14. Juni 2017

Rheumatoide Arthritis früher als früh behandeln?

Rheumatoide Arthritis wird anhand eines Katalogs klinischer Kriterien klassifiziert. Zahl der befallenen Gelenke, Dauer der Beschwerden und bestimmte Laborwerte (CRP, Blutsenkung, Rheumafaktor, ACPA) werden nach einem Punkteschema bewertet. Werden zumindest sechs von zehn Punkten vergeben, spricht man von einer rheumatoiden Arthritis (1).

PF: Rheumatoide Arthritis

Personen mit weniger als sechs Punkten sind allerdings nicht gesund und können mehrere schmerzhafte, geschwollene Gelenke sowie signifikante Entzündungszeichen zeigen. Und sie haben ein deutlich erhöhtes Risiko, in naher Zukunft eine RA zu entwickeln. Die pre-RA wird auch definiert als undifferenzierte Arthritis oder sehr frühe RA.
Da Patienten mit „pre-rheumatoid arthritis“ (pre-RA) nicht in RA Studien eingeschlossen werden, sind die Daten zur Behandlung dieses Zustandsbildes spärlich. Gleichzeitig verspricht man sich jedoch von einer frühen Intervention bessere Chancen, den Krankheitsverlauf nachhaltig zu beeinflussen. Eine im Rahmen des EULAR-Kongresses in Madrid präsentierte Metaanalyse der verfügbaren Studien legt nun nahe, dass es sinnvoll ist, bereits bei der pre-RA zu behandeln, da die Therapie signifikant das Risiko reduziert, innerhalb eines Jahres an einer voll entwickelten RA zu erkranken (2).

Signifikante Reduktion des Risikos

„Unser Review der verfügbaren klinischen Daten liefert Argumente für die sehr frühe Behandlung dieser Patienten“, kommentiert Studienautor Dr. Stephane Hilliquin vom Pitié Salpêtrière Universitätsspital in Paris, „in jenen Studien, in denen pre RA-Patienten eine aktive Therapie erhielten, sahen wir eine signifikante Reduktion des Risikos eine RA zu entwickeln. Wir konnten allerdings keinen signifikanten Unterschied im Hinblick auf die radiologische Progression sehen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer so frühen Therapie muss also weiter untersucht werden.
Für die Metaanalyse wurden aus 595 Abstracts neun verwertbare randomisierte, kontrollierte Studien identifiziert, acht davon zur undifferenzierten Arthritis und eine zur sehr frühen RA. Diese Studien entsprachen einer Population von 1,156 Patienten mit einer Symptomdauer von 16.2 ± 12.6 Wochen. Die Inzidenz einer RA innerhalb von 52 Wochen wurde in sechs Studien untersucht, eine Studie (mit 800 Patienten) lieferte Daten zur RA-Inzidenz innerhalb von 120 Wochen. In den Studien kamen unterschiedliche Interventionen zum Einsatz (Methylprednisolon, Methotrexat, TNF-Blocker, Abatacept oder Rituximab.


1) Aletaha D et al. 2010 Rheumatoid arthritis classification criteria: an American College of Rheumatology/European League Against Rheumatism collaborative initiative. Ann Rheum Dis 2010; 69: 1580–1588
2) Hugues B, Hilliquin S, Mitrovic S, et al. Does a very early therapeutic intervention in very early arthritis / pre-Rheumatoid Arthritis patients prevent the onset of Rheumatoid Arthritis: a systematic review and meta-analysis. EULAR 2017; Madrid: Abstract OP0011