19. Apr. 2016

Influenzasaison 2015/2016

Der Höhepunkt der Grippewelle wurde Mitte Februar erreicht. Danach ging die Influenzavirus-Aktivität langsam, aber kontinuierlich zurück und endete mit der Kalenderwoche 14.

Diagnostisches Influenza Netzwerk Österreich (DINÖ)
Anzahl der Influenzavirusnachweise (Daten Department für Virologie)
und Anzahl der Neuerkrankungen an Grippe/grippalem Infekt in Wien
(Daten: MA15, Wiener Influenza Überwachungssystem)
während der Saison 2015/16

Obwohl bereits im November 2015 immer wieder Fälle von Influenzavirus-Infektionen auftraten, ergab die stichprobenmäßige Erfassung von Influenzavirus-Infektionen in Österreich (Sentinella-System) laut einer Aussendung des Diagnostischen Influenza Netzwerks Österreich (DINÖ) erst in der Kalenderwoche 5/2016 einen signifikanten Anstieg positiver Virusnachweise in den eingesendeten Stichproben. Ab diesem Zeitpunkt wurde ein sprunghafter Anstieg der Erkrankungszahlen verzeichnet. Der Höhepunkt der Grippewelle wurde Mitte Februar (KW 7 und 8) erreicht, danach ging die Virusaktivität langsam, aber kontinuierlich zurück und endete mit der Kalenderwoche 14. Die genauen Analysen der zirkulierenden Viren zeigten, dass bei 35 % der Erkrankten Viren des Subtypes A(H1N1)pdm09 nachgewiesen wurden, wohingegen in lediglich 11 % der untersuchten Proben A(H3N2) Viren gefunden wurden.

Noch während die Grippewelle auf ihren Höhepunkt zusteuerte, wurde eine starke Zunahme von Influenza B-Virusinfektionen verzeichnet. Während diese in den letzten Jahren üblicherweise erst gegen Ende der Grippewelle zugenommen haben, setzte die Influenza B-Aktivität in diesem Jahr ungewöhnlich früh und auch ungewöhnlich stark ein. Sie dominierte letztlich die gesamte Grippewelle. In 54 % der getesteten Proben konnten Influenzaviren vom Typ B nachgewiesen werden. Bei den Influenza B-Viren können prinzipiell zwei genetische Linien unterschieden werden: die Victoria- und die Yamagata-Linie, wobei in den Influenza-Dreifachimpfstoffen immer nur eine der beiden Linien enthalten ist. Die genaue Analyse der in Österreich zirkulierenden Influenza B-Virusstämme zeigte, dass es sich in 99 % der Fälle von nachgewiesenen Influenza B-Viren um Vertreter der Victoria-Linie handelte, welche sich signifikant von dem in den Dreifach-Impfstoffen enthaltenen Influenza B Virus-Stamm unterscheiden, der ein Vertreter der Yamagata-Linie war. In dem Vierfach-Impfstoff (Lebend-Impfstoff) sind jedoch Vertreter beider Influenza B-Linien enthalten. Die zirkulierenden Influenza B/Victoria-Stämme zeigten auch eine gute Übereinstimmung mit dem Influenza B/Victoria-Impfvirus.

Europaweit konnte in dieser Saison ein sehr unterschiedliches Muster der dominierenden Influenzavirus-Typen, -Subtypen und -Stämme festgestellt werden:

In den skandinavischen Ländern sowie in Großbritannien wurden fast ausschließlich A(H1N1)pdm09-Stämme detektiert. Erst gegen Ende der Saison konnten auch Influenza B-Viren nachgewiesen werden. Eine ähnliche Situation zeigte sich auch in den Niederlanden und in Spanien, wobei dort Influenza B-Viren bereits ab Mitte der Saison nachgewiesen werden konnten. In Polen, Deutschland und Belgien wurde eine Ko-Zirkulation von A(H1N1)pdm09- und Influenza B-Viren beobachtet. In der Schweiz und Ungarn wurden, wie in Österreich, zum Großteil Influenza B-Viren nachgewiesen.

In Italien dominierte Influenza B- und A(H3N2)-Viren, während die Grippewelle in Slowenien ausschließlich von A(H3N2)-Viren und in Rumänien von A(H1N)pdm09-Viren verursacht wurde. In der Türkei konnte eine Ko-Zirkulation von Influenza A(H1N1)pdm09 und A(H3N2)-Viren beobachtet werden.

Hinsichtlich der Empfindlichkeit der in Österreich zirkulierenden Influenzaviren gegenüber Neuraminidasehemmern gab es keinen Hinweis auf die Zirkulation von Influenzaviren mit einer Resistenz gegen Neuraminidasehemmer.

>> Regulatory information: EU recommendations for composition of 2016/2017 seasonal influenza vaccines

Quelle: Dr. Monika Redlberger-Fritz und Univ. Prof. Dr. Therese Popow-Kraupp, Diagnostisches Influenza Netzwerk Österreich