Blutungsrisiko unter Clopidogrel plus ASS

Nach zerebralen ischämischen Ereignissen ergibt sich die Indikation für eine doppelte Thrombozytenaggregationshemmung mit Clopidogrel plus Azetylsalizylsäure. Unklar war bisher das damit assoziierte Blutungsrisiko.
Forscher führten nun eine
sekundäre Analyse der Studie zur Plättchen-orientierten Hemmung bei neuer TIA oder leichtem ischämischem Schlaganfall (Platelet-Oriented Inhibition in New TIA and Minor Ischemic Stroke, POINT-Studie) durch, bei der Patienten an 269 Zentren weltweit zusätzlich zu 50–325 mg Aspirin pro Tag randomisiert entweder Clopidogrel (600-mg-Auf­sättigungsdosis an Tag 1, gefolgt von 75 mg täglich an den Tagen 2–90) oder ein Placebo erhalten hatten. Analysiert wurden 4.819 Patienten.
Eine schwere Blutung ereignete sich bei 21 Patienten, die Clopidogrel plus Aspirin erhalten hatten, sowie bei sechs, die nur Aspirin erhalten hatten; damit war unter doppelter Thrombozyten­aggregationshemmung im Vergleich zur ASS-Monotherapie das Blutungsrisiko um das 3,6-Fache erhöht (HR 3,57; 95 %-KI: 1,44–8,85).
Die Number needed to harm betrug 159. Es kam zu vier tödlich verlaufenden Blutungen, und zwar drei in der Clopidogrel-plus-Aspirin-Gruppe und eine in der Nur-Aspirin-Gruppe, sowie sieben intrakraniellen Blutungen, d.h. fünf in der Clopidogrel-plus-Aspirin-Gruppe und zwei in der Aspirin-plus-Place­bo-Gruppe.
Schwere Blutungen traten am häufigsten im Magen-Darm-Trakt auf. Die Autoren errechneten, dass die zusätzliche Anwendung von Clopidogrel je 1.000 behandelte Patienten ungefähr 15 schweren ischämischen Ereignissen vorbeugen und fünf weitere schwere Blutungen bewirken kann.
Insgesamt beurteilen sie daher die Nutzen-Risiko-Relation der doppelten Thrombozytenaggregationshemmung als vertretbar.

Tillman H et al., JAMA Neurol 2019; doi: 10.1001/jamaneurol.2019.0932.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune