22. Juni 2018

Morbus Parkinson – Krankheitsverlauf bei Frauen und Männern unterschiedlich

Frauen scheinen nicht nur besser vor Parkinson geschützt zu sein als Männer, auch bei der Pathophysiologie zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Das weist eine slowenische Studie nach, die beim Kongress der European Academy of Neurology in Lissabon präsentiert wurde.

Vektorillustration des abstrakten Konzepts der Parkinson-Krankheit.
Visual Generation/GettyImages

Parkinson verläuft bei Frauen anders als bei Männern – für diese Einsicht liefert eine aktuelle Studie jetzt erstmals einen neurophysiologischen Beweis. „Demografische Untersuchungen haben vielfach belegt, dass Männer fast doppelt so oft von einer Parkinson-Erkrankung betroffen sind wie Frauen. Unklar war jedoch, ob es auch eine geschlechtsspezifische Pathophysiologie gibt, sobald sich die ersten Symptome zeigen“, sagte Dr. Maja Kojovic (Ljubljana) beim 4. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Lissabon.

Funktionale Veränderungen lassen sich in einem frühen Stadium der Parkinson-Erkrankung im primären motorischen Kortex (M1) mit transkranieller Magnetstimulation (TMS) nachweisen. Das internationale Forschungsteam ging von der Hypothese aus, dass sich allfällige pathophysiologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern in unterschiedlichen TMS-Ergebnissen zum M1 zeigen würden.

Untersucht wurden 39 neu diagnostizierte, noch unbehandelte Parkinsonpatienten (23 Männer, 16 Frauen) anhand der UPDRS-Skala (Unified Parkinson‘s Disease Rating Scale), einem umfassenden Beurteilungsinstrument für krankheitsbedingte Beeinträchtigungen bei Morbus Parkinson. Anschließend wurden bei der Patientengruppe und einer gesunden Kontrollgruppe folgende Parameter per TMS gemessen: motorische Reizschwelle des Gehirns, Input- und Outputkurve (IO), Kurzintervall-Intrakortikale Hemmung (SICI), kortikale Innervationsstille (CSP) und intrakortikale Fazilitation (ICF). Außerdem wurde die Plastizität des Gehirns mithilfe von gepaarter assoziativer Stimulation (PAS) gemessen.

Die UPDRS-Tests förderten keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern zutage. Bei den Patientinnen verlief allerdings die Input- und Outputkurve (IO) auf der stärker von Parkinson betroffenen Gehirnseite weniger steil als bei den Patienten. Die Frauen mit einer Parkinson Erkrankung wiesen auch eine besser erhaltene Kurzintervall-Intrakortikale Hemmung (SICI) auf als die Männer und tendierten auf der von den Krankheitssymptomen weniger betroffenen Seite zu einem besseren Response beim PAS-Protokoll. Keine genderspezifischen Unterschiede ließen sich allerdings bei der motorischen Reizschwelle des Gehirns festmachen, ebenso wenig bei der intrakortikalen Fazilitation und der kortikalen Innervationsstille. In der gesunden Kontrollgruppe zeigten sich bei keinem einzigen Parameter der transkraniellen Magnetstimulation Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Kojovic: „Die geschlechtsspezifischen Unterschiede, die wir in diesen Messungen zeigen konnten, sind der Nachweis pathophysiologischer Unterschiede in einem frühen Stadium unbehandelter Parkinson-Erkrankung. Das Geschlecht könne sich auch als relevanter Faktor bei der Therapiewahl erweisen.“


Kolmancic R et al., Abstract 4th EAN Congress Lisbon 2018; EPR2048
Pressestelle EAN Kongress, B&K Kommunikationsberatung