SABCS 2018: Die wichtigsten Take-Home-Messages

Medonline befragte vier Experten in San Antonio, was sich nach dem SABCS nun künftig für die klinische Praxis ändert. Lesen Sie hier die Resümées von Assoc.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch (Universitätsklinik für Innere Medizin I, Wien), OÄ Dr. Theresa Czech (Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Innsbruck), Univ.-Prof. Dr. Florian Fitzal (Universitätsklinik für Chirurgie, Wien) und OA Dr. Gabriel Rinnerthaler (Universitätsklinik für Innere Medizin, Salzburg).

HER2-positiver Brustkrebs

Die KATHERINE-Studie war das erklärte Highlight aller von uns befragten Experten. In der geplanten Interimsanalyse erreichten Patientinnen ohne pathologische Komplettremission unter neoadjuvanter Standard-Therapie mit Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) ein längeres invasiv-krankheitsfreies Überleben als mit Trastuzumab alleine. Der klinische Vorteil war dabei unabhängig davon, ob die neoadjuvante Therapie nur mit Chemotherapie plus Trastuzumab oder gemäß dem österreichischen Standard mit Chemotherapie plus dualer Blockade (Trastuzumab/Pertuzumab) durchgeführt wurde (Geyer CE et al,  Abstract GS1-10). OÄ Dr. Theresa Czech, Assoc.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch

Nach der negativen 3,5-Jahres-Analyse war in der PHARE-Studie war auch im 7,5-Jahres-Follow-up die zwölfmonatige adjuvante Trastuzumab-Behandlung der sechsmonatigen Behandlung beim HER2-positiven frühen Brustkrebs überlegen. Dieses Ergebnis unterscheidet sich von der Aussage der PERSEPHONE-Studie, bei der jedoch der Noninferiority-Cutoff des krankheitsfreien Überlebens anders gewählt war (Pivot X et al., Abstract GS2-07). OÄ Dr. Theresa Czech

HR-positiver Brustkrebs

PALLET: Kein Unterschied im klinischen Ansprechen durch Zugabe von Palbociclib zu Letrozol im neoadjuvanten Setting bei östrogenrezeptorpositivem Brustkrebs. Molekulare Marker für Tumorzellproliferation und Apoptose weisen auf Verbesserungen im molekularen Ansprechen durch zusätzliches Palbociclib hin. (Dowsett M et al., Abstract GS3-02). OÄ Dr. Theresa Czech

Das Follow-up von SOLAR-1 zeigt einen klinisch signifikanten Vorteil durch Zugabe von Alpelisib zu Fulvestrant bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs und PIK3CA-Mutationen in allen Subgruppen, inklusive bei mit CDK4/6-Inhibitoren vorbehandelte Patientinnen. Die Daten zum Gesamtüberleben sind noch unreif, weisen aber nach 52 Prozent erreichten Events auf eine Verlängerung durch Alpelisib-Zugabe hin (Juric D et al, Abstract GS3-08). OÄ Dr. Theresa Czech

Eine EBCTCG-Metaanalyse an 11 Studien mit 24.912 Patientinnen zeigte, dass die Verlängerung der adjuvanten endokrinen Therapie mit einem Aromatasehemmer auf zehn Jahre das rezidivfreie Überleben bei postmenopausalen Frauen mit HR-positivem Brustkrebs verbessern kann. „Die Studie ist spannend, wird die Therapieentscheidung aber nicht beeinflussen. In Salzburg verwenden wir den CTS5-Score, der das Rezidivrisiko nach fünf Jahren endokriner Therapie abschätzen kann. Wenn wir eine verlängerte Therapie machen, dann sieben und nicht zehn Jahre.“(Gray R et al., Abstract GS3-03OA Dr. Gabriel Rinnerthaler

Triple-negativer Brustkrebs

IMpassion130: Die Biomarkeranalyse zeigt, dass PD-L1 auf tumorinfiltrierenden Lymphozyten sowie intratumorales CD8 Prädiktoren für die Wirksamkeit der Kombination nab-Paclitaxel plus Atezolizumab bei lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem triple-negativem Brustkrebs sind. „Die Präsenz PD-L1-positiver Immunzellen im Tumor ist der beste prognostische Marker für ein Ansprechen auf Atezolizumab.“, so OA Dr. Rinnerthaler im Interview (Emens LA et al, Abstract GS1-04). OÄ Dr. Theresa Czech, OA Dr. Gabriel Rinnerthaler

GEICAM/CIBOMA: Bei optimaler neoadjuvanter bzw. adjuvanter Behandlung haben triple-negative Patientinnen keinen Vorteil durch zusätzliches post-neoadjuvantes Capecitabin. Diese Daten widersprechen der japanischen CREATE-X-Studie, bei der durch eine zusätzliche Capecitabin-Gabe eine subobtimale präoperative Therapie substituiert worden sein dürfte (Martin M et al., Abstract GS2-04).  Assoc.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch

Brustchirurgie

Eine EBCTCG Overview-Analyse zeigte, dass die nodale Strahlentherapie in rezenten Studien (zwischen 1989 und 2003) das Mortalitätsrisiko senken konnte ohne die nicht-krebsbezogene Mortalität zu erhöhen. Die nodale Strahlentherapie erwies sich jedoch nur bei Patientinnen sinnvoll, die mehr als vier positive Lymphknoten haben (Dodwell D et al., Abstract GS4-02). Univ.-Prof. Dr. Florian Fitzal

Das Zehnjahres-Follow-Up der EORTC AMAROS-Studie zeigte keinen Unterschied bei Rezidivhäufigkeit, Gesamtüberleben und fernmetastasenfreiem Überleben zwischen axillärer Bestrahlung und axillärer Lymphknotendissektion. Prof. Florian Fitzal äußert sich im Interview kritisch: „Die Studie hat ein paar Bias. Es wurden sehr viele Lymphknoten entfernt (ca. 15); diese Daten sind daher nicht übersetzbar nach Österreich,  wo wir eine deutlich geringere Lymphknotendissektionsrate haben. Auch die relativ hohe Morbidität in der Studie (20-30%) können wir in unseren eigenen Studien nicht nachvollziehen (Morbidität 5-10%).“ (Rutgers EJ et al., Abstract GS4-01Univ.-Prof. Dr. Florian Fitzal

Eine Studie zeigte, dass die Lebensqualität (gemessen mittels BREAST-Q-Fragebogen) mit brusterhaltender Chirurgie etwas besser ist als bei Mastektomie (ca. 90% waren rekonstruiert). Der Unterschied war zwar statistisch signifikant, „die klinische Relevanz ist für mich jedoch fraglich“, so Prof. Fitzal im Interview (Dominici LS et al., Abstract GS6-06). Univ.-Prof. Dr. Florian Fitzal 

Biomarker

Die PADDY-Studie zeigt, dass disseminierte Tumorzellen im Knochenmark ein negativer prognostischer Marker für das Overall survival von Patienten mit frühem, nichtmetastasiertem Brustkrebs sind. „Der Zusammenhang zwischen den Tumorzellen im Knochenmark und zirkulierenden Tumorzellen ist aber noch unklar. Durch einen Nachweis im Peripherblut könnten wir Patientinnen die Knochenmarkspunktion ersparen,“ so OA Dr. Rinnerthaler im Interview (Hartkopf AD et al., Abstract GS5-07). OA Dr. Gabriel Rinnerthaler

Lebensstilinterventionen

Eine Interimsanalyse der SUCCESS-C-Studie zeigte keine Verbesserungen des krankheitsfreien Überlebens durch Lebensstilinterventionen bei chemotherapeutisch behandelten Frauen mit einem BMI über 24, dafür aber Gewichtsreduktionen. „50 Prozent der Patientinnen in der Lebensstilinterventionsgruppe haben die Studienteilnahme abgebrochen – und das unter Studienbedingungen, unter denen Patientinnen normal überdurchschnittlich adhärent sind,“ gibt OA Dr. Rinnerthaler zu bedenken. „Das wirft die Frage auf, wie Lebensstilinterventionen im klinischen Alltag am Besten umzusetzen sind.“ (Janni W et al., Abstract GS5-03). OA Dr. Gabriel Rinnerthaler

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