23. Sept. 2013Schilddrüsenerkrankungen

Aktuelle Diagnostik der Hyperthyreose

Zahlreiche für sich genommen meist recht unspezifische Symptome können auf eine Überfunktion der Schilddrüse hinweisen. Bei entsprechendem Verdacht wird zuerst der basale TSH-Wert bestimmt. In vielen Fällen reicht dies zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktionslage bereits aus, schreibt Professor Dr. Matthias Schott vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Zusätzlich können die freien Hormone (fT3, fT4) gemessen werden, um die Versorgung der Körperperipherie zu beurteilen.  

Arzt kontrolliert mit Ultraschallgerät die Schilddrüssen einer jungen Frau
iStock/anja Ristic

Basedow oder Adenom? Ultraschall hilft weiter!

Die häufigsten Ursachen für eine Hyperthyreose sind hierzulande die fokale bzw. disseminierte Schilddrüsenautonomie sowie der M. Basedow. Während die Symptome bei der Hyperthyreose meist schleichend beginnen, setzen sie beim M. Basedow eher plötzlich ein.

Eher selten findet man dagegen andere Ursachen wie Hashimoto-Thyreoiditis (Initialstadium), subakute Thyreoiditis de Quervain, Strahlenthyreo­iditis oder Jodexzess. Das Gleiche gilt für hypophysäre oder paraneoplastische Ursachen einer Hyperthyreose.

Die Schilddrüsen-Sonographie gehört bei jedem Patienten zur Basisdiagnostik. Anhand des Ultraschallbefunds lässt sich meist schon abschätzen, ob eine Autonomie oder ein M. Basedow vorliegt. Autonome Knoten wirken häufig inhomogen und echokomplex, zeigen in der Duplexuntersuchung eine verstärk­te Durchblutung im Randsaum und weisen oft zusätzlich zystische Strukturen auf. Beim M. Basedow erscheint dagegen das ganze Schilddrüsenparenchym inhomogen mit diffuser Echoarmut und deutlich verstärkter Vaskularisation.

Hyperthyreose: TRAK-Antikörper auch prognostisch nutzbar

Spricht der sonographische Befund für eine Schilddrüsenautonomie erfolgt eine Szintigraphie, bei der sich autonome Bezirke als „heiße“ Knoten darstellen. Für die Diagnose des M. Basedow braucht man dagegen in der Regel keine Szintigraphie. Hier wird die Diagnose durch die Bestimmung der TSH-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK) gesichert. Wie TSH binden diese aktivierenden Antikörper an den TSH-Rezeptor und regen die Schilddrüsenzellen zu vermehrter Hormonproduktion an.

Die TRAK-Bestimmung liefert auch Informationen für die Prognose. Entscheidend sind hierbei die Werte sechs Monate nach Erstdiagnose. Sind die Autoantikörper-Spiegel zu diesem Zeitpunkt immer noch deutlich erhöht (≥ 10 IU/l), ist eine Remission des M. Basedow sehr unwahrscheinlich. Deshalb sollte den Patienten dann eine definitive Therapie (Operation oder Radiojodtherapie) empfohlen werden.  

Hashimoto: Zelluntergang setzt Hormone frei

Auch der Verlauf einer endokrinen Orbitopathie kann anhand der TRAK-Werte abgeschätzt werden. Bei Spiegeln über 9 U/l – sechs Monate nach den ersten Symptomen der Orbitopathie – besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung der Erkrankung.

In seltenen Fällen kann eine Schilddrüsenüberfunktion auch als sog. „Freisetzungshyperthyreose“ im Initialstadium einer Hashimoto-Thyreoiditis auftreten. Hierbei wird in den Thyreozyten gespeichertes Hormon durch die Zerstörung dieser Zellen freigesetzt. Hinweisend kann eine alleinige T4-Erhöhung wirken, die man sonst nur bei iatrogener Hyperthyreose durch Einnahme einer zur hohen L-Thyroxin-Dosis findet. 

Zur Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis hilft die Bestimmung der Thyreoperoxidase-(TPO-)Antikörper weiter. Bei unklaren Befunden schließt sich eine Szintigraphie an.

Quelle: Matthias Schott, Internist 2013; 54: 315-327