8. März 2021Diabetes mellitus Typ 1

Autoimmune Komorbiditäten

Personen mit Typ-1-Diabetes mellitus (T1DM) haben oftmals zusätzlich mit Schilddrüsenproblemen oder Glutenunverträglichkeiten zu kämpfen.

Ein Team aus Wissenschaftlern um Dr. Sari Mäkimattila von der Universität Helsinki untersuchte nun, wie viele Erwachsene mit T1DM zusätzlich weitere Autoimmunphänomene aufweisen. Die Forscher werteten hierzu die Daten von 4.758 erwachsenen Teilnehmern der Finnish Diabetic Nephropathy Study (FinnDiane) aus, in der genetische und umweltbezogene Risikofaktoren von Diabeteskomplikationen erforscht werden.

Methoden/Design

Die 4.758 Teilnehmer waren im Mittel 51,4 Jahre alt und litten seit durchschnittlich 35,5 Jahren unter T1DM, wobei alle in einem Alter von unter 40 Jahren die Diagnose erhalten hatten. Das Vergleichskollektiv bildeten 12.434 stoffwechselgesunde Personen mit gleichem Alter, Geschlecht und Wohnort. Mithilfe verschiedener nationaler Gesundheitsregister prüften die Wissenschaftler, wie viele Personen in der Studien- und wie viele in der Kontrollgruppe eine weitere Autoimmunerkrankung (Hypo- oder Hyperthyreose, Morbus Addison, Zöliakie, atrophische Gastritis) hatten.

Ergebnisse

Insgesamt 1.087 der Teilnehmer mit T1DM (22,8%) hatten mindestens eine weitere Autoimmunerkrankung. Die höchste Prävalenz hatte hierbei die Hypothyreose (18,1%), gefolgt von Zöliakie (4,4%), Hyperthyreose (2,4%), atrophischer Gastritis (1,0%) und Morbus Addison (0,4%).

Außer bei der atrophischen Gastritis waren vorwiegend Frauen betroffen. Bei der Hyperthyreose etwa lag ihr Anteil bei 71,4 Prozent. Frauen entwickelten zudem gegenüber Männern überproportional häufig multiple Autoimmunphänomene (31,6% vs. 14,9%). Im Verhältnis zu den stoffwechselgesunden Teilnehmern hatten jene mit T1DM ein um Faktor 3,43 höheres Risiko, eine Hypothyreose zu entwickeln. Für die Hyperthyreose lag die Odds Ratio (OR) bei 2,98, für den (seltenen) Morbus Addison bei 24,13, für die Zöliakie bei 4,64 und für die atrophische Gastritis bei 5,08. In der Diabetesgruppe hatten Frauen gegenüber Männern ein um Faktor 2,96 erhöhtes Risiko für eine Hypothyreose. Bei der Hyperthyreose lag die entsprechende OR bei 2,83, beim Morbus Addison bei 1,52 und für die atrophische Gastritis bei 1,36. Das Risiko für eine Hypothyreose stieg mit zunehmendem Alter – und wenn die Betroffenen ihre Diabetesdiagnose erst in höherem Alter erhalten hatten. Das Zöliakierisiko war dagegen am höchsten, wenn der Diabetes schon in jungen Jahren aufgetreten war.

Fazit

Ein erheblicher Anteil der Personen mit T1DM – insbesondere Frauen – haben weitere Autoimmunerkrankungen, folgern die Wissenschaftler. Sie empfehlen regelmäßige Screenings auf mögliche autoimmune Komorbiditäten. Ob die frühzeitige Detektion dieser Erkrankungen die Prognose der Patienten verbessert, sei allerdings unklar.

Mäkimattila S et al.: Every Fifth Individual With Type 1 Diabetes Suffers From an Additional Autoimmune Disease: A Finnish Nationwide Study. Diabetes Care 2020; 43:1041–1047; doi:10.2337/dc19-2429

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum innere