3. Aug. 2017

Trockene Augen – Abhilfe durch Magenschleimhaut

Close up exhausted woman massaging eyelids, taking off glasses
fizkes/AdobeStock

03.08.2017 – Das häufige Problem von trockenen Augen und reibenden Kontaktlinsen nach einem langen Arbeitstag am PC ist nicht nur unangenehm bis schmerzhaft, sondern schädigt auf Dauer auch das Augengewebe. Abhilfe könnte nun Mucin, ein natürlicher Schleimbestandteil, bringen.

Dieses potenzielle Therapieprinzip wurde von einem Wissenschaftsteam der Technischen Universität München (TUM) entdeckt. Kontaktlinsen, die mit Mucinen aus der Magenschleimhaut von Schweinen beschichten waren, verursachten keine Schäden am Auge.

Bei Mucinen handelt es sich um Moleküle, die in der Lage sind, Wasser zu binden und dadurch einen natürlich Schmierstoff zu bilden. Solche Mucine sind nicht nur in der Tränenflüssigkeit, sondern auch  in der schützenden Schleimschicht von Magen oder Darm vorhanden. PatientInnen, die unter dem sogenannten „sicca syndrom“ leiden, mangelt es meist an dem Mucin MUC5AC.

Besonders bei der Verwendung von Kontaktlinsen kann das fehlende Mucin MUC5AC problematisch werden, denn ohne den schützenden Gleitfilm zwischen Auge und Linse wird das Gewebe der Hornhaut verletzt. Durch diesen Umstand kamen die WissenschaftlerInnen um Oliver Lieleg, Professor für Biomechanik und Leiter der Arbeitsgruppe „Biopolymere und Bio-Grenzflächen“ (Munich School of BioEngineering) zu der Idee, das fehlende Mucin direkt auf die Linse aufzubringen. Da die Forschenden größere Mengen des Moleküls für ihre Versuche benötigten, fielen Tränen vom Menschen als mögliche Quelle aus. Durch ein neu entwickeltes Verfahren schafften sie es allerdings, das Mucin aus den Mägen von Schweinen zu isolieren, welches in seiner Struktur dem menschlichen Molekül MUC5AC sehr ähnlich ist.

In mikroskopischen Tests konnte das Team um Lieleg nachweisen, dass keine Gewebeschäden mehr durch die Linsen auftraten, wenn sie mit Mucin beschichtet waren. Die Kontaktlinsen beispielsweise über Nacht in eine Mucinlösung zu lagern würde aus Sicht der WissenschaftlerInnen bereits ausreichen. Und die Vorteile von Mucin überwiegen. Auf dem Markt befindliche Medikamente gegen trockene Augen nutzen primär Hyaluronsäure, die im Gegensatz zu Mucin in der menschlichen Tränenflüssigkeit nicht vorkommt. Die Anwendung in Tropfenform muss über den Tag verteilt mehrfach wiederholt werden. Mucin haftet direkt an der Linse und schützt so das Auge dauerhaft. Die Tests laufen nun weiter, um einen baldigen Einsatz beim Menschen zu ermöglichen.

Quelle: APAMED