„Auf hohem Niveau wird es spannend“

FOTO: BARBARA KROBATH

Nur Gejammer über die Generation Y? Keineswegs. Auch in dieser Generation entwickeln sich hervorragende Onkologen, die das Fach weiterentwickeln. Für die erste Folge der Serie hat krebs:hilfe!-Chefredakteur Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant einen jungen Salzburger Onkologen vorgeschlagen: Dr. Gabriel Rinnerthaler. (krebs:hilfe! 7/16) 

Wo trifft man einen erfolgreichen Onkologen? Beim Post-ASCO-Meeting, wo er die neuen Studien zum HER2-negativen metastasierten Mammakarzinom zusammenfasst – darunter eine, die er gerade selber beim ASCO präsentiert hat (Rinnerthaler G et al.: Capecitabine in combination with bendamustine in pretreated women with HER2-negative metastatic breast cancer: Efficacy results of a phase II trial [AGMT MBC-6]. ASCO 2016, Abstract 1032). Aber gefragt, ob das nicht ein besonderer Höhepunkt in seiner noch jungen Karriere gewesen wäre, winkt der 36 Jahre alte Rinnerthaler ab. Er hätte schon auf vielen Meetings und Kongressen gesprochen, meint er. Es ist also keine Herausforderung für ihn? „Doch, das schon“, meint er. „Es ist schon so, dass man sich gegenüber den etablierten Onkologen beweisen muss.“

Wissenschaft in der Freizeit

Sein Weg in die wissenschaftliche Onkologie startete an der Universitätsklinik für Innere Medizin 3 in Salzburg. Nachdem er in Graz studierte und seine Ausbildung an zwei kleineren Häusern in Lienz und Wien begonnen hatte, setzte er diese 2012 an der Onkologie in Salzburg fort. „Der gute Ruf und die breite Ausbildung“ gaben den Ausschlag dafür. Eine in der ABCSG sehr aktive Ärztin, Priv.-Doz. Dr. Brigitte Mlineritsch, war es dann, die ihn zu einem Treffen der Brustkrebsforschungsgruppe einlud. Seitdem ist er nicht nur in Studien involviert, sondern auch als Autor und Vortragender sehr aktiv. Was es manchmal schwierig macht, ist, dass er Wissenschaft fast ausschließlich in der Freizeit betreiben kann. Nach dem Pensum von acht bis zehn Stunden Arbeit beim Patienten bleibt dann für den Familienmenschen Rinnerthaler nur noch die Nacht ab 22.00 Uhr für die Forschung.

Das sei schwierig, „aktuell gerade noch akzeptabel“, sagt er. Wobei das neue Arbeitszeitgesetz die Situation schon erleichtert und die Motivation erhöht, sich für beides zu begeistern – für Klinik und Forschung. Durch veränderte Abläufe für Patienten und erweiterte Aufgaben der Pflege sowie zusätzliches Personal für administrative Belange wurde an der Klinik Zeit bei den Ärzten geschaffen. „Die können wir jetzt für die tatsächlich ärztlichen Entscheidungen und für die Patientenführung nützen“, sagt er. Einen bereits positiv spürbaren Erfolg durch die Chemotherapie-Verabreichung durch die Pflege gibt es auch: Die Paravasat-Rate ist fast bei null.

Gewinn für den Patienten

Was ihm das doppelte Engagement erleichtert, ist die Unterstützung, die er von den Kollegen erfährt. Und dass er einen Zugewinn an anderer Stelle spürt: im Patientengespräch. „Ich kann jetzt viel kritischer Studien lesen, ich bin hellhörig geworden und kann dadurch die Patienten viel fundierter beraten“, sagt er. Gerade heute, wo sich viele Patienten ja auch Informationen beschaffen, empfindet er diese Basis als sehr notwendig. „Anders würde ich mir schwer tun und meinen Ansprüchen nicht genügen.“ Ob das nicht ein sehr zeitaufwändiger Teil seiner Arbeit ist? „Nein, Patientenkommunikation ist eine Grundeinstellung, keine Frage der Zeit“, sagt er. Dabei zu sein, wenn praxisändernde Studienergebnisse präsentiert und diskutiert werden, das heißt allerdings auch, dass man erst einmal noch mehr gefordert wird.

Zur Zeit, die man dafür opfert, kommen ja auch noch finanzielle Belastungen durch Reisekosten und Teilnahmegebühren, die Krankenanstaltenträger in den seltensten Fällen übernehmen. Das sollte von der Gesellschaft auch wahrgenommen und verstanden werden, in Zusammenhang mit den kritisierten Reiseunterstützungen durch die Industrie. Rinnerthaler ist aber sicher, dass sich dieses tiefe Eintauchen in eine Materie lohnt: „Ich finde es spannend, in der Community mitzuspielen!“

Weitere Vorschläge für Kandidaten dieser Serie richten Sie bitte an krebshilfe@medizin-medien.at