3. Juni 2020

Ultraschall in der COVID-Diagnostik

Foto: DjelicS/Gettyimages

Eine italienische Gruppe erarbeitet Vorschläge für den standardisierten Einsatz der Sonographie in Diagnostik und Verlaufsbeobachtung von COVID-19 Erkrankungen. (Clinicum Pneumo 2/2020)

In der Verlaufskontrolle schwerer COVID-19-Erkrankungen wird häufig auf Bildgebung, insbesondere das Lungen-CT zurückgegriffen. In Zentren mit einer hohen Zahl an COVID-Patienten führt das zu einer extremen Auslastung der Ressourcen. In einem von der europäischen Radiologengesellschaft ESR veranstalteten Webinar berichteten Radiologen aus Spanien und Italien von einer Fokussierung ihrer Abteilungen auf die COVID-Pandemie. An der Hospital Clinic in Barcelona sind zwei von drei Scannern für COVID-Patienten reserviert in Frankreich wurde PET-CT-Scanner aus dem Forschungsbereich für die routinemäßige COVID- Diagnostik adaptiert. Die Situation wird dadurch erschwert, dass viele COVID-Patienten so krank sind, dass sie auch innerhalb des Hauses nicht transportiert werden können und bewegliche Bedside-Scanner nicht überall und schon gar nicht in ausreichender Zahl verfügbar sind.

Keine Strahlenbelastung

Als Alternative wird häufig die Thorax-Sonographie genützt – die in gut ausgestatteten Zentren zwar eher als Notlösung betrachtet wird, andernorts jedoch mangels Ressourcen alternativlos ist. Darüber hinaus bietet der Ultraschall den Vorteil, dass er häufige Untersuchungen ohne Strahlenbelastung ermöglicht und unmittelbar am Krankenbett einsetzbar ist. Eine italienische Gruppe hat nun einen Vorschlag für ein standardisiertes Protokoll zur COVID-Diagnostik mittels Lungen-Ultraschall erarbeitet, das u.a. dabei helfen soll, Ergebnisse aus verschiedenen Zentren in mehreren Ländern vergleichbar zu machen. Die Autoren fordern daher auch die Einrichtung einer gemeinsamen Datenbank, um den Zugang zu Ergebnissen und Erfahrungen zu erleichtern. Hinsichtlich der einzusetzenden Hardware empfehlen die Autoren die Verwendung von kabellosen Sonden und Tablets, die nicht nur kostengünstig sind, sondern aus Gründen der Hygiene leicht in Einweg-Plastikhüllen verpackt werden können.

Um die Risiken für das Stationspersonal zu minimieren, empfehlen die Autoren die Arbeit in Zweier- Teams, wobei eine Person direkt am Patienten arbeitet, während die zweite Person in sicherem Abstand, vorzugsweise in einem anderen Raum, mit dem Tablett die Daten erfasst. Die Autoren geben detaillierte Empfehlungen für Scan-Protokolle in unterschiedlichen Settings (z.B. für sitzende und liegende Patienten). Die Scans werden nach Abschnitten und einem detaillierten Score-System befundet. Aufgrund seiner leichten Verfügbarkeit und Einsetzbarkeit können COVID-Patienten, so die Autoren, bereits in den frühen Phasen der Infektion mittels Ultraschall monitiert werden, was eine frühe Reaktion im Falle einer Lungenbeteiligung erleichtert.

Quelle: Soldati G et al., J Ultrasound Med 2020; doi: 10.1002/jum.15285. [Epub ahead of print]

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum pneumo