7. Juni 2016

Migräne – oder doch mehr?

Illustration: Kim NovakFrau K. (45 J.) kommt heute das erste Mal zu Ihnen. „Ich habe in letzter Zeit vermehrt Kopfschmerzen. Gut, ich hatte viel Stress die letzten Monate, aber 1x pro Woche finde ich doch viel“, schildert sie Ihnen ihre Beschwerden. „Meist beginnt es bereits in der Früh mit leichten Schmerzen meistens an der rechten Schläfe. Nur wenn ich nicht rechtzeitig was gegen die Schmerzen nehme, dann wird es innerhalb weniger Stunden unerträglich, zieht hinters Auge und in den Hinterkopf. Dann kommt diese furchtbare Übelkeit hinzu und ich kann nichts mehr tun, außer alles zu verdunkeln und mich hinzulegen. Essen geht dann gar nicht mehr. Muss ich mir Sorgen machen oder sind das einfach Migräneanfälle?“ Im weiteren Gespräch erfahren Sie, dass Frau K. vor allem bei Föhn unter Kopfschmerzen leide, hier helfen ihr vor allem Aspirin 500mg, aber auch nur bei rechtzeitiger Einnahme. Bzgl. Vorerkrankungen habe sie mal unter einer starken Depression gelitten, welche aber gut therapiert wurde und sie diesbzgl. momentan keinerlei Probleme habe. Weiters leide sie unter Heuschnupfen und einer Skoliose. Keine Dauermedikation. RR 110/75mmHg, P 85, Temp. 36,7°C. Was antworten Sie der Patientin? Welche Schmerzmedikation würden Sie empfehlen?

“Aufgrund der Schilderungen denke ich nicht vorrangig an gefährliche Ursachen“

Foto: PrivatMag. DDr. Stephanie Fritz-Grössinger, 
Ärztin f. Allgemein­­medizin, Wien
Die Patientin führt ein Kopfschmerztagebuch. Diesem ist zu entnehmen, dass die Attacken seit einem halben Jahr an Frequenz, Dauer und Stärke zunehmen. Aufgrund der Schilderungen denke ich nicht vorrangig an gefährliche Ursachen (Arteritis temporalis, Tumoren, Sinusvenenthrombose, Dissektion). Ich untersuche und befrage die Patientin jedoch genau: Die Patientin verneint Sehstörungen oder ein SHT. Es zeigen sich weder ein Meningismus noch neurologische Ausfälle. Sie berichtet weiters, dass sie seit etwa 9 Monaten endlich eine neue Stelle hat. Psychisch geht es ihr jetzt viel besser, sie hat die Antidepressiva selber abgesetzt. Die Patientin ist Brillenträgerin – die letzte Augenarztkontrolle sei schon ewig her. Die Trinkmenge ist max. 1/2-3/4l pro Tag. Die Mutter der Patientin litt unter Migräne.

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