Schulterschluss für eine Welt ohne HPV-Erkrankungen
Zum 2. Internationalen HPV-Tag ruft die Österreichische Krebshilfe zu einem nationalen Schulterschluss von Ärzten, Eltern und Politik auf – zum Wohl der Kinder und der „next generation“.
Jede fünfte Krebserkrankung weltweit wird von Infektionen verursacht, die größtenteils vermeidbar oder behandelbar wären. Im Vordergrund stehen hier Infektionen durch Humane Papillomaviren (HPV), Bakterien wie Helicobacter pylori oder Hepatitis-B- und -C-Viren. Vier von fünf Personen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV an – meistens ohne, dass sie es wissen oder bemerken. Einige der mehr als 150 HPV-Typen sind hauptverantwortlich für Gebärmutterhalskrebs und an der Entstehung von weiteren Krebsformen wie HNO-Tumoren oder Peniskrebs beteiligt.
(Inter)nationale Empfehlung
Seit 2007 gibt es die Impfung gegen HPV, die bis dato mehr als 350 Millionen Mal verabreicht wurde. Sie ist wirksam und sicher. Die HPV-Impfung ist in ihrer Wirksamkeit und Sicherheit mehrfach bestätigt, u.a. durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC). Sie wird international von der WHO empfohlen, in Österreich von der Österreichischen Krebshilfe, sowie den Österreichischen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe, für Kinder- und Jugendheilkunde, für Urologie und für Vakzinologie), von Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie, dem Berufsverband der Urologen und von der Initiative gegen Unterleibskrebs „Petrol Ribbon“.
„Fünf Jahre nach Aufnahme der HPV-Impfung in das kostenfreie Kinderimpfprogramm (für Kinder vom 9. Geburtstag bis zum vollendeten 12. Lebensjahr) und Impfprogramme mit vergünstigtem Selbstkostenpreis (für Kinder vom 12. Geburtstag bis zum vollendeten 15. Lebensjahr) haben wir bedauerlicherweise bei weitem noch nicht jene Durchimpfungsrate erreicht, wie sie etwa in Großbritannien, Portugal oder Australien schon erreicht ist“, sagt Krebshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda. Als Grund sieht Sevelda die generell aufkeimende Impfskepsis, aber auch eine unzureichende Information der Eltern und Ärzte.
Notwendige Maßnahmen
Um die Durchimpfungsrate in Österreich zu erhöhen, fordern Krebshilfe, Impfexperten, Kinderärzte, Gynäkologen, Urologen und die Initiative gegen Unterleibskreis:
- eine rasche Umsetzung des elektronischen Impfpasses (für alle Impfungen)
- mehr HPV-Impfaktionen zu vergünstigten Preisen nach dem Modell „Niederösterreich“ (für Jugendliche von 15 bis 26 Jahren) und „Burgenland“ (für Personen ab dem 15. Geburtstag)
- Verstärkte Information von Lehrern, Schulärzten und Eltern durch die zuständigen Ministerien und politisch Verantwortlichen
- Umgehende Umsetzung der sogenannten Durchführungsverordnung durch das Gesundheitsministerium, um Klarheit und Rechtssicherheit für Schulärzte, Schulen und Eltern zu schaffen
Alle Fachgesellschaften sind dabei!
„Die Aufforderung zum Impfschutz betrifft nicht nur Mädchen und Frauen, sondern auch Jungen und Männer. Genaue Beratung und Impfmöglichkeit gibt es bei den urologischen Fachärzten in ganz Österreich!“
Dr. Karl Dorfinger
Präsident des Berufsverbandes der Urologen
„Die HPV-Impfung ist eine der bestüberwachtesten und sichersten Impfungen und hat mittlerweile Einzug in alle Impfempfehlungen weltweit gefunden. Die Petrol-Ribbon-Initiative hat sich zum Ziel gesetzt die Impfbeteiligung zu erhöhen!“
Univ.-Doz. Dr. Lukas Hefler
Initiative gegen Unterleibskrebs „Petrol Ribbon“
„Am 19. Mai 2018 hat die WHO zur Elimination des Gebärmutterhalskrebses aufgerufen. Wir haben die Mittel, dieses Ziel zu erreichen. Durch den konsequenten Einsatz von HPV-Impfung und -Test wird dieses Ziel in Australien bereits in zehn Jahren erreicht werden.“
Univ.-Prof. Dr. Elmar Joura
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, CCC Vienna, AKH und MedUni Wien
„Die HPV-Impfung unterscheidet sich von den meisten anderen Impfungen des Kindes- und Jugendalters dadurch, dass ihre Effektivität erst viele Jahre nach erfolgter Immunisierung eintritt. Aus unserer Sicht wird eine klare Empfehlung für diese Impfung ausgesprochen.“
Univ.-Prof. Dr. Daniela Karall
Präsidentin der Österr. Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
„Viele Männer kommen im Lauf ihres (Sexual-)Lebens mit HPV-Viren in Kontakt und sind oft infiziert ohne es zu wissen. Die HPV-assoziierten Erkrankungen in der Urologie umfassen ein weites Spektrum – von Feigwarzen bis hin zum HPV-assoziierten Peniskarzinom.“
Univ.-Prof. Dr. Christoph Klingler
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie
„Nur mit einer ausreichend hohen Durchimpfungsrate wird es uns gelingen HPV-assoziierte Erkrankungen und insbesondere das Zervixkarzinom in seiner Inzidenz noch weiter zu reduzieren.“
Univ.-Prof. Dr. Petra Kohlberger
Präsidentin der Österr. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
„Gebärmutterhalskrebs ist heute kein Schicksal mehr sondern verhinderbar. Die HPV-Impfung schützt erfolgreich. Viele werden infiziert, noch zu wenige geimpft. Geben wir HPV keine Chance!“
Univ.-Prof. Dr. Christian Marth
Präsident der Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie
„Ich plädiere für eine ‚opt-out‘-Lösung. Das bedeutet, dass es eine gesetzliche Regelung zur HPV-Impfung geben sollte, Erziehungsberechtigte aber die Möglichkeit haben, dem schriftlich zu widersprechen.“
Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda
Präsident der Österreichischen Krebshilfe
„Österreich war das erste Land in Europa, das das kostenfreie HPV-Impfprogramm für Mädchen UND Buben implementiert hat. Nun geht es um die verbesserte und vermehrte Umsetzung des Impfprogramms zur Erhöhung der Durchimpfungsraten.“
Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt
Präsidentin der Österr. Gesellschaft für Vakzinologie
Krebshilfe-Informationsbroschüre
Die Krebshilfe hat gemeinsam mit den genannten Fachgesellschaften eine Informationsbroschüre zur HPV-Impfung herausgegeben. Die Broschüre enthält alle Informationen zum kostenfreien Kinderimpfprogramm, eine österreichweite Übersicht über das Impfprogramm für 12- bis 15-jährige zum vergünstigten Selbstkostenpreis sowie ausführliche Informationen zur Impfung und mögliche Nebenwirkungen.
Die Broschüre ist ab sofort kostenlos bei der Krebshilfe unter service@krebshilfe.net erhältlich und steht auch zum Download unter www.krebshilfe.net zur Verfügung.