26. Mai 2015

Transkriptionsfaktor PRDM12 entscheidet über Schmerzempfinden

Ein internationales Wissenschafterteam, an dem auch österreichische Forscher beteiligt sind, konnte bei Patienten mit angeborener Schmerzunempfindlichkeit Mutationen im Gen-Transkriptionsfaktor PRDM12 nachweisen.

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Transkriptionsfaktor PRDM12 für Schmerzempfindung entscheidend

Der Verlust von PRDM12 führte offenbar zu fehlerhafter Entwicklung von für die Schmerzwahrnehmung bedeutenden Nervenzellen. Das Gen PRDM12 enthält die Information für einen Faktor, der die Aktivität von anderen Genen und damit die Entwicklung von Zellen und Geweben festlegt, berichten die Wissenschafter im Fachmagazin Nature Genetics. Führend beteiligte Autorin ist auch die Neurologin Michaela Auer-Grumbach, Leiterin der neuromuskulären Fußambulanz der Orthopädischen Universitätsklinik am AKH Wien (Vorstand: Reinhard Windhager, ebenso Mitautor der Studie).

Angeborenen Schmerzunempfindlichkeit

Das Team untersuchte Familienangehörige von Personen mit angeborener Schmerzunempfindlichkeit, eine selten beschriebenen, autosomal rezessiv vererbten Erkrankung. Für die Erstbeschreibung sei eine Zahl von elf Familien, die davon betroffen sind, schon recht viel, so Auer-Grumbach. Betroffene Kinder fallen meist zum Zeitpunkt des Durchbruchs der ersten Zähne auf, da sie sich selbst an Zunge, Lippen und Fingern verletzen und manchmal Teile davon abbeißen. Aufgefallen sei auch, dass die Betroffenen oft Knochenbrüche erleiden, die sie lange nicht bemerken. Die Wissenschafter stießen bei den Probanden auf fast ein Dutzend verschiedener Mutationen im Gen für PRDM12, die das Gen zum überwiegenden Teil funktionslos machen.

Um den Mechanismus der Erkrankung zu verstehen, untersuchten die Wissenschafter die Funktion von PRDM12 anhand von Froschlarven, bei denen der Verlust von PRDM12 zur fehlerhaften Entwicklung von für die Schmerzwahrnehmung wichtigen Nervenzellen führte.

Das Gen PRDM12 enthält die Information für einen Faktor, der die Aktivität von anderen Genen und damit die Entwicklung von Zellen und Geweben festlegt. Das lässt vermuten, dass es durch den Ausfall von PRDM12 zu einer Fehlsteuerung bisher noch unbekannter Zielgene kommt, die für Entwicklung des Nervensystems und eine funktionierende Schmerzwahrnehmung notwendig sind.

Ya-Chun Chen, Michaela Auer-Grumbach, Shinya Matsukawa, Manuela Zitzelsberger, Andreas C Themistocleous, Tim M Strom, Chrysanthi Samara, Adrian W Moore, Lily Ting-Yin Cho, Gareth T Young, Caecilia Weiss, Maria Schabhüttl, Rolf Stucka, Annina B Schmid, Yesim Parman, Luitgard Graul-Neumann, Wolfram Heinritz, Eberhard Passarge,Rosemarie M Watson, Jens Michael Hertz, Ute Moog, Manuela Baumgartner, Enza Maria Valente, Diego Pereira, Carlos M Restrepo, Istvan Katona, Marina Dusl, Claudia Stendel, Thomas Wieland, Fay Stafford, Frank Reimann, Katja von Au, Christian Finke, Patrick J Willems, Michael S Nahorski, Samiha S Shaikh, Ofélia P Carvalho, Adeline K Nicholas, Gulshan Karbani, Maeve A McAleer, Maria Roberta Cilio, John C McHugh, Sinead M Murphy, Alan D Irvine, Uffe Birk Jensen, Reinhard Windhager, Joachim Weis, Carsten Bergmann, Bernd Rautenstrauss, Jonathan Baets, Peter De Jonghe, Mary M Reilly, Regina Kropatsch, Ingo Kurth, Roman Chrast, Tatsuo Michiue, David L H Bennett, C Geoffrey Woods, Jan Senderek
Transcriptional regulator PRDM12 is essential for human pain perception
Nature Genetics, Published online 25 May 2015, doi:10.1038/ng.3308

Quelle: APA