Spurensuche: Über den Tellerrand schauen

Ein neuer Wind war schon anlässlich der heurigen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Endokrinologie und Stoffwechsel (ÖGES) in Graz und bei den europaweiten Jahreskongressen 2019 zur Endokrinologie und Osteologie zu spüren – die traditionellen Schienen der Forschung innerhalb dieser Wissensgebiete zeigen solide und wichtige Arbeiten, die spannendsten Innovationen allerdings stammen aus Grenzüberschreitungen bisheriger Fokus-Areas und von im besten Sinne „frechen“ Nachwuchsgruppen.

Univ.-Prof. Dr. Barbara Obermayer-Pietsch, Universitätsklinik für Innere Medizin und Universitätsklinik für Frauenheilkunde & Geburtshilfe, Endokrinologie- Laborplattform; Klin. Abt. Endokrinologie und Diabetologie, Osteologisches Universitätsforschungszentrum DVO MedUni Graz

Als ein Beispiel dieser Vernetzung von Forschungsfeldern können hier die aktuellen Arbeiten zu Knochen- und Gefäßsystem gesehen werden. Schon bisher wusste man von wichtigen angiogenetischen Vorgängen u.a. bei der Knochenmetastasierung. Wie sehr die jahrzehntelang beforschten Knochenzellen aber von einer Unmenge kleiner Gefäße abhängt, war bisher noch nicht allgemein bekannt (u.a. in Grüneboom et al., Nature Metabolism 2019). Winzige transkortikale Gefäße sorgen für 80 Prozent der arteriellen Versorgung des Knochens – das ist deutlich mehr, als bisher neben einzelnen großen Gefäßsträngen wahrgenommen wurde. Damit rücken aber auch viele wichtige Vorgänge, etwa die Knochenheilung, Nebenwirkungen von Knochenmedikamenten und eine neue Sicht des Periosts, in den Blickpunkt und ermöglichen völlig neue Perspektiven für viele Spezialgebiete aus Innerer Medizin und Chirurgie. Wer wäre nicht mehr dazu berufen, neue Wege zu wagen, als der wissenschaftliche Nachwuchs?

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