10. Juli 2020

Diastolisches Risiko

FOTO: GECKOPHOTOS/GETTYIMAGES

Patienten mit ischämischer oder dilatativer Kardiomyopathie und verminderter linksventrikulärer Auswurffraktion (LVEF) sind einem erhöhten Risiko für ventrikuläre Arrhythmien und damit einem höheren Mortalitätsrisiko ausgesetzt. Bisher ist man davon ausgegangen, dass dies in erster Linie Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz betrifft. Jeder zweite herzinsuffiziente Patient leidet jedoch an der diastolischen Form. Ein internationales Forscherteam unter der Federführung von Experten der Medizinischen Universität Wien untersuchte nunmehr die Bedeutung der diastolischen Herzinsuffizienz für den plötzlichen Herztod.

Design

Es handelt sich um eine prospektive, Beobachter­verblindete Langzeitstudie. Eingeschlossen wurden 120 Patienten mit ischämischer, 60 Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie und 30 Patienten mit normaler LVEF. Die diastolische Funktion wurde in normal (N) oder Dysfunktion Grad I­III eingeteilt. Primärer Endpunkt waren Tod aufgrund von Arrhythmien (AD) oder reanimierter Herzstillstand (RCA).

Ergebnisse

Eine normale diastolische Funktion fand sich bei 23 Patienten (11%), Dysfunktion Grad I bei 107 (51%), Grad II bei 31 (14,8%) und Grad III bei 49 (23,3%) Patienten. Die durchschnittliche Follow-­up­-Zeit betrug 7,0±2,6 Jahre. Danach wurde ein AD bei 28 (13,3%) und bei 33 (15,7%) Patienten beobachtet. Nicht­arrhythmischer Tod fand sich bei 41 (19,5%) der Patienten. In der Kaplan­-Meyer­-Analyse fand sich bei Patienten mit Grad-­III-­Dysfunktion das höchste Risiko für AD oder RCA (p<0,001). Dieses Ergebnis erwies sich als unabhängig vom Ausmaß der LVEF­-Dysfunktion und wurde sowohl bei Patienten mit LVEF ≤ 35 % (p=0,001) als auch bei Patienten mit LVEF > 35 % (p<0,014) beobachtet. Die nicht­arrhythmische Mortalität war bei Patienten mit Dysfunktionsgrad III am höchsten. Dies galt sowohl für Patienten mit einer LVEF ≤ 35 % (p=0,009) als auch für Patienten mit einer LVEF > 35 % (p<0,001). In einem adjustierten Modell für Confounding-­Faktoren war bei der gesamten Studienpopulation eine Grad-­III-­Dysfunktion mit einem 3,5-­fach erhöhten Risiko für AD oder RCA assoziiert (HR= 3,52; p<0,001).

Fazit

Eine diastolische Dysfunktion ist mit einem hohen Risiko für AD oder RCA assoziiert – unabhängig vom Ausmaß der LVEF. Die Studienautoren empfehlen, die diastolische Funktion in die Risikobeurteilung für plötzlichen Herztod miteinzubeziehen.

Pezawas T et al.: Importance of Diastolic Function for the Prediction of Arrhythmic Death: A Prospective, Observer-Blinded, Long-Term-Study. Circulation Arrhythm Electrophysiol 2020; doi:org/10.116/CIRCEP.119.007757

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum innere