11. Okt. 2017

Dr. Stelzl: Timeo Danaos et dona ferentes

Ich fürchte nicht die Griechen, wenn sie Geschenke bringen, denn die haben mir noch nie etwas getan. Sondern eher Familie, Freunde und Patienten. Denn da habe ich im Laufe der Zeit so viele liebgemeinte Geschenke erhalten, dass ich damit schon ein ganzes Zimmer füllen könnte. Da wir aber keine überflüssigen Räume haben und auch das Kellerabteil nur 1,5 x 2,5 Meter misst, muss ich sehen, wie ich all die liebgemeinten Dinge irgendwie in ein neues Zuhause oder zu einer neuen Verwendung bringe. Nie vergessen werde ich diesbezüglich meine Promotion. Meine ganze Familie war da und auch viele meiner Freunde.

Es war ein toller Tag. Wir aßen nach dem Festakt alle zusammen in einem netten Lokal und auf dem Tisch daneben stapelten sich die bunten Päckchen. Und ich habe mich so gefreut, diese zu öffnen! Ich weiß nicht, warum, vielleicht hatten sich ja alle miteinander abgesprochen, denn ich bekam lauter Blumenvasen geschenkt. Ich mag aus Prinzip keine Blumenvasen und ich brauche auch kaum welche. Da stand ich nun, mit über einem Dutzend verschiedener Vasen in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Nur keine dieser Richtungen war meine. Manche Teile waren von erlesener Hässlichkeit, manche nur kitschig, andere einfach unaussprechlich. In meiner kleinen Studentenbude hätten sie sowieso niemals Platz gefunden. Dort lebte ich, trank Prosecco sehr selten und wenn, dann immer noch aus stillosen Pressgläsern und Instantkaffee aus Flohmarkthäferln, aber war glückliche Besitzerin unzähliger Vasen.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune