3. Juli 2019

Grazer Studie zeigt: Mikrobiom schützt Haut vor UV-Schäden

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Forscher der MedUni Graz haben einen Mechanismus gefunden, wie das Mikrobiom den UV-Schutz der Haut unterstützen könnte.

Die Haut ist von unzähligen Mikroorganismen besiedelt, die essenzielle Rollen für die Funktion des Körpers spielen. Ist das Hautmikrobiom gestört, kann dies auch durchaus die Gesundheit negativ beeinflussen. Ein wichtiger Umweltfaktor mit großem Einfluss auf das Immunsystem der Haut ist die Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung) der Sonne, die auch in die Entstehung von Hautkrebs involviert ist. Dermatologen der MedUni Graz haben nun neue Erkenntnisse über das Zusammenspiel des Mikrobioms der Haut, der Immunfunktion des Körpers und deren Auswirkungen auf die UV-Reaktion der Haut gewonnen und im Onlinejournal iScience publiziert.1 Sie belegten darin, dass Mäuse aus einem Kontaküberempfindlichkeits-Modell abhängig vom Mikrobiom unterschiedlich auf UV-Strahlen reagierten.

Mäuse ohne Hautflora reagieren mit stärkerer Immunsuppression auf UV-Strahlen

„UV-Strahlung wirkt immunsuppressiv auf das Immunsystem der Haut, was eine wichtige Rolle etwa in der Entstehung von Hautkrebs spielt“, legte der Grazer Dermatologe Peter Wolf von der Uniklinik für Dermatologie der MedUni Graz gegenüber der APA dar. Gemeinsam mit seinem Dissertanten Vijaykumar Patra und Kollegen vom Karolinska Institutet Stockholm stellte er fest, dass sich die Immunantwort auf UVB-Strahlung von Mäusen mit intaktem Mikrobiom von jener von keimfreien Mäusen unterscheiden. Die Forscher erkannten, dass sich in der keimfreien Haut ein verstärkt immunsuppressives Milieu ergibt: Sie bemerkten, dass in Abwesenheit der Hautflora immunsuppressive Zytokine wie Interleukin-10 vermehrt ausgeschüttet wurden; sie inhibieren die Funktion von Zellen des adaptiven Immunsystems. Ein intaktes Mikrobiom schützt also vor der immunsuppressiven Wirkung der UVB-Strahlung.

Die jüngsten Erkenntnisse im Mausmodell wollen die Grazer Forscher nun an menschlichen Zellen erproben. „Als nächsten Schritt wollen wir uns anhand von Hautabrieben, die unter der Sonnenbrandschwelle bestrahlt werden, ansehen, wie die Mikroorganismen auf der Haut das Immunsystem unterstützen“, kündigte Wolf an. Außerdem will man auch ermitteln, welche mikrobiellen Spezies für diesen Effekt verantwortlich sein könnten.

Wolf leitet aus seiner Forschungsarbeit auch einen praxisrelevanten Aspekt ab: „Wird die Haut mit einem Antiseptikum desinfiziert, führt dies zu erhöhter Immunsuppression nach Einwirkung von UV-Strahlung. Die Haut kann sich durch das nicht mehr intakte Mikrobiom also nicht mehr ausreichend selbst schützen.“

 

Quelle

APAMED vom 03.07.2019 Rubrik: Forschung

Patra V et al. Skin Microbiome Modulates the Effect of Ultraviolet Radiation on Cellular Response and immune Function. iScience. 2019;15:211-222.

APA/EGZ