30. Juli 2014

Glioblastom: Im Blut können Krebszellen zirkulieren

Ein internationales Forscherteam mit Grazer Beteiligung wies in einer im Fachmagazin “Science Translational Medicine” publizierten Studie bei 20 Prozent der Glioblastom-Patienten Tumorzellen im Blutkreislauf nach. Die Organe der Betroffenen sollten deshalb nicht unbedingt für Transplantationen verwendet werden.

Bis vor kurzem gingen Wissenschaftler davon aus, dass ein Glioblastom nicht in der Lage ist, Metastasen außerhalb des Nervensystems zu bilden. Organe verstorbener Glioblastom-Patienten werden somit auch für Transplantationen verwendet.
Bis vor kurzem gingen Wissenschaftler davon aus, dass ein Glioblastom nicht in der Lage ist, Metastasen außerhalb des Nervensystems zu bilden. Organe verstorbener Glioblastom-Patienten werden somit auch für Transplantationen verwendet.

Ein deutsch-österreichisches Forscherteam um Klaus Pantel und Sabine Riethdorf vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf untersuchte das Blut von 141 Glioblastom-Patienten nach Krebszellen und wurde bei 29 davon fündig. Schätzungen zufolge erkranken nämlich zehn bis zwanzig Prozente der Organempfänger an Nieren-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen- oder Dickdarmkrebs, was die Wissenschaftler an der ursprünglichen Annahme, Glioblastome würden außerhalb des Nervensystems keine Metastasen bilden, zweifeln ließ.

Ellen Heitzer vom Institut für Humangenetik der Medizinischen Universität Graz erklärte, dass das Vorhandensein von zirkulierenden Krebszellen im Blut von Glioblastom-Patienten relativ einfach nachzuweisen sei. Die notwendige Methode sei von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) etwa für Brust-, Prostata und Darmkrebs zugelassen und könnte auch verwendet werden, wenn eine Transplantation der Organe von Glioblastom-Patienten in Erwägung gezogen werde, so die Molekularbiologin. Momentan sei es in der Klinik nicht Routine, bei Glioblastom-Betroffenen nach im Blut zirkulierenden Krebszellen zu suchen. Die Studie würde aber nun “in jedem Fall” eine Diskussion darüber anregen, sagte Heitzer.

Möglicherweise seien Metastasen bei Glioblastom-Patienten häufiger als bisher beobachtet, sie hätten aber aufgrund des schnellen Wachstums und der geringen durchschnittlichen Lebenserwartung der Patienten nach der Diagnose kaum Zeit zu wachsen. Wenn die Lebenserwartung der Betroffenen durch verbesserte Therapien steigt, könnte sich dies jedoch ändern. Man sollte in diesem Fall zirkulierenden Krebszellen im Auge behalten, meinen die Forscher. Sie böten aber auch eine neue Möglichkeit, um das Fortschreiten des Gehirntumors und den Behandlungserfolg einer Therapie zu beobachten.

Carolin Müller, Johannes Holtschmidt, Martina Auer, Ellen Heitzer, Katrin Lamszus, Alexander Schulte, Jakob Matschke, Sabine Langer-Freitag, Christin Gasch, Malgorzata Stoupiec, Oliver Mauermann, Sven Peine, Markus Glatzel, Michael R. Speicher, Jochen B. Geigl, Manfred Westphal, Klaus Pantel, Sabine Riethdorf
Hematogenous dissemination of glioblastoma multiforme
Science Translational Medicine, 30 July 2014, Vol. 6, Issue 247, p. 247ra101, DOI: 10.1126/scitranslmed.3009095

Lara Perryman, Janine T. Erler
Brain Cancer Spreads
Science Translational Medicine, 30 July 2014, Vol. 6, Issue 247, p. 247fs28, DOI: 10.1126/scitranslmed.3009920

Quelle: APA