten. In sehr seltenen Fällen kann es nach Ende der Therapie zu einem "Rebound" der Infektion kommen, der allerdings seltener als sonst nach Covid-19-Erkrankungen vorkommt und mit leichten Beschwerden verläuft. (APA)

Deutscher Intensivmediziner für stärkere Nutzung von Paxlovid

Zur Vermeidung schwerer Corona-Erkrankungen setzt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, auf das Medikament Paxlovid. "Ich glaube tatsächlich, dass die stärkere Behandlung mit diesem Medikament dazu beitragen könnte, dass weniger Corona-Patienten mit einem schweren Verlauf auf den Intensivstationen behandelt werden müssen", sagte Marx den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag, 28.8.).

Studiendaten wiesen darauf hin, dass die Verabreichung von Paxlovid gerade zu Beginn einer Infektion einen schweren Verlauf verhindern könne. "Wenn die Behandlung mit dem Medikament angezeigt ist und der Patient dies auch möchte, sollten Ärzte dies auch stärker als bisher tun."

Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte angekündigt, für Ältere den Zugang zu Paxlovid zu erleichtern. Als der SPD-Politiker selbst erkrankte, nahm er das Medikament nach eigenen Angaben ebenfalls. Paxlovid ist seit Jänner in der EU zugelassen und kommt auch in Österreich zum Einsatz. (APA/dpa)

Empfehlung für vierte Corona-Impfung für alle ab zwölf

Das Nationale Impfgremium (NIG) empfiehlt die Corona-Auffrischungsimpfung für alle Menschen ab zwölf Jahren. Sie sollen sich ab September ihre vierte Impfung holen, hieß es am Mittwoch, 31.8., bei einer Pressekonferenz in Wien. Bisher galt die Empfehlung nur für Menschen ab 60 Jahren. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) erwartet im Herbst deutlich steigende Fallzahlen und sprach eine FFP2-Masken-Empfehlung für Innenräume aus.

"Es ist wahrscheinlich, dass im Herbst eine Maskenpflicht in bestimmten Bereichen wie im öffentlichen Verkehr oder in Supermärkten wieder sinnvoll und notwendig sein wird", meinte der Gesundheitsminister. Angepasste Variantenimpfstoffe sollen noch im September nach Österreich geliefert werden. Bereits am Donnerstag (1.9.) erwartet Rauch, dass die EU-Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung der ersten bivalenten Impfstoffe bestätigt. Zunächst wird der speziell für die Omikron-Variante BA.1 angepasste Impfstoff erwartet, einige Wochen später der an die aktuelle Variante BA.4/BA.5 angepasste Impfstoff.

Auf diese Vakzine solle keinesfalls gewartet werden. "Bitte nicht zuwarten, sondern jetzt zur Impfung gehen", appellierte Impf-Experte und NIG-Mitglied Herwig Kollaritsch. Die Varianten-Impfstoffe würden nämlich "keine wesentliche Verbesserung der Situation bringen", es sei vielmehr "absolut unvernünftig", darauf zu warten. Wichtig sei, die Grundimmunisierung mit drei Dosen abzuschließen und sich dann die Auffrischung zu holen. Dafür hat das NIG nun, wenige Tage vor Schulbeginn, die Impfempfehlung geändert.

Die vierte Impfung ist nun für alle Personen ab zwölf Jahren bei entsprechendem Abstand zur letzten Impfung je nach Alter ab vier bis sechs Monate nach dem Abschluss der Grundimmunisierung (3. Impfung) empfohlen, erläuterte Impf-Experte Herwig Kollaritsch. Bei Kindern von fünf bis elf Jahren soll spätestens zu Schulbeginn die Grundimmunisierung – diese besteht aus drei Impfungen – fertiggestellt werden, in dieser Altersgruppe ist derzeit keine Auffrischungsimpfung empfohlen, hieß es. (APA/red)

Kein erhöhtes Schlaganfallrisiko durch Corona-Impfung

Neue Studien zeigen, dass es kein erhöhtes Schlaganfallrisiko nach Impfung gegen SARS-CoV-2 gibt. Beide Erhebungen hatten sehr große Kohorten ausgewertet und kamen zu dem gleichen Ergebnis. Des Weiteren gibt es erste Daten, die sogar auf einen Schutz der Impfung vor Schlaganfällen während einer Covid-19-Erkrankung hindeuten: Bei Infektion mit SARS-CoV-2 hatten geimpfte Menschen nicht einmal ein halb so hohes Risiko wie ungeimpfte, einen Schlaganfall zu erleiden.

Ende März 2021 wurde eine schwere, wenn auch seltene Nebenwirkung nach Covid-19-Impfung mit Vektor-basierten Vakzinen beobachtet: Impfassoziiert traten vor allem bei jüngeren Frauen Sinus- und Hirnvenenthrombosen auf, es kam sogar zu Todesfällen. Der Vektor-basierte Impfstoff ChAdOx1 (AstraZeneca) wurde daraufhin jungen Frauen nicht mehr verabreicht. Es wurde aber auch ein leicht erhöhtes Risiko für hämorrhagische Schlaganfälle (sog. Hirnblutungen) nach Impfung mit einem mRNA-Vakzin beschrieben. Eine im Oktober 2021 in „Nature Medicine“ publizierte Auswertung (https://doi.org/10.1038/s41591-021-01556-7) zeigte diesbezüglich ein erhöhtes Risiko nach Impfung mit BNT162b2. Seitdem haftet allen Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 das Stigma an, sie könnten Schlaganfälle auslösen, was zur Impfskepsis beiträgt. Doch zwei aktuelle Studien zeigen nun, dass die Impfung nicht mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einhergeht.

In einem in „Neurology“ publizierten, systematischen Review (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36002319/) von insgesamt 16 Studien wurden insgesamt 17.481 Fälle ischämischer Schlaganfälle erfasst – bei einer Gesamtzahl von 782.989.363 Impfungen. Die Schlaganfallrate betrug insgesamt 4,7 Fälle pro 100.000 Impfungen. Nur bei 3,1% der Schlaganfälle infolge einer SARS-CoV-2-Impfung lag eine thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) zugrunde. Wie die Autoren schlussfolgern, ist damit die Schlaganfallrate nach Impfung mit jener in der Allgemeinbevölkerung vergleichbar – und die TTP, die zu Sinus- und Hirnvenenthrombosen führte, eine sehr seltene Komplikation. Des Weiteren betonen sie, dass die Schlaganfallrate bei SARS-CoV-2-infizierten Menschen hingegen deutlich höher liegt.

Bei der zweiten Studie handelt es sich um eine aktuelle Auswertung des „French National Health Data System“ (Système National des Données de Santé [SNDS]; https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M22-0988). Untersucht wurde, wie häufig nach erster und zweiter Gabe von Vakzinen gegen SARS-CoV-2 bei Menschen im Alter von 18 bis 75 Jahren kardiovaskuläre Ereignisse (Myokardinfarkte, Lungenembolien oder Schlaganfälle) auftraten. Insgesamt waren 73.325 Ereignisse dokumentiert worden, bei 37 Millionen geimpften Personen. Im Ergebnis zeigte die Studie, dass es keine Assoziation zwischen mRNA-Impfstoffen und dem Auftreten dieser schweren kardiovaskulären Komplikation gab. Die erste Dosis des Vektor-basierten Impfstoffs ChAdOx1 war in Woche 2 nach der Impfung mit einer erhöhten Rate an Myokardinfarkten und Lungenembolien vergesellschaftet (RI: 1,29 und 1,41), auch beim Impfstoff von Janssen-Cilag konnte eine Assoziation mit dem Auftreten von Myokardinfarkten in Woche 2 nach Vakzinierung nicht ausgeschlossen werden. In Bezug auf die Schlaganfallrate ergab die Auswertung aber für keinen der Impfstoffe ein höheres Risiko.

Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), schlussfolgert: „Die vorliegenden Daten zeigen zumindest für die mRNA-Impfstoffe keinerlei Sicherheitssignale in Bezug auf ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Die Tatsache, dass beide Erhebungen sehr große Kohorten auswertet haben und beide zum gleichen Ergebnis kommen, gibt uns zusätzliche Sicherheit: mRNA-Vakzine gegen SARS-CoV-2 erhöhen nicht das Schlaganfallrisiko, die Sorge davor sollte also Menschen nicht davon abhalten, sich impfen zu lassen.“

Ganz im Gegenteil: Der Experte betont, dass die SARS-CoV-2-Infektion mit einer höheren Schlaganfallrate einhergeht und die Impfung somit vor Schlaganfällen schütze. Das zeigte jüngst eine koreanische Studie (https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2794753): Bei den vollständig geimpften 168.310 Studienteilnehmern, die älter waren als die 62.727 ungeimpften und mehr Komorbiditäten aufwiesen, waren schwere oder kritische Covid-19-Verläufe und die Rate an Folgeerkrankungen seltener als in der anderen Gruppe. Das adjustierte Risiko betrug für den ischämischen Schlaganfall 0,40 bei den geimpften Teilnehmern, was bedeutet, dass die Impfung das Schlaganfallrisiko im Vergleich zur Gruppe der ungeimpften Studienteilnehmer mehr als halbierte. (Pressemeldung der DGN/red)

Valneva gab zusätzliche Studienergebnisse bekannt

Der austro-französische Impfstoffhersteller Valneva hat rund um die Auslieferung seines Covid-Vakzins zusätzliche Studienergebnisse bekanntgegeben. Das Unternehmen berichtete am Montag, 29.8., in einer Aussendung von positiven Resultaten aus der Phase 3 und zu Booster-Impfungen nach zwei Valneva- bzw. AstraZeneca-Erstimpfungen. Der traditionell entwickelte Ganzvirus-Impfstoff ("Totimpfstoff") wird seit der Vorwoche an Österreich und weitere bestellende EU-Staaten geliefert.

"Als Unternehmen mit zentralem Forschungs- und Entwicklungsstandort in Wien, freuen wir uns besonders, unseren Impfstoff gegen Covid-19 nun in Österreich ausliefern zu dürfen und damit einen Beitrag zu einem breiteren Impfangebot zu leisten. 15 Prozent der Europäer über 18 Jahre sind noch nicht geimpft und wir erhalten weiterhin Nachrichten von Europäern, die auf eine traditionellere Impfstofftechnologie warten", berichtete Valneva-Chef Thomas Lingelbach. Die heimischen Impfstellen können die Dosen über die Bundesbeschaffungs GmbH (BBG) bestellen, in einzelnen Bundesländern konnte damit bereits Ende der Vorwoche geimpft werden.

Valnevas "VLA2001" genanntes Vakzin ist der einzige Covid-Totimpfstoff, der in der EU für die Erstimpfung von Menschen im Alter von 18 bis 50 Jahren zugelassen ist. Der Impfstoff erhielt auch eine bedingte Zulassung in Großbritannien. Mit Österreich, Deutschland, Dänemark, Finnland und Bulgarien wurden Lieferverträge abgeschlossen. Wegen der gesättigten Auftragslage und der vorhandenen Bestände stellte Valneva die Herstellung des Impfstoffs jedoch inzwischen ein. Das Unternehmen hält die Bestände für mögliche zusätzliche Lieferungen an diese EU-Mitgliedstaaten aber bereit, sollte die Nachfrage wieder steigen.

Valneva hatte bereits Daten zur Immunogenität am Tag 43 nach der Erstimpfung vorgelegt. Nun wurde auch die Immunogenität etwa zwei Monate nach der Erstimmunisierung untersucht. Am Tag 71 waren die durch VLA2001 induzierten neutralisierenden Antikörpertiter in einer Vergleichsstudie jenen von AstraZenecas Vakzin ChAdOx1-S nicht unterlegen (VLA2001 GMT 444,0, ChAdOx1-S GMT 411,8). "Darüber hinaus zeigten Analysen der T-Zell-Antworten, die bei einer Untergruppe der 3.560 Studienteilnehmer etwa sechs Monate nach der Erstimpfung (Tag 208) beobachtet wurden, dass VLA2001 breite antigenspezifische IFN-gamma-produzierende T-Zellen induzierte, die bis zum Tag 208 gegen das S-Protein sowie die N- und M-Proteine reaktiv waren", berichtete Valneva.

Die Häufigkeit von Covid-19 Fällen war in der VLA2001- und der ChAdOx1-S-Gruppe ähnlich. In den direkten Vergleichsgruppen (über 30 Jahre) traten bis zum Tag 208 keine schweren Fälle auf. Das könnte darauf hindeuten, dass beide Impfstoffe einen ähnlichen Schutz gegen schwere Covid-19-Erkrankungen bieten, erläuterte Valneva, die Daten beziehen sich allerdings vorwiegend auf die Delta-Variante.

Zusätzlich erhielten 958 Studien-Teilnehmer etwa acht Monate nach der Erstimpfung mit VLA2001 oder ChAdOx1-S eine Einzeldosis VLA2001, um die Booster-Wirkung in einem homologen und heterologen Setting zu untersuchen. Sowohl im homologen als auch im heterologen Setting konnte VLA2001 die Immunität auf höhere neutralisierende Antikörpertiter als nach der Erstimpfung und auf ein Niveau anheben, das als hochwirksam (90 Prozent) gegen SARS-CoV-2 gilt, betonte Valneva.

Eine heterologe Booster-Studie, die darauf abzielt Booster-Daten nach einer Grundimmunisierung mit einem mRNA-Impfstoff oder einer natürlichen Covid-19 Infektion zu liefern, läuft indes weiter. Die Ergebnisse werden im vierten Quartal 2022 erwartet. (APA)

Biontech vervollständigt Antrag für aktualisierten Impfstoff

Biontech und Pfizer haben bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA ihren Zulassungsantrag für einen an die aktuellen Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepassten Corona-Impfstoff vervollständigt. Wie das Mainzer Unternehmen und sein US-Partner am Freitag, 26.8., mitteilten, besteht der Impfstoffkandidat zur Hälfte aus dem bisherigen Vakzin Comirnaty und zur anderen Hälfte aus einem Botenmolekül (mRNA), das auf das Spike-Protein der Subtypen BA.4/5 zugeschnitten ist.

Bis auf diese Ergänzung seien alle anderen Bestandteile des Impfstoffs unverändert. Vorklinische Daten zeigten nach Angaben der beiden Hersteller, dass eine Auffrischungsimpfung mit dem an BA.4/5 angepassten Mittel eine "starke neutralisierende Antikörperantwort" gegen diese Subtypen sowie gegen die Subtypen BA.1/2 und den ursprünglichen Wildtyp-Stamm hervorrief. Zusätzlich zu den präklinischen Daten sowie Angaben zu Qualität und Herstellung stütze sich der Antrag auf Daten aus einer Phase-2/3-Studie des an BA.1 angepassten Impfstoffkandidaten. Für diesen Impfstoffkandidaten hatten die Firmen bereits im Juli einen Zulassungsantrag eingereicht.

Die EMA hatte kürzlich mitgeteilt, dass der zuständige Ausschuss am 1. September über die Anträge von Biontech/Pfizer und des US-Unternehmens Moderna auf Zulassung ihrer auf den Subtyp BA.1 angepassten Impfstoffe entscheiden will. Parallel prüft die EMA bereits den an BA.4/5 angepassten Impfstoff von Biontech/Pfizer. Bei der US-Arzneimittelbehörde FDA hatten Biontech und Pfizer bereits am vorigen Montag eine Notfallzulassung für den an BA.4/5 angepassten Corona-Impfstoff beantragt. (APA/dpa)

Rückgang auf 1.073 Covid-Spitalspatienten bei 5.360 Neuinfektionen

Die Bettenbelegung mit Corona-Infizierten ist am Mittwoch, 31.8., wieder zurückgegangen. In Österreichs Spitälern lagen 1.073 Betroffene, das sind 59 weniger als am Vortag und minus 40 im Vergleich zu vor einer Woche. 62 Personen wurden auf Intensivstationen betreut, diese Zahl sank innerhalb einer Woche um zwölf Infizierte. Elf Covid-Tote kamen in 24 Stunden hinzu, im Juli und nun abgelaufenen August waren es insgesamt 631 Todesopfer. Neuinfektionen wurden am Mittwoch, 31.8., 5.360 gemeldet.

Die Zahl der neuen Fälle liegt über dem Schnitt der vergangenen sieben Tage von 4.576 Ansteckungen. Die Sieben-Tage-Inzidenz (Gesamtzahl der Neuinfektionen in einer Woche) sank je 100.000 Einwohner gerechnet leicht auf 355 Fälle.

Im Burgenland kamen seit dem Vortag 226 positive Testergebnisse hinzu, in Kärnten 141 und in Niederösterreich 1.401. Oberösterreich meldete 912 weitere Infizierte, Salzburg 213 und die Steiermark 648. In Tirol gab es 249 Neuansteckungen, in Vorarlberg 162 und in Wien 1.408. Insgesamt wurden 63.960 PCR-Tests eingemeldet, von denen somit 8,4 Prozent positiv waren.

Seit Pandemiebeginn gab es in Österreich 4.908.274 bestätigte SARS-CoV-2-Fälle. Eine oder mehrere Ansteckungen hinter sich haben 4.824.069 Personen, innerhalb der vergangenen 24 Stunden galten 6.185 als wieder frei vom Virus. Mit Mittwoch gab es in Österreich 64.787 aktive Fälle, 836 weniger als am Tag zuvor. Gestorben sind nach Angaben von Innen- und Gesundheitsministerium 19.418 Covid-Betroffene. Vor zwei Monaten, bis 30. Juni, waren es seit Pandemiebeginn 18.787 gewesen. Den 631 Todesopfern in dem Zeitraum stehen in den beiden Sommermonaten jedoch fast 480.000 Neuinfektionen gegenüber. Nach AGES-Zählung gibt es zudem bereits 20.639 Corona-Tote in Österreich.

Das Corona-Prognosekonsortium im Auftrag des Gesundheitsministeriums geht indes in den kommenden zwei Wochen von "wenig Veränderung im Spitalsbelag mit tendenziellen Rückgängen im Normalpflegebereich aus". Auf den Normalstationen werden am 14. September 725 bis 1.289 belegte Betten erwartet, mit einem Mittelwert von 966 Betten nach 1.063 am (gestrigen) Dienstag. Die Spitalsentwicklung, gemeldeten Fallzahlen und Abwasseranalysen deuten "auf eine leicht rückläufige Entwicklung des Infektionsgeschehens hin", heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Prognose auch zu den erwarteten Neuinfektionen der kommenden Woche.

Mit dem Ende der Sommerferien ist mit verstärkter Kontakthäufigkeit zu rechnen, die allerdings noch keine Rolle spielt, erläuterten die Modellrechner von TU Wien, MedUni Wien und Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). In den vergangenen beiden Jahren sei unmittelbar nach Ferienende kein sofortiger Effekt auf die Infektionsdynamik und Belagszahlen verzeichnet worden. Die Experten erwarten, "dass erst mit dem Zusammentreffen saisonaler Effekte mit dem gesunkenen Immunschutz substanzielle Anstiege zu erwarten sind". (APA)

Laut WHO über eine Million Covid-19-Tote in diesem Jahr

Über eine Million Menschen sind seit Anfang des Jahres 2022 im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Das gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag, 25.8., in Genf bekannt. Angesichts dieser Zahl könne keine Rede davon sein, dass die Welt gelernt habe, mit Corona zu leben, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus während einer Pressekonferenz.

Tedros wies darauf hin, dass eigentlich alle Mittel zur Verfügung stünden, um diese Todesfälle zu verhindern. Trotzdem habe ein Drittel der Weltbevölkerung noch immer keine Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Drei Viertel aller älteren Menschen in ärmeren Ländern hätten ebenfalls noch keinen Impfschutz. Der Generaldirektor der WHO berichtete jedoch auch über positive Trends in Afrika, wo Länder mit bisher niedrigen Impfraten nun aufholten. (APA/dpa)