19. Juni 2017

Risikofaktoren für rheumatoide Arthritis

Foto: Bilderbox.atExposition gegenüber Tabakrauch in der Kindheit, erhöht das Risiko, im späteren Leben an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken. Das zeigt eine seit 1990 laufende, prospektive Kohortenstudie aus Frankreich, an der zwischen 1925 und 1950 geborene Frauen teilnehmen. Insgesamt umfasst die Kohorte 70,598 Frauen, von denen 1,239 angaben, unter RA zu leiden. Von diesen Patientinnen waren 350 für die Auswertung in Bezug auf Rauchen und 280 für die Frage nach der Darmfunktion verfügbar. Das mittlere Follow up betrug 21,2 Jahre. Frauen mit entzündlichen Darmerkrankungen waren aus der Studie ausgeschlossen. Die Angabe einer RA galt als bestätigt, wenn die Frauen entsprechende Medikamente einnahmen.

Rauchen und Dysbioe erhöhen das RA-Risiko

Die Auswertung der Daten zeigte ein signifikant erhöhtes RA-Risiko bei Raucherinnen, aber ein noch höheres Risiko bei Raucherinnen, die auch in der Kindheit Tabakrauch ausgesetzt waren. Bei Nichtraucherinnen, die in der Kindheit Tabakrauch ausgesetzt waren, wurde eine numerisch noch größere Risikoerhöhung gefunden als bei Raucherinnen, die jedoch die Signifikanz ganz knapp verfehlte.
Diese Ergebnisse kämen nicht überraschend, wie Studienautorin Prof. Dr. Raphaèle Seror vom Universitätsspital Paris Sud ausführt. Tabak wurde bereits in mehreren Arbeiten als wichtiges Bindeglied zwischen einem genetischen Risiko und der tatsächlichen Produktion von Antikörpern gegen citrullinierte Proteine (ACPA) identifiziert.

Die französische Arbeit brachte nun allerdings auch einen weiteren epidemiologischen Zusammenhang ans Tageslicht: Wer unter chronischem Durchfall leidet, hat auch ein höheres Risiko, eine RA zu entwickeln. Bei Studienteilnehmerinnen, die angaben, unter chronischem Durchfall gelitten zu haben, war das RA-Risiko signifikant um den Faktor 2,32 erhöht. Im Gegensatz dazu hatten chronische Verstopfung oder ein Abwechseln von Durchfall und Verstopfung keinen Einfluss auf das RA-Risiko. Seror: „Diese Befunde stützen das Konzept der Dysbiose in der Genese immunmediierter rheumatischer Erkrankungen. Die Daten passen perfekt in unser präklinisches Schema der RA, dem zufolge ein externes Ereignis die Entwicklung von Autoimmunität anstößt, die dann viele Jahre später zur Entstehung der rheumatoiden Arthritis führt.“

1) Seror R, Gusto G, Boutron-Ruault MC, Mariette X. Passive smoking in childhood and history of
chronic diarrhoea increases the risk of developing rheumatoid arthritis (RA). EULAR 2017; Madrid:
Abstract OP0253