9. Sep. 2019

Studie zeigt: Mehr Darmkrebs bei jüngeren Menschen

Darmkrebs trifft in mehreren Ländern immer häufiger jüngere Erwachsene im Alter von unter 50 Jahren. Das ist das Ergebnis einer Studie der American Cancer Society, die im Fachblatt Gut veröffentlicht wurde. Die Untersuchung erfasst erstmals das weltweite Vorkommen von Darmkrebs bei 20- bis 49-Jährigen sowie bei ab 50-Jährigen.

Insgesamt flossen Daten aus 43 Ländern in die Ergebnisse ein. Schon zuvor gab es Hinweise auf steigende Darmkrebsraten bei Erwachsenen unter 50. Die neue Untersuchung liefert jetzt einen globalen Überblick: In Südkorea trat Darmkrebs demnach zwischen 2008 und 2012 jährlich bei 12,9 von 100.000 unter 50-jährigen Einwohnern auf. Das Land liegt damit an der Spitze bei den Erkrankungsraten jüngerer Erwachsener. Die wenigsten Erkrankungen hat die Stadt Chennai in Indien mit nur 3,5 jüngeren Erkrankten pro 100.000 Einwohner. Deutschland liegt mit 7,7 Erkrankten im oberen Mittelfeld. Allerdings sei das Risiko jüngerer Menschen, an Darmtumoren zu erkranken, immer noch gering im Vergleich zu dem älterer Menschen, erklärt Studienleiterin Rebecca Siegel, MPH, American Cancer Society, Atlanta, in einer Mitteilung. Bei den Darmkrebsraten von Erwachsenen ab 50 steht die Slowakei mit 192,5 Fällen pro 100.000 Einwohnern an der Spitze. Chennai in Indien hat mit 27,5 die wenigsten Fälle. Dennoch: „Die Zahlen bei jüngeren Erwachsenen sind sehr beunruhigend“, sagt Hoffmeister.

Rückgang nur in Österreich, Italien und Litauen

Aufhorchen lässt vor allem die Entwicklung innerhalb eines Jahrzehntes, die in der Studie für 36 Länder gezeigt wurde. In 14 Ländern blieb die Darmkrebsrate bei unter 50-Jährigen stabil, in drei Ländern – Österreich, Italien und Litauen – ging sie zurück, in 19 Ländern stieg sie an. Neun dieser 19 Länder – alle Staaten mit vergleichsweise hohen Einkommen – verzeichnen gleichzeitig mit dem Anstieg bei Jüngeren sinkende oder konstante Fallzahlen bei Älteren: Australien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Schweden, Slowenien und die USA.

Über die Ursachen des Trends bei Jüngeren weiß man noch wenig. Die Studienautoren diskutieren veränderte Lebens- und Ernährungsstile, weil in vielen Ländern westliche Lebensweisen angenommen werden und stark verarbeitete Lebensmittel und Fastfood sich zunehmend verbreiten. Auch häufige Antibiotikagaben an Kinder stehen unter Verdacht. „Besonders plausibel ist unter den diskutierten Ursachen das Übergewicht“, so Epidemiologe Hoffmeister. Dennoch sei auch das noch Spekulation.

Den Rückgang bei Älteren in vielen Industrieländern erklärt sich Hoffmeister so: „Das Darmkrebs-Screening, das in vielen Ländern für ältere Erwachsene etabliert ist, spielt bei diesem Rückgang eine große Rolle.“ Laut Österreichischer Krebshilfe sollte jeder Mensch ab dem 50. Lebensjahr alle zehn Jahre zur Koloskopie gehen.

Referenz

Siegel RL et al. Global patterns and trends in colorectal cancer incidence in young adults. Gut. 2019 Sep 5. pii: gutjnl-2019-319511. doi: 10.1136/gutjnl-2019-319511. [Epub ahead of print]

Quelle

APAMED vom 09.09.2019 Rubrik: Forschung