20. Mai 2016

Erste Resultate des Diabetes-Projekts Fr1da

Helmholtz Zentrum MünchenIm Zuge des bayerischen Modellprojekts Fr1da konnte bei 105 Kindern mit Typ-1-Diabetes im asymptomatischen Frühstadium eine Ketoazidose verhindert werden.

Das Helmholtz Zentraum München veröffentlichte die ersten Ergebnisse des im Jahr 2015 gestarteten Diabetes-Pilotprojekts Fr1da, in dessen Rahmen unter der Leitung von Anette-Gabriele Ziegler rund 100.000 Kinder in ganz Bayern im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U7, U7a, U8 oder U9 auf Inselautoantikörper untersucht werden. Durch Nachweis der Autoantikörper gegen das Insulin selbst, gegen Glutaminsäure-Decarboxylase 65 (GAD65), den Zinktransporter 8 (ZnT8) und von Insulinoma-Antigen 2 (IA-2) im Kapillarblut kann ein Typ 1 Diabetes im Frühstadium diagnostiziert werden.

Bevölkerungsweite Vorsorgeuntersuchung auf Typ-1-Diabetes bei Kindern

Deutschlandweit ist bei jedem dritten Kind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung aufgrund einer Ketoazidose eine Therapie erforderlich. Bei den mit dem Fr1da-Früherkennungstest im Frühstadium mit Typ-1-Diabetes diagnostizierten Kindern kam es zu keinem einzigen Fall einer Ketoazidose.

Insgesamt konnten bis zum Zeitpunkt der ersten Datenauswertung des Modellprojekts im November 2015 26.760 Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren von den teilnehmenden Pädiatern untersucht werden. Bei 105 Kindern (0,39 Prozent) lagen bereits Inselautoantikörper vor. Mit der Diagnosestellung wurden die betroffenen Kinder und deren Familien zur Teilnahme an einer drei- bis vierstündigen Schulung in einem pädiatrischen Diabeteszentren eingeladen, was von insgesamt 103 Kindern und deren Eltern angenommen wurde.

Anhand tandardisierter psychologischer Fragebögen und persönlicher Gespräche wurde erhoben, wie effektiv die Schulungsteilnehmer über die Typ-1-Diabeteserkrankung informiert waren und inwieweit die Familien die Diagnose verarbeiten konnten. Die ersten Auswertungen ergaben, dass die Diagnose beim eigenen Kind kein Elternteil einfach “kalt” ließ, allerdings kam es durch die intensive Betreuung zu schwerwiegenden seelischen Belastungen der Mütter, Väter oder Kinder. Darüber hinaus wird regelmäßig erhoben, welche langfristigen Auswirkungen das Wissen um den frühen Typ-1-Diabetes hat, um daraus den Bedarf an weiteren Hilfen abschätzen zu können.

Jennifer Raab, Florian Haupt, Marlon Scholz, Claudia Matzke, Katharina Warncke, Karin Lange, Robin Assfalg, Katharina Weininger, Susanne Wittich, Stephanie Löbner1, Andreas Beyerlein, Uta Nennstiel-Ratzel, Martin Lang, Otto Laub, Desiree Dunstheimer, Ezio Bonifacio, Peter Achenbach, Christiane Winkler, Anette-G Ziegler, the Fr1da Study Group
Capillary blood islet autoantibody screening for identifying pre-type 1 diabetes in the general population: Design and initial results of the Fr1da study
BMJ Open, Published 18 May 2016, doi: 10.1136/bmjopen-2016-011144

> wissenschaftliche Hintergrundinformationen zur Fr1da-Studie

Quelle: Helmholtz Zentrum München