12. Mai 2015

Einfluss von Co-Medikation auf das Überleben bei ALS

Bei Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose besteht eine Assoziation zwischen der Einnahme von zusätzlich zu Riluzole verschriebenen Medikamenten und dem Überleben.

"ALS Coronal" by Frank Gaillard via Wikimedia Commons

 

Im Journal of Neurology publizierten Wissenschafter der MedUni Wien eine Studie, für die sie anonymisierte Daten von rund fünf Millionen Krankenversicherten durchforstet hatten und durch die Analyse der Arzneimittel-Verschreibungsdaten zu der Erkenntnis gelangt waren, dass bei Personen mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) zwischen dem Überleben und der Einnahme von zusätzlich zu Riluzole verschriebenen Arzneimitteln ein Zusammenhang besteht.

Ein Forscherterteam um Hakan Cetin von der Universitätsklinik für Neurologie im Wiener AKH versuchte, durch die Analyse von Verschreibungsdaten der österreichischen Krankenkassen zwischen 1. Jänner 2008 und 30. Juni 2012 Zusammenhänge zwischen dem Überleben und der Einnahme von zusätzlich zu Riluzole verschriebenen Arzneimitteln zu identifizieren. Die Substanz Riluzole findet bei ALS Anwendung, da sie anscheinend den Untergang von bei ALS betroffenen Nervenzellen verlangsamen kann.

Aus den Daten von rund fünf Millionen Krankenversicherten filterten die Experten zunächst über die Riluzole-Verschreibungen 522 Personen heraus, die an ALS litten. Dann wurde anonymisiert auch jeweils die Co-Medikation mit 16 verschiedenen sonst sehr häufig rezeptierten Arzneimitteln als Parameter dem Überleben der Betroffenen gegenübergestellt.

Statistisch zeigte sich, dass die Überlebensrate bei ALS-Patienten, die auch Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) einnahmen, negativ mit dem Überleben korrellierten (HR 1,34, 95 % CI 1,04–1,73). Nahmen die Patienten jedoch zu Riluzole auch Muskelrelaxantien (CAMR) ein, zeigte sich eine positive Assoziation (HR 0,56, 95 % CI 0,39–0,81).
Die Forscher ziehen allerdings in Erwägung, dass die zweite Beobachtung auf die Verschreibung von CAMR bei ALS-Patienten mit insgesamt besserer Prognose zurückzuführen ist.

Jedenfalls dienten die Resultate als Beleg für die Sensitivität von Big Data-Untersuchungen. Darüber hinaus sei es möglich, über Verschreibungsregister Hinweise auf eventuell noch unbekannte Krankheitsmechanismen für ALS zu erhalten.

Hakan Cetin, Uros Klickovic, Jakob Rath, Gudrun Zulehner, Judith Füzi, Berthold Reichardt, Michael Hagmann, Julia Wanschitz, Wolfgang N. Löscher, Eduard Auff, Fritz Zimprich
Associations between co-medications and survival in ALS — a cohort study from Austria
Journal of Neurology, May 10, 2015

Quelle: APA